idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
20.11.1998 15:11

Große Jahresfeier/Preisverleihungen

Myriam Hönig Pressestelle
Bayerische Akademie der Wissenschaften

    Preisverleihungen und Rechenschaftsbericht des Präsidenten
    in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften

    Im Herkulessaal der Residenz zu München wird die Bayerische Akademie der Wissenschaften am Samstag, dem 5. Dezember 1998, ihre feierliche Jahressitzung abhalten. Diese Feier, zu der die 1759 gegründete Akademie regelmäßig über 1.000 Gäste aus dem In- und Ausland begrüßen kann, stellt alljährlich den Höhepunkt im Veranstaltungsreigen der Einrichtung dar. Der ihr seit Januar 1998 vorstehende Präsident, Prof. Dr. Dr.h.c.mult. Heinrich Nöth, wird im Rahmen der Feier seinen ersten Rechenschaftsbericht ablegen und den Akademiepreis, den Max-Weber-Preis, den Arnold-Sommerfeld-Preis sowie erstmals den Robert-Sauer-Preis vergeben. Darüber hinaus sollen mit der Medaille "Bene merenti" in Silber geehrt werden Frau Emmi Thiemig von der Thiemig-Stiftung und Herr Dr. Maximilian Hackl, der Aufsichtsratsvorsitzende der bisherigen Bayerischen Vereinsbank und langjährige Schatzmeister der "Freunde der Akademie". Ausgezeichnet wird auch das Münchner Redaktionsteam des weltweit einzigartigen Lexikons des Mittelalters, das in diesem Jahr vollendet wurde. Ein Zeichen für die Verankerung der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in der Gegenwart stellt schließlich der diesjährige Festvortrag ihres ordentlichen Mitgliedes und designierten Chefs des Münchner ifo-Institutes, Prof. Dr. Hans-Werner Sinn, dar: Wird es in ihm doch um die Krise der Gesetzlichen Rentenversicherung und Wege zu ihrer Lösung gehen.
    Die Bayerische Akademie der Wissenschaften ist eine unter staatlicher Fürsorge stehende Vereinigung von ausgewählten Gelehrten mit der Aufgabe eines fächer- und nationenübergreifenden wissenschaftlichen Austausches. Zu diesem Zweck hat die Bayerische Akademie beispielsweise derzeit 36 Kommissionen mit über 300 Mitarbeitern eingerichtet, in denen spezielle - auch drittmittelgeförderte - Projekte bearbeitet werden. Rechenschaft über deren Arbeiten im Jahr 1998 wird der Präsident in seinem Bericht während der Jahressitzung ablegen. Doch möchte die Akademie auch die Forschungsleistungen anderer - vor allem des wissenschaftlichen Nachwuchses - stimulieren und fördern, indem sie Preise vergibt - in diesem Jahr in Höhe von 36.000,- DM.
    Die Preisträger 1998 sind: Ronald E. Watson (Akademiepreis in Höhe von 10.000,- DM), Sonja Glauch (Max-Weber-Preis in Höhe von 8.000,- DM), Dr. Thomas Jung (Arnold-Sommerfeld-Preis in Höhe von 8.000,- DM) und Dr.-Ing. Rainer Callies (erstmalige Vergabe des Robert-Sauer-Preises in Höhe von 10.000,- DM).
    Der Akademiepreis wird an Personen verliehen, die nicht hauptberuflich in der Forschung tätig sind, gleichwohl jedoch herausragende Forschungsleistungen erbracht haben. So ist es auch bei dem diesjährigen Preisträger, Ronald E. Watson: Er hat sich als pensionierter Angehöriger der US-Armee in den letzten 20 Jahren zu einem international ausgewiesenen Spezialisten für eine besonders artenreiche und anpassungsfähige Fischgruppe, der Gobioidei (der meergrundelartigen Fische) entwickelt. Dabei handelt es sich um kleine Fische, die mannigfaltige Anpassungen an das Leben auf dem Grund des Wassers und in bezug auf ihre Nahrungswahl aufweisen. Dem entsprechend haben diese Fische eine enorme Artenvielfalt mit ca. 2.000 Arten und 400 Gattungen entwickelt, die man im Süßwasser und im Meer vorfinden kann. Ronald E. Watson nun ist es gelungen, durch eine systematische Erforschung dieser Gobioidei 44 neue Arten, zwei neue Subgenera, eine neue Gattung und vermutlich sogar eine neue Familie erstmals zu beschreiben. Er hat seine Forschungen stets eigenfinanziert. Mittlerweile ist er dank seiner Kenntnisse u.a. als Gutachter für das Journal of Natural History in London tätig und gilt als weltweit führender Spezialist für die meergrundelartigen Fische.
