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30.12.1997 00:00

Lipoproteinfraktionen

Peter Pietschmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Ulm

    Fettverbindungen fein fraktioniert Foerderpreis fuer Ulmer Ernaehrungswissenschaftlerin

    In vier Fraktionen lassen sich Lipoproteine - Fett-Protein-Verbindungen, die in Lymphe und Blut wasserunloesliche Fette transportieren - nach klassischem Verfahren auftrennen. Neben dem "guten Cholesterin", dem high density lipoprotein (HDL, a-Lipoprotein), und dem "schlechten" low density lipoprotein (LDL, ss-Lipoprotein), gehen aus einer solchen Analyse das VLDL(very low density)- oder Prae-ss-Lipoprotein und die ebenfalls niedrigdichten triglyceridreichen Chylomikronen hervor.

    Dass eine ursaechliche Beziehung zwischen hohem Gesamt-LDL-Spiegel und Arteriosklerose besteht, gilt heute als gesichert. Allerdings wird vermutet, dass einzelne Untergruppen der Lipoproteine niederer Dichte mehr als andere und oxidierte LDLs im allgemeinen verstaerkt zur Gefaessverengung beitragen. Um diesen Verdacht zu bestaetigen, muesste man solche Untergruppen freilich erst einmal ausmachen, die vier Grobklassen also in weitere Subfraktionen zerlegen und zusaetzlich den Cholesterin- und Triglyceridgehalt dieser Subfraktionen messen.

    14 Untergruppen

    Dieses Kunststueck war noch niemandem gelungen, als Ulrike Zorn, diplomierte Ernaehrungswissenschaftlerin der Abteilung Klinische Chemie der Universitaet Ulm (Leiter Prof. Dr. Dr. Adolf Gruenert), im Sommer 1997 bei der Medizinischen Fakultaet ihre Dissertation zum Dr. biol. hum. mit dem Thema "Kapillarelektrophoretische Differenzierung von Lipoproteinen" einreichte. Mit dem "klassischen" Trennverfahren ist die Lipoprotein-Gel-Elektrophorese gemeint, eine Spielart der Elektrophorese, mittels derer elektrisch geladene Teilchen anhand ihrer unterschiedlichen Wanderungsgeschwindigkeit in einem elektrischen Feld voneinander getrennt werden koennen. Nach dieser Methode lassen sich auch die besagten vier Fett-Eiweiss-Verbindungen aufgrund unterschiedlicher Ladung aus einer Blutprobe isolieren. Anschliessend wird in den Einzelfraktionen durch Faerbetests der Cholesterin-, Triglycerid- oder Gesamtlipidgehalt bestimmt.

    Wird anstelle des Gels eine spezialbeschichtete Kapillare verwendet, so nennt sich das - von einer Regensburger Arbeitsgruppe aus der biochemischen Analytik auf diese Fragestellungen uebertragene - Verfahren Kapillarisotachophorese. Die bringt es auf ein Spektrum von insgesamt 14 Lipoproteinfraktionen. Allein das LDL laesst sich kapillarelektrophoretisch in bis zu acht Untergruppen zerlegen. Aber auch 14 verschiedene Lipoprotein-Untergruppen helfen kaum weiter, solange man in diesen Fraktionen nicht zwischen Cholesterin und Triglyceriden unterscheiden kann. Sie auseinanderzuhalten, erfordert bei der kapillarisotachophoretischen Trennung eine spezifische Vorbehandlung. Bisher praeparierte man die Proben mit Sudanschwarz B, einem wasserunloeslichen Fettfarbstoff. Der laesst in den Einzelfraktionen, die aus der Trennung hervorgehen, zwar den Gesamtgehalt an Cholesterin, Triglyceriden und Phospholipiden erkennen, nicht aber deren jeweilige Anteile.

    Faerbung ueber Zwischenprodukte

    Statt pauschal vorzufaerben, verwendet Zorn nun zwei Enzymmischungen, von denen eine die Triglyceride, die andere das Cholesterin in der Probe chemisch aufspaltet. Erst im Zuge dieser Reaktion entstehen ueber Zwischenprodukte die Faerbungen, die schliesslich Cholesterine und Triglyceride deutlich voneinander abheben. Wenn die so vorbehandelten (derivatisierten) Proben ueber die Kapillarsaeulen geschickt werden, kann man am Ende Cholesterin- und Triglyceridgehalt der 14 Lipoproteinfraktionen bestimmen. Damit wird die Pathophysiologie der LDL-Subfraktionen zugaenglich, laesst sich deren moeglicher Beitrag zur Arterienverengung untersuchen, ebenso wie die gegebenenfalls positiven Wirkungen von HDL-Fraktionen im atherosklerotischen Geschehen.

    In zahlreichen Versuchsreihen stellte Zorn sicher, dass die Faerbeverfahren reproduzierbare Ergebnisse liefern und die Intensitaet der Faerbung linear mit der Menge des nachzuweisenden Stoffes ansteigt. Auf der gemeinsamen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft fuer Laboratoriumsmedizin und der Deutschen Gesellschaft fuer Klinische Chemie vom 30. September bis 2. Oktober 1997 in Muenster wurde die Ulmer Wissenschaftlerin mit deren Foerderpreis in Hoehe von 5000 Mark ausgezeichnet.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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