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10.12.2021 11:18

Internationale Auszeichnung für einflussreiche Forschung zur Vorhersage von Programmlaufzeiten

Friederike Meyer zu Tittingdorf Pressestelle der Universität des Saarlandes
Universität des Saarlandes

    Zu wissen wie lange ein Programm benötigt, um seine Berechnungen durchzuführen, ist für viele Anwendungen von zentraler Bedeutung. Nur mit diesem Wissen kann man garantieren, dass zeitkritische Systeme in Autos, Flugzeugen oder Industrieanlagen rechtzeitig reagieren. Die Architektur des Rechners, auf dem eine Software läuft, ist für die Laufzeit von Programmen und deren Analyse sehr wichtig. Wie wichtig genau, hat ein Team von Informatikern der Universität des Saarlandes um Professor Reinhard Wilhelm im Jahr 2003 gezeigt – und wurde dafür nun auf der weltweit größten Konferenz für Echtzeitsysteme mit einem Test-of-Time Award ausgezeichnet.

    Die ausgezeichnete Arbeit unter dem Titel „The Influence of Processor Architecture on the Design and the Results of WCET Tools“ veröffentlichte Reinhard Wilhelm gemeinsam mit seinen Kollegen Reinhold Heckmann, Marc Langenbach und Stephan Thesing vor knapp 20 Jahren im Journal „Proceedings of the IEEE“, das von der weltgrößten Ingenieursvereinigung, dem „Institute for Electrical and Electronic Engineers“, herausgegeben wird. „In dieser Arbeit haben wir untersucht, wie die Rechnerarchitektur die Laufzeit von Programmen beeinflusst – und wie man dementsprechend die Tools zur Berechnung der Programmlaufzeit anpassen muss“, erklärt der seit 2014 emeritierte Professor der Universität des Saarlandes.

    Die Arbeit der Saarbrücker Informatiker hatte großen Einfluss auf die Forschung. Durch den Aufsatz erhielt das Forschungsfeld der sogenannten ‚Timing Predictability‘, in dem die Rahmenbedingungen erforscht werden, anhand derer die Laufzeit eines Programms vorhergesagt werden kann, einen entscheidenden Schub. „Zwar gab es schon vor unserem Papier Arbeiten in diesem Bereich. Die glichen aber eher Wunschlisten, wie man sich eine optimale Rechnerarchitektur zur Vorhersage der Programmlaufzeit vorstellt. Wir hatten bereits sehr erfolgreiche Werkzeuge zur Zeitvoraussage für mehrere Architekturen entwickelt und konnten uns deshalb auf einen reichhaltigen Erfahrungsschatz aus der Praxis berufen und ganz konkret Unzulänglichkeiten damaliger Rechnerarchitekturen benennen, besonders gut funktionierende Prozessoren herausstellen und so Empfehlungen für die herstellende Industrie aussprechen“, sagt Reinhard Wilhelm.

    So groß der Einfluss auf die Forschung war, der durchschlagende Erfolg in der Industrie blieb aus, weil zeitkritische Systeme keinen dominierenden Anteil im Prozessormarkt beanspruchen. „Kurioserweise beruhen heutzutage zwei der bekanntesten durch Hardware bedingten Sicherheitslücken der letzten Jahre, Spectre und Meltdown, auf denselben Ursachen, die wir schon vor knapp 20 Jahren als problematisch für die Vorhersage von Programmlaufzeiten identifiziert haben – vielleicht waren wir einfach nur zu früh?“, sagt Reinhard Wilhelm.

    Der Test-of-Time Award des „IEEE Technical Committee on Real-Time Systems (TCRTS)” wurde am 9. Dezember auf dem 42. „IEEE Real-Time Systems Symposium (RTSS)“, der weltweit größten Konferenz zu Echtzeitsystemen, vergeben. Mit dem Preis werden Arbeiten im Forschungsfeld der Echtzeitsysteme gewürdigt, die einen besonders nachhaltigen Einfluss hinterlassen haben. „Solch eine internationale Auszeichnung zu erhalten, ist natürlich eine besondere Ehre. Das bestätigt nochmal unsere Arbeit und zeigt, dass wir die Probleme auf die richtige Art und Weise angegangen sind“, sagt Reinhard Wilhelm.

    Hintergrund Saarland Informatics Campus:
    900 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (darunter 400 Promovierende) und rund 2100 Studierende aus mehr als 80 Nationen machen den Saarland Informatics Campus (SIC) zu einem der führenden Standorte für Informatik in Deutschland und Europa. Fünf weltweit angesehene Forschungsinstitute, nämlich das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), das Max-Planck-Institut für Informatik, das Max-Planck-Institut für Softwaresysteme, das Zentrum für Bioinformatik und das Forschungs-Cluster für „Multimodal Computing and Interaction“ sowie die Universität des Saarlandes mit drei vernetzten Fachbereichen und 24 Studiengänge decken das gesamte Themenspektrum der Informatik ab.

    Redaktion:
    Philipp Zapf-Schramm
    Kompetenzzentrum Informatik Saarland
    Saarland Informatics Campus
    Telefon: +49 681 302-70741
    E-Mail: pzapf@mmci.uni-saarland.de


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. em. Dr. Dr. h.c. Reinhard Wilhelm
    Tel.: +49 (0)681 - 302 – 3434
    E-Mail: wilhelm@cs.uni-saarland.de


    Originalpublikation:

    R. Heckmann, M. Langenbach, S. Thesing and R. Wilhelm, "The influence of processor architecture on the design and the results of WCET tools," in Proceedings of the IEEE, vol. 91, no. 7, pp. 1038-1054, July 2003, doi: 10.1109/JPROC.2003.814618.; https://ieeexplore.ieee.org/document/1215685


    Bilder

    Reinhard Wilhelm, emeritierter Informatik-Professor der Universität des Saarlandes
    Reinhard Wilhelm, emeritierter Informatik-Professor der Universität des Saarlandes
    Raphael Reischuk
    Universität des Saarlandes


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Elektrotechnik, Informationstechnik, Maschinenbau
    überregional
    Wettbewerbe / Auszeichnungen, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Reinhard Wilhelm, emeritierter Informatik-Professor der Universität des Saarlandes


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