Mit „Karsch, und andere Prosa“ und „Zwei Ansichten“ liegen nun auch Band 4 und 5 der Werke von Uwe Johnson in historisch-kritischer Edition vor. Im 1964 erschienenen Werk „Karsch, und andere Prosa“ veröffentlichte Uwe Johnson zum ersten Mal Erzählungen. „Zwei Ansichten“, 1965 erstmals erschienen, bleibt ohne Gattungsbezeichnung.
Neben die deutlich formorientierten Romane traten mit dem Erzählband „Karsch, und andere Prosa“ nun episodisch konzentrierte, atmosphärisch dichte Erzählformen, die Wiederbegegnungen mit dem Personal der bisherigen Romane ermöglichen, insbesondere mit Gesine Cresspahl und dem Journalisten Karsch.
„Zwei Ansichten“ erweitert das Johnson’sche Personal um eine Krankenschwester aus Ost-Berlin und einen Fotografen aus Schleswig-Holstein. Sie lernen sich 1961 in West-Berlin kennen, die Mauer wird gebaut, sie werden getrennt. Die Geschichte handelt von ihrem Versuch, die Mauer zu überwinden, von den »Städten Berlin«, von der Macht der Medien, vom Alltag im Kalten Krieg.
Beide Bände gehen erkennbar auf dieselbe Suche nach neuen Stoffen zurück, ihre Entwicklung erfolgt teilweise parallel. Johnson schrieb sie in der ersten Hälfte der 1960er Jahre in West-Berlin, als die Berliner Mauer, deren Bau die Stadt zunächst in Schockstarre versetzt hatte, langsam zum Alltag wurde. Während in „Zwei Ansichten“ das geteilte Berlin mit seiner wechselhaften Geschichte zum zentralen Schauplatz wird, lotet Johnson in den Karsch-Erzählungen die Entfernungen zwischen Leipzig und Hamburg, zwischen Mecklenburg und Düsseldorf aus.
60 Jahre nach dem Bau der Berliner Mauer und 32 Jahre nach ihrem Fall provozieren beide Bände die Frage, ob die deutsche Teilung überwunden ist.
Die historisch-kritische Ausgabe legt in einem reichhaltigen Stellenkommentar die gemeinsame Entstehungsgeschichte frei und zeigt, wie exakt die Texte an den historischen und politischen Fakten entlanggeschrieben sind und welche Quellen Johnson benutzte. Die Re-Lektüre zeigt einen Johnson, der sich deutlich intensiver auch mit der politischen Lage in der BRD auseinandersetzte, als ihm gemeinhin nachgesagt wird.
Die Uwe Johnson-Werkausgabe ist als Akademienvorhaben der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften an der Universität Rostock auf 22 Bände in 43 Teilbänden angelegt. Die Bände erscheinen sowohl in Buchform als auch digital. Das Projekt mit einer Laufzeit von insgesamt 24 Jahren wird seit 2014 gemeinsam von der BBAW und dem Bundesland Mecklenburg-Vorpommern gefördert. Die dazugehörige Arbeitsstelle ist an der Uwe Johnson-Professur bei Professor Holger Helbig angesiedelt. Die materiale Basis der Edition ist das Uwe Johnson-Archiv, das sich als Depositum der Johannes und Annitta Fries Stiftung an der Universität Rostock befindet und von einer Forschungsstelle betreut wird. Gemeinsam mit der Uwe Johnson-Gesellschaft bilden diese Institutionen das Zentrum der Johnson-Forschung weltweit.
Kontakt:
Arbeitsstelle Uwe Johnson-Werkausgabe der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften an der Universität Rostock
E-Mail: johnson-werkausgabe@uni-rostock.de
Buchcover der neu erschienen Bände 4 und 5 der Uwe Johnson-Werkausgabe (Rostocker Ausgabe).
Buchcover der neu erschienen Bände 4 und 5 der Uwe Johnson-Werkausgabe (Rostocker Ausgabe).
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler, Wissenschaftler
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Deutsch
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