idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
18.01.2022 13:54

Frühe Erde: Evolution in der abiotischen Welt

LMU Stabsstelle Kommunikation und Presse
Ludwig-Maximilians-Universität München

    LMU-Chemiker zeigen, dass Organokatalysatoren eine Evolution durchlaufen und bei der Entstehung des Lebens eine wichtige Rolle gespielt haben könnten.

    Vor der biologischen Evolution ereignete sich auf der frühen Erde eine chemische: Aus einfachen abiotischen Molekülen entstanden immer komplexere Netzwerke chemischer Reaktionen und schließlich die ersten Bausteine des Lebens. Wie die biologische beruht auch die chemische Evolution auf Veränderung und Selektion von Molekülen, wodurch neue Funktionen entstehen und verbreitet werden. Sie ist eine wichtige Voraussetzung für die Entstehung von Leben, wird aber auf der molekularen Ebene kleiner organischer Moleküle bisher schlecht verstanden. Ein Team um den LMU-Chemiker Oliver Trapp hat nun mit den sogenannten Imidazolidin-4-thion-Organokatalysatoren vielversprechende Kandidaten für ein präbiotisches evolutionäres System gefunden. Wie die Forschenden im Fachmagazin Angewandte Chemie berichten, können diese Organokatalysatoren ihre Zusammensetzung dynamisch ändern und wichtige Schritte auf dem Weg zum Leben katalysieren.

    „Als wir die Bildung von Aminosäuren und Nebenprodukten unter präbiotischen Bedingungen untersuchten, haben wir entdeckt, dass auch Imidazolidin-4-thion-Organokatalysatoren in beachtlichen Mengen entstehen“, erzählt Trapp. Diese Katalysatoren bilden eine Gruppe zyklischer Verbindungen, die sich aus verschiedenen Komponenten zusammensetzen und sich durch reversible Prozesse kontinuierlich umwandeln können. Katalysatoren setzen Reaktionen in Gang oder erleichtern sie. Imidazolidin-4-thion-Organokatalysatoren sind photochemisch aktiv und könnten auf der frühen Erde eine wichtige Rolle gespielt haben, da sie essenzielle Reaktionen wie etwa die Phosphorylierung katalysieren und Aminosäurevorläufer aufbauen können.

    „Mit unseren Experimenten konnten wir beweisen, dass diese Katalysatoren tatsächlich eine Evolution auf molekularer Ebene durchlaufen können“, sagt Trapp. „Sie können überraschenderweise die Bausteine verändern, aus denen sie zusammengesetzt sind. Zudem können sie diese veränderten Bausteine ein- und ausbauen und damit eine echte Mutation durchlaufen.“ Die Katalysatoren passen sich an ihre Umgebung an, d.h. bei unterschiedlichen Bedingungen werden verschiedene Spezies mit unterschiedlichen katalytischen Eigenschaften gebildet – sie ermöglichen damit gleich mehrere Reaktionspfade für die Umwandlung von abiotischer Materie in funktionelle Biomoleküle. Damit könnten diese Organokatalysatoren nach Ansicht der Autoren auf der frühen Erde tatsächlich eine wichtige Rolle gespielt haben, indem sie die Entwicklung zu unserem heutigen Biosystem unterstützten und katalysierten.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Professor Oliver Trapp
    Department Chemie
    Büro + 49