idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
07.12.2021 11:46

Welche Faktoren die Impfbereitschaft beeinflussen

Meike Drießen Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Die Impfung gegen Covid-19 kann entscheidend dabei helfen, die Pandemie zu beenden. Aber zu viele Menschen lehnen sie ab. Welche Faktoren bei der Entscheidung für oder gegen die Impfung eine Rolle spielen, hat ein Team aus der Psychologie der Ruhr-Universität Bochum (RUB) in einer großen Online-Umfrage im Mai 2021 untersucht. Über 9.000 Menschen in neun Ländern auf drei Kontinenten machten mit. Fazit: Wen man mit Aufklärungskampagnen oder Überzeugungsarbeit besonders adressieren sollte, variiert von Land zu Land. Fast überall sind es Menschen, die an der Wirksamkeit der Maßnahmen zweifeln, die die Politik ergreift. Und Menschen, die sich nicht über das Fernsehen informieren.

    Die Forschenden berichten in der Zeitschrift Plos One vom 1. Dezember 2021.

    Je rund 1.000 Befragte pro Land

    Die Online-Umfrage im Mai 2021 lief eine Woche lang. Je rund 1.000 Menschen ab 18 Jahren aus China, Frankreich, Deutschland, Polen, Russland, Spanien, Schweden, Großbritannien und den USA beteiligten sich daran. Erfragt wurden Geschlecht, Alter, Familienstand, Sozialstatus, der Lebensmittelpunkt in einer Stadt oder auf dem Land, die Zugehörigkeit zu einer Risikogruppe, die psychische Verfassung und die Mediennutzung sowie die Wahrnehmung der Kommunikation durch die Regierung und die Einstellung der Teilnehmenden gegenüber den Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung.

    Fast 30 Prozentpunkte Unterschied zwischen Großbritannien und Russland

    Insgesamt gaben rund 80 Prozent der Befragten an, bereits geimpft zu sein oder sich impfen lassen zu wollen. Der Anteil schwankte allerdings stark von Land zu Land. Während in Großbritannien 93,9 Prozent willens waren, sich impfen zu lassen, waren es in Russland nur 62 Prozent. „Ein bemerkenswert großer Unterschied“, sagt Privatdozentin Dr. Julia Brailovskaia vom Forschungs- und Behandlungszentrum für psychische Gesundheit der RUB, die die Studie gemeinsam mit Prof. Dr. Jürgen Margraf und Prof. Dr. Silvia Schneider durchführte.

    Die Unterschiede zwischen den neun Ländern lassen sich aus einer Mischung interner und externer Faktoren erklären, meinen die Forschenden. „Etwa 30 bis 40 Prozent der Abweichungen können wir auf die von uns untersuchten Faktoren zurückführen“, so das Team. In Deutschland sind Impfskeptiker eher männlich. In China hingegen sind es eher Frauen, die sich nicht impfen lassen möchten. In Schweden und einigen anderen Ländern spielt das Geschlecht keine Rolle.

    In den USA und Deutschland lehnen Menschen die Impfung eher ab, wenn sie unter starken Stresssymptomen leiden oder wenn ihre psychische Gesundheit besonders ausgeprägt ist. „Menschen, die über eine gute psychische Gesundheit verfügen, nehmen die Bedrohung durch die Pandemie vielleicht weniger stark wahr als andere und sehen daher nicht die Notwendigkeit, sich durch eine Impfung zu schützen“, schätzen die Forschenden. „Unter Stress hingegen neigen Menschen zu unangepassten Reaktionen, die die Situation verschlimmern können.“ Beide Faktoren waren in anderen Ländern nicht bedeutend.

    Informationsquellen spielen eine Rolle

    In fast allen Ländern fanden die Forschenden einen Zusammenhang zwischen der Nicht-Nutzung des Fernsehens als Informationsquelle und der Ablehnung einer Impfung. In Polen, Schweden und den USA trug die Nutzung von Social Media als Informationsquelle dazu bei, dass Menschen die Impfung eher ablehnten. Menschen, die die Maßnahmen der Politik nicht als wirksam empfinden, neigen ebenfalls eher dazu, die Impfung abzulehnen. Eine Ausnahme stellt hier China dar.

    „Um die Impfbereitschaft zu erhöhen und damit eine weltweite Immunität gegen Covid-19 zu erreichen, muss jede Regierung das spezifische Muster für ihre Bevölkerung berücksichtigen. Dies ist der wichtigste Weg zum Erfolg im Kampf gegen die Pandemie“, so Julia Brailovskaia.

    Die Studie ist Teil des Projekts „Bochum Optimism and Mental Health (BOOM)”, das die Risiko- und Schutzfaktoren für die psychische Gesundheit untersucht.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Privatdozentin Dr. Julia Brailovskaia
    Forschungs- und Behandlungszentrum für psychische Gesundheit
    Ruhr-Universität Bochum
    Tel.: +49 234 32 21506
    E-Mail: julia.brailovskaia@rub.de


    Originalpublikation:

    Julia Brailovskaia, Silvia Schneider, Jürgen Margraf: To vaccinate or not to vaccinate!? Predictors of willingness to receive Covid-19 vaccination in Europe, the U.S., and China, in: Plos One, 2021, DOI: 10.1371/journal.pone.0260230, https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0260230


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Gesellschaft, Medizin, Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).