Mit dem am Bochumer Astronomischen Institut entwickelten "Hexapod-Teleskop" (HPT) wird am Freitag, 27. November 1998, 12-14 Uhr, auf dem NRW-Forum Kultur und Wirtschaft in Düsseldorf das einzige Exponat aus einer Hochschule in NRW präsentiert und damit eines von elf Exponaten aus deutschen Hochschulen.
Bochum, 20.11.1998
Nr. 260
Einziges Hochschulprojekt aus NRW
RUB mit dem Hexapod-Teleskop auf der EXPO 2000
Registrierung weltweiter Projekte auf NRW-Kulturforum
Wenn fünf von 21 Projekten aus NRW als sogenannte "Weltweite Projekte der EXPO 2000" am Freitag, 27. November 1998, 12-14 Uhr, auf dem NRW-Forum Kultur und Wirtschaft in Düsseldorf (Ehrenhof 2) im Beisein von Ministerin Ilse Brusis (NRW-Ministerin für Arbeit, Soziales und Stadtentwicklung, Kultur und Sport) offiziell in Vertragsform "registriert" und den Medien vorgestellt werden, ist auch die RUB dabei: Mit dem am Bochumer Astronomischen Institut entwickelten "Hexapod-Teleskop" (HPT) wird das einzige Exponat aus einer Hochschule in NRW präsentiert und eines von elf Exponaten aus deutschen Hochschulen. Übrigens: Das HTP ist gehört zu Projekten, die dezentral aufgestellt werden: Während der EXPO 2000 wird das HDP auf dem Campus der RUB nahe dem Botanischen Garten zu besichtigen sein. Die Medien sind herzlich willkommen.
Ideales Teleskop für Ballons und Flugzeuge
Das HTP ist eine Synthese mehrerer neuartiger Komponenten, die im herkömmlichen Teleskopbau bisher nicht eingesetzt wurden. Das Konzept ist ideal für den zukünftigen Einsatz von Teleskopen auf Flugzeugen, Strato-sphärenballons und Satelliten, da es bei deutlich gesteigerter Präzision wirtschaftlicher, schonender im Umgang mit den verwendeten Materialien und nicht zuletzt umweltfreundlicher ist. Die wesentlichen, innovativen Merkmale lassen sich wie folgt zusammenfassen:
Mit sechs Beinen genauer beobachten
1. Montierung: Anstelle der klassischen Zwei-Achsen-Montierung, mit der bisher alle Teleskope ausgerüstet sind, dienen beim HPT sechs, in der Länge verstellbare Beine (Hexapod) mit hochpräzisen Spindeln dazu, das Teleskop auf das gewünschte Objekt zu richten und entsprechend der durch die Erdrotation verursachten Bewegung der Gestirne nachzuführen. Durch die Anordnung der optischen Struktur oberhalb der sechs Beine werden die Ausgleichsgewichte klassischer Teleskope vermieden und so eine Gewichtsreduktion um mehr als das Zehnfache erreicht. Anders als eine Zwei-Achsen-Montierung erlaubt das Hexapod komplizierteste Bewegungen. So können z.B. Schwingungen, wie sie beim Einsatz von Teleskopen auf Stratosphärenballons, Flugzeugen und Satelliten auftreten, ebenso leicht kompensiert werden wie Bildfeldrotationen beim erdgebundenen Einsatz. Die Rotationsfähigkeit des Systems kann weiterhin dazu benutzt werden, Polarisationseigenschaften des Sternlichtes (d.h. winkelabhängige Intensitätsschwankungen) zu untersuchen, was sonst nur mit komplizierten Zusatzgeräten möglich ist.
Dünner Spiegel spart Kosten und schont Umweltressourcen
2. Hauptspiegel: Der Hauptspiegel ist als eine Hybrid-Struktur ausgeführt. Sie besteht aus einer Konstruktion aus kohlenstoffaserverstärktem Kunststoff und einer 55 mm dicken Zerodurplatte, die als Spiegelelement dauerhaft aufgebracht ist. Ferner halten piezoelektrische keramische Posi-tionierelemente den dünnen Hauptspiegel computergesteuert in der idealen Form. Gegenüber klassischen Konzepten, wo ein vergleichsweise dicker Spiegel in einer überwiegend geschlossenen Metallspiegelzelle von mehreren Tonnen untergebracht ist, ergeben sich zahlreiche Vorteile:
(a) Ingesamt kann das Teleskopgewicht deutlich gesenkt werden; das spart Kosten bei Luft- und Raumfahrtprojekten und schont die Umwelt.
(b) Durch die offene Struktur und die extrem kleinen Massen ist der Hauptspiegel in kürzester Zeit im thermischen Gleichgewicht mit seiner Umgebung, was sich in einer besseren und stabileren Bildqualität ausdrückt.
(c) Abhängig von der Teleskopposition verbiegen sich große Hauptspiegel unter ihrem Eigengewicht, was mit erheblichen Einbußen der Abbil-dungsqualität einhergeht. Der HPT-Spiegel ist der erste Hauptspiegel, der aufgrund seiner festen Verbindung mit seinen 36 Unterstützungspunkten sowohl auf Druck als auch auf Zug reagiert und als Folge seiner großen Elastizität damit eine Konstanz der idealen, optischen Oberfläche (13 Nanometer rms) gewährleistet; damit wird er zum genauesten Teleskopspiegel weltweit.
Rechnergesteuerte Haltung sorgt für optimale Spiegelführung
3. Sekundärspiegel: Bei herkömmlichen Teleskopen treten Verbiegungen der Teleskopstruktur auf, für deren Kompensation es bisher keine Lösung gibt. Beim HPT sorgt eine weitere rechnergesteuerte Hexapodhalterung dafür, daß sich auch der Sekundärspiegel unabhängig von der Teleskopposition immer in der optimalen Lage befindet. Bei geeignetem Standort mit stabilen atmosphärischen Bedingungen läßt sich daher mit dem HPT eine Bildschärfe erreichen, wie sie derzeit nur vom Weltraum aus möglich ist.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Rolf Chini, Ruhr-Universität Bochum, Fakultät für Physik und Astronomie, Astronomisches Institut , Lehrstuhl für Astrophysik, 44780 Bochum, Tel. 0234/700-5802, Fax: 0234/7094-412, E-Mail: rchini@ruhr-uni-bochum.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Mathematik, Physik / Astronomie
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).