idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
08.12.2021 10:39

Spaß am Naturschutz und Gutes tun

Dr. Michael Welling Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei

    Länder- und projektübergreifende Studie über die Motivation von ehrenamtlich Forschenden

    Was treibt ehrenamtlich Forschende – sog. Citizen Scientists – an, sich in ihrer Freizeit an Untersuchungen zur biologischen Vielfalt, speziell dem Monitoring von Insekten, zu beteiligen? Dieser Frage ist ein internationales Forschungsteam unter der Leitung von Dr. Anett Richter vom Thünen-Institut für Biodiversität in Braunschweig nachgegangen. Ziel war es, ein klareres Bild über die Motivationen zu bekommen, um Ehrenamtliche besser in internationale Monitoringprogramme einbinden zu können.

    Richter und ihre Kolleginnen und Kollegen befragten dafür 181 ehrenamtlich Forschende in Deutschland, Dänemark und Israel, die an Insekten-Monitoringprogrammen beteiligt waren, zu ihren Motiven und Erwartungen. „Die Ergebnisse zeigen, dass in allen drei Ländern die wesentlichen Motive für eine Projektteilnahme ‚Spaß haben‘ und ‚etwas (Gutes) für die Natur tun‘ waren“, sagt die Forscherin aus dem Thünen-Institut. Neben solchen, eher auf die eigene Person bezogenen Motiven spielten auch selbstlose Motive wie „einen Beitrag zur Wissenschaft leisten“ und „einen Beitrag zum Naturschutz leisten“ eine wichtige Rolle. Diese Ergebnisse bestätigen bisherige Studien zur Motivation und sind für die Planungen zukünftiger Projekte von Bedeutung.

    Das Autorenteam zeigt, dass – entgegen bisheriger Studien – das Alter und das Geschlecht der Teilnehmenden keinen signifikanten Einfluss auf ihre Beweggründe hatte. Allerdings, und das ist eine neue Erkenntnis in der begleitenden Forschung zu Citizen Science, zeigten sich durchaus Unterschiede in den Motiven der Teilnehmenden, die sich auf ihre jeweiligen kulturellen Hintergründe zurückführen lassen. So steht bei Teilnehmenden in manchen Ländern der Spaß an der Tätigkeit im Vordergrund, während in anderen Ländern ein Teilnahmezertifikat einen hohen Stellenwert hat.

    Aus umweltpsychologischer Sicht spannend waren insbesondere die Ergebnisse zu den Wechselbeziehungen zwischen Motiven und der Durchführung von Projektmaßnahmen, wie z. B. von Trainingsmaßnahmen oder das Geben von Feedback. So wurde erkennbar, dass die Motive „sich als Teil der Gemeinschaft zu fühlen“ und „Lernen“ positiv verbunden waren mit der Projektmaßnahme „Training der Ehrenamtlichen zur Bestimmung von Insekten“. Doch es gibt auch negative Wechselwirkungen. Die Umweltpsychologin Melissa Marselle von der Environmental Psychology Research Group der University of Surrey sagt dazu: „Überrascht hat uns das Ergebnis, dass monetäre Anreize, also beispielsweise eine finanzielle Bonuszahlung für die Teilnahme, sich negativ auf die Motivation auswirken können, sich für den Erhalt von Insekten einzusetzen.“

    Aus den Ergebnissen schließen Richter und ihre Co-AutorInnen, dass es beim Aufbau von Citizen-Science-Projekten von großer Bedeutung ist, sich frühzeitig Klarheit über die möglichen Motive der Teilnehmenden zu verschaffen. Ein aktiver Austausch zwischen den Forschenden und den Ehrenamtlichen vor und während der Projektlaufzeit ist unerlässlich, um Monitoring-Programme erfolgreich umzusetzen. Besonders bedeutsam sind dabei eine kompetente Kommunikation und Koordination der Vorhaben. Bei internationalen Programmen ist es zudem notwendig, die unterschiedlichen individuellen und kulturellen Hintergründe der Teilnehmenden zu berücksichtigen.

    Beteiligt an der Studie waren neben dem federführenden Thünen-Institut für Biodiversität die School of Zoology und das Steinhardt Museum of Natural History (Tel Aviv, Israel), das Natural History Museum of Denmark (Kopenhagen, Dänemark), das Helmholtz Zentrum für Umweltforschung – UFZ (Leipzig), die Universität Leipzig, das Department of Applied Ecology der North Carolina State University (Raleigh, USA), die Friedrich Schiller Universität Jena sowie die Environmental Psychology Research Group der University of Surrey (Guildford, Vereinigtes Königreich). Die Ergebnisse sind in dem Journal „Biological Conservation“ veröffentlicht.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Anett Richter
    Thünen-Institut für Biodiversität, Braunschweig
    Tel.: 0531 596-2584
    Mail: anett.richter@thuenen.de


    Originalpublikation:

    Richter A. et al. (2021) Motivation and support services in citizen science insect monitoring: A cross-country study. Biological Conservation 263: 109325. https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0006320721003773


    Bilder

    Blütenbesucher: Widderchen auf Wiesenknopf
    Blütenbesucher: Widderchen auf Wiesenknopf
    Anett Richter


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Gesellschaft, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Blütenbesucher: Widderchen auf Wiesenknopf


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).