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10.12.2021 11:37

Das Gedächtnis der Tumorzellen: Kirsten Kübler erforscht den Ursprung von Krebserkrankungen.

Dr. Stefanie Seltmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Berlin Institute of Health in der Charité (BIH)

    Dr. Kirsten Kübler, Fakultätsmitglied der Harvard Medical School, erhält eine Johanna Quandt-Professur für „Early Cancer Development and Prevention“ am Berlin Institute of Health in der Charité (BIH). Die Fachärztin für Frauenheilkunde hat bislang am Massachusetts General Hospital (MGH) der Harvard Medical School und dem Broad Institute, die molekularen Veränderungen bei der Entstehung einer Vielzahl von Tumoren untersucht. Mithilfe von bioinformatorischen und experimentellen Methoden möchte sie nun die frühe Entstehungsgeschichte von Krebserkrankungen noch besser verstehen, um so langfristig gezielt eingreifen und vorbeugen zu können.

    Bevor Kirsten Kübler 2015 in die USA wechselte, hat sie in ihrer ärztlichen Tätigkeit an der Universitätsfrauenklinik Bonn die Dysplasiesprechstunde geleitet. „Hier haben wir Frauen beraten, die einen auffälligen Abstrich des Gebärmutterhalses aufwiesen, was ein Hinweis auf eine Krebsvorstufe sein kann. Beim Gebärmutterhalskrebs funktioniert die Früherkennung wunderbar, und wenn man den auffälligen Bereich operativ entfernt, ist die Krebsgefahr in der Regel gebannt“, erklärt die Gynäkologin. „Leider funktioniert das bei anderen Tumorarten nicht so gut.“

    Verstehen, wie Krebs beginnt

    In ihrer wissenschaftlichen Arbeit widmet sich Kirsten Kübler daher der Aufgabe, auch für andere Krebsarten Möglichkeiten der Früherkennung und Prävention zu finden. „Dazu muss man verstehen, wie der Krebs seinen Anfang nimmt“, beschreibt die Medizinerin. „Welcher Zelltyp ist betroffen, und wie sehen die allerersten Veränderungen im Erbgut einer einzelnen Zelle aus, die den Anstoß zur Entwicklung einer Tumorvorstufe geben? Welche zusätzlichen Veränderungen führen im weiteren Verlauf dazu, dass sich eine solche Vorstufe zu einer Tumorerkrankung weiterentwickelt?“

    Doch weil bei vielen Tumoren die allerersten Stadien in der Regel noch nicht auffällig sind, muss Kirsten Kübler gewissermaßen „rückwärts“ arbeiten und sich auf das „Gedächtnis“ der Tumorzellen im Erbgut stützen. „Wir analysieren die Krebszellen des Tumors und der Metastasen und schauen, welche Mutationen im noch gesunden Gewebe, welche in den Vorstufen und welche im Tumor entstanden sind. Wir wollen darüber hinaus verstehen, welche Mutationen das Tumorwachstum und die Metastasierung fördern und welche nur zufällig nebenbei entstehen.“ Mithilfe dieser rechnergestützten Analysen können die Wissenschaftler*innen um Kirsten Kübler auf die Ursprungszelle des Tumors, der „Cell-of-origin“, rückschließen, welche auch Aufschluss über den weiteren Verlauf der Erkrankung geben kann.

    Bessere Therapie und Prävention von Tumoren

    „Jeder Tumor und jede Patientin und jeder Patient hat sein „eigenes“ Mutationsspektrum. Daher muss auch jeder Tumor individuell behandelt werden“, erklärt Kirsten Kübler. „Unser Ziel ist es, die personalisierte Medizin im Bereich der Onkologie nach vorne zu bringen. Gleichzeitig hoffen wir, wenn wir die Ursprünge von Tumoren aufdecken, eine Möglichkeit zu finden, ihrer Entstehung vorzubeugen.“

    Professor Christopher Baum, Vorsitzender des BIH Direktoriums und Vorstand für den Translationsforschungsbereich der Charité – Universitätsmedizin Berlin, freut sich über die Verstärkung im Bereich der personalisierten Medizin: „Mit den Johanna Quandt Professuren möchten wir gezielt exzellente Wissenschaftlerinnen ansprechen, die ihre Forschungsergebnisse auch in die Anwendung bringen wollen. Kirsten Kübler verbindet auf hervorragende Weise die Bereiche Single Cell Analytik, Bioinformatik und Onkologie. Damit wird sie schnell Brücken schlagen zu verschiedenen Arbeitsgruppen im BIH und an der Charité. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit ihr und ihrem Team.“

    Kirsten Kübler hat an der Universität Bonn Medizin studiert und bereits über genetische Veränderungen beim Eierstockkrebs promoviert. 2015 habilitierte sie sich im Fach Geburtshilfe und Gynäkologie an der Universität Bonn mit einer Arbeit zu Grundlagen neuer Therapiekonzepte beim Ovarialkarzinom. Anschließend ging sie ans Broad Institute des MIT und der Harvard University sowie ans MGH. Dort widmete sie sich vor allem der Forschung im Bereich der rechnergestützten Genomanalyse von Tumoren. In Berlin wird sie nicht nur mit Kolleg*innen am BIH zusammenarbeiten, sondern für die medizinische Translation auch an die Klinik für Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie am Campus Benjamin Franklin der Charité – Universitätsmedizin Berlin angebunden sein. Ihre Zusammenarbeit mit dem Broad Institute, MGH und der Harvard Medical School wird sie selbstverständlich ebenso aufrechterhalten.

    Über die BIH Johanna Quandt-Professuren

    Die Stiftung Charité und das BIH haben gemeinsam die BIH Johanna Quandt-Professuren (W2‐Professuren auf Zeit mit einem echten Tenure Track) ins Leben gerufen. Das neuartige und international ausgeschriebene Professurenformat richtet sich gezielt an Wissenschaftlerinnen, um einen Impuls zur Förderung von Chancengleichheit in den Lebenswissenschaften zu setzen. In diesem Zusammenhang sind die Professuren mit einer verbindlichen Option zur Verstetigung als Lebenszeitprofessur versehen (echter Tenure Track). Außerdem zeichnen sich die Professuren durch eine besondere thematische Offenheit (Open Topic) aus; die Bewerberinnen waren aufgefordert worden, die Ausrichtung ihrer Professuren auch fernab der üblichen biomedizinischen Disziplinen selbst zu gestalten und so innovativ zum translationalen Auftrag des BIH beizutragen. Gemeinsam mit den drei bereits 2017 ausgewählten Johanna Quandt-Professorinnen werden zum Ende dieses Jahres sieben BIH Johanna Quandt-Professuren die Lebenswissenschaften in Berlin bereichern (vgl. auch Pressemitteilung der Stiftung Charité vom 31. August 2021 unter https://www.stiftung-charite.de/infos-presse/presse).

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    Über das Berlin Institute of Health in der Charité (BIH)
    Die Mission des Berlin Institute of Health (BIH) ist die medizinische Translation: Erkenntnisse aus der biomedizinischen Forschung werden in neue Ansätze zur personalisierten Vorhersage, Prävention, Diagnostik und Therapie übertragen, umgekehrt führen Beobachtungen im klinischen Alltag zu neuen Forschungsideen. Ziel ist es, einen relevanten medizinischen Nutzen für Patient*innen und Bürger*innen zu erreichen. Dazu etabliert das BIH als Translationsforschungsbereich in der Charité ein umfassendes translationales Ökosystem, setzt auf ein organübergreifendes Verständnis von Gesundheit und Krankheit und fördert einen translationalen Kulturwandel in der biomedizinischen Forschung. Das BIH wurde 2013 gegründet und wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und zu zehn Prozent vom Land Berlin gefördert. Die Gründungsinstitutionen Charité – Universitätsmedizin Berlin und Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) waren bis 2020 eigenständige Gliedkörperschaften im BIH. Seit 2021 ist das BIH als so genannte dritte Säule in die Charité integriert, das MDC ist Privilegierter Partner des BIH.

    Kontakt
    Dr. Stefanie Seltmann
    Leiterin Kommunikation
    Berlin Institute of Health at Charité (BIH)
    +49 (0) 30 450 543019
    stefanie.seltmann@bih-charite.de


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Kirsten Kübler


    Bilder

    Dr. Kirsten Kübler, Johanna-Quandt-Professorin am Berlin Institute of Health (BIH)
    Dr. Kirsten Kübler, Johanna-Quandt-Professorin am Berlin Institute of Health (BIH)
    Darren Pellegrino
    Privat / Darren Pellegrino


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Biologie, Informationstechnik, Medizin
    überregional
    Personalia
    Deutsch


     

    Dr. Kirsten Kübler, Johanna-Quandt-Professorin am Berlin Institute of Health (BIH)


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