    Der Max-Weber-Preis 1998 geht an Sonja Glauch für ihre derzeit in Druck befindliche Arbeit über "Die Martianus-Capella-Bearbeitung Notkers des Deutschen". Martianus Capella war ein spätrömischer, noch nicht christlicher Autor, der in einer sehr kunstvollen Sprache über die Hochzeit der Philologie mit Merkur schrieb. Diese allegorische Rahmenhandlung war jedoch nur die Einkleidung einer Enzyklopädie der "Septem artes", die in den späteren christlichen Jahrhunderten als Grundlage auch des geistlichen Bildungswissens diente. So kam es, daß ein Mönch namens Notker der Deutsche im Kloster St. Gallen vor nunmehr 1.000 Jahren jenes Buch bearbeitete mit dem Ziel, das komplizierte Latein verständlicher zu machen. Er übersetzte den Text ins Althochdeutsche und kommentierte ihn. Dem entsprechend ging nun auch Sonja Glauch vor, die Notkers Übersetzung und Kommentar ihrerseits in unsere heutige Sprache übersetzte und kommentierte, nach dem Beweggrund seines Tuns forschte und nach einer bereits jetzt hochgelobten, akribischen und doch sehr flüssig zu lesenden Untersuchung ein völlig neues Profil des St. Galler Mönches zeichnete: Demnach suchte Notker immer wieder nach dem spirituellen Sinn des (heidnischen) Textes, war die Allegorie von Merkur und der Philologie für ihn letztlich vor allem eine Allegorie von der Transzendenz des Menschlichen zum Göttlichen.
    Den Arnold-Sommerfeld-Preis 1998 soll Dr. Thomas Jung erhalten, der einen entscheidenden Beitrag zur Aufklärung der Ursachen des Eichensterbens geleistet hat. Er deckte auf, daß eine Pilzart der Erreger dieses Eichensterbens ist, obwohl man bisher von einer Auslösung primär durch Luftverunreinigungen ausging. Das Eichensterben wurde 1984 in die jährlich durchgeführten Waldschadenserhebungen aufgenommen und unter den Begriff "neuartige Waldschäden" subsumiert. Erst durch die Arbeiten von Thomas Jung ist es nunmehr möglich, breit angelegte Bekämpfungs- oder Vermeidungsstrategien zu entwickeln.
    Der Robert-Sauer-Preis schließlich beruht auf einer privaten Stiftung und wird in diesem Jahr erstmals zum Andenken an die 100. Wiederkehr des Geburtstages von Robert Sauer verliehen. Erhalten soll ihn Dr.-Ing. Rainer Callies; er ist dank seiner wissenschaftlichen Leistungen auf dem Gebiet der Simulation von optimalen Flugbahnen einer Raumsonde in der Lage, den gesamten Flug in einem einzigen Optimierungsprozeß zu behandeln. Ansonsten ist dies aufgrund sehr komplexer Optimierungsprobleme, die bei einer realistischen Modellierung des Fluges einer Raumsonde auftauchen, nicht möglich, und man muß deshalb den Flug in Teilphasen zerlegen - z.B. in die Startphase, den interplanetarischen Flug und die Endphase. Rainer Callies hingegen ist imstande, den gesamten Flug in einem Prozeß zu behandeln. Er arbeitet derzeit an seiner Habilitationsschrift.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Politik, Recht, Wirtschaft, fachunabhängig
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte, Personalia, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).