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30.11.2021 12:40

Holzschuh-Preis für Studie: Fasten ist auch mit Typ 1 Diabetes möglich

Kay Gropp Pressestelle
Universität Witten/Herdecke

    Auch Menschen mit Typ 1 Diabetes können fasten: Das zeigt eine Machbarkeitsstudie von Dr. Bettina Berger von der Universität Witten/Herdecke (UW/H), die gemeinsam mit ihrer Arbeitsgruppe ein mehrtägiges Fasten erprobt hat. Dafür wurde sie in der letzten Woche mit dem Holzschuh-Preis für Komplementärmedizin ausgezeichnet. Der Preis wird jährlich vom Stiftungsrat der Karl und Hilde Holzschuh-Stiftung vergeben und ist mit 5000 Euro dotiert.

    Fasten - der freiwillige Verzicht auf feste Nahrung über einen bestimmten Zeitraum – wird in zahlreichen Kulturen und Religionen praktiziert und ist aus der modernen Naturheilkunde nicht mehr wegzudenken. Denn als therapeutische Intervention konnte eine Vielzahl von positiven Wirkungen nachgewiesen werden. Menschen mit Typ-1-Diabetes wird bisher vom Fasten abgeraten. Vor allem wird dies mit der komplizierten Steuerung des Insulin-Haushalts begründet. Nur wenige Ärzte oder Ärztinnen sind bereit, Menschen mit Typ 1 Diabetes während des Fastens zu betreuen.

    Dr. Bettina Berger und ihre Arbeitsgruppe haben hier einen ersten Schritt gewagt. Sie haben in einer Studie die Machbarkeit, die positiven Auswirkungen und auch fastenbedingte Nebenwirkungen untersucht. Dazu fasteten 20 Personen mit und eine Referenzgruppe von 10 Personen ohne Diabetes sieben Tage nach dem Buchinger-Programm. Das Buchinger Fasten ist eine leitlinienbasierte multimodale Intervention, und umfasst neben der Einnahme von Flüssigkeiten wie Brühe, Gemüsesaft, Wasser und Tee auch Bewegung, ressourcenorientiertes Training und Achtsamkeit. Selbstverständlich wurde die Insulindosierung an das Fasten angepasst und alle Werte regelmäßig kontrolliert.

    Und die Ergebnisse können sich sehen lassen. Die Blutzuckerwerte sind überwiegend im Zielbereich geblieben; es gab keine schweren Hypo- oder Hyperglykämien. Signifikant verbessert haben sich sowohl direkt nach dem Fasten als auch in einem Nacherhebung das Gewicht und der BMI. In der qualitativen Befragung 4 Monate nach der Intervention konnten neben den physischen Verbesserungen deutliche Änderungen im Diabetes-Management festgestellt werden: eine gesteigerte Flexibilität im Umgang mit Essensvorschriften und die Entwicklung der Fähigkeit zum intermittierenden Fasten.

    Prof. Dr. med. Harald Matthes, Vorstand der Hufelandgesellschaft und Juryvorsitz, begründet die Auswahl wie folgt: „Die Jury hält diese Studie der komplexen Fastenintervention für einen wichtigen Meilenstein in der zukünftigen Behandlung auch von Typ 1 Diabetiker*Innen; nunmehr ist deren Sicherheit und Nutzen gut belegt und sollte auf größere Patient*Innenkollektive angewandt werden.“

    Und Ragnar Watteroth, Stiftungsrat der Karl und Hilde Holzschuh-Stiftung betont: „Den Stiftern war es ein großes Anliegen, die komplementäre Medizin zu fördern. Mit der Vergabe dieses Forschungspreises, einem der wichtigsten Preise im Bereich Integrative Medizin, kommen wir dem Wunsch der Stifter nach. Und dass wir in diesem Jahr - bereits zum 15. Mal nicht nur eine solch hochkarätige Forschungsarbeit auszeichnen dürfen, sondern auch noch eine der Patientengruppen im Mittelpunkt steht, die sonst wenig von Komplementärmedizin profitieren durfte, freut uns ganz besonders.“

    Der Holzschuh-Preis für Komplementärmedizin wird jährlich ausgeschrieben und ist mit 5.000 Euro dotiert. Über die Vergabe des Preises entscheidet eine unabhängige, von der Hufelandgesellschaft und der Holzschuh-Stiftung zusammengestellte Jury. Bewertet werden dabei unter anderem das Studiendesign und die Qualität der Ergebnisse sowie die Relevanz für die Komplementärmedizin.

    Die Originalpublikation ist zu finden unter: Bettina Berger et al (2021): Seven-day fasting as a multimodal complex intervention for adults with type 1 diabetes: Feasibility, benefit and safety in a controlled pilot study (Nutrition 86 (2021) 111169)

    Weitere Informationen:
    Interview von Bettina Berger mit der Karl und Veronika Carstens Stiftung, Sponsor der Studie
    https://www.carstens-stiftung.de/artikel/dr-bettina-berger-fasten-fuer-menschen-...
    Dokumentarfilm zur Fastenstudie im September 2018
    https://www.youtube.com/watch?v=MLZz6XBipXk&t=6s
    Link zum Forschungsprojekt an der Universität Witten/Herdecke
    https://www.uni-wh.de/gkls/forschung/projekte/integrative-typ-1-diabetologie/
    Dr. Bettina Berger, 02330 / 62 47 63, bettina.berger@uni-wh.de

    Ansprechpartner Presseteam: Kay Gropp, 02302/926-805, kay.gropp@uni-wh.de oder Katrin Schubert, 02302/926-858, katrin.schubert@uni-wh.de

    Über uns:
    Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1982 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als Modelluniversität mit rund 2.800 Studierenden in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und Kultur steht die UW/H für eine Reform der klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung.

    Witten wirkt. In Forschung, Lehre und Gesellschaft.

    www.uni-wh.de / blog.uni-wh.de / #UniWH / @UniWH


    Originalpublikation:

    Bettina Berger et al (2021): Seven-day fasting as a multimodal complex intervention for adults with type 1 diabetes: Feasibility, benefit and safety in a controlled pilot study (Nutrition 86 (2021) 111169)


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Wettbewerbe / Auszeichnungen
    Deutsch


     

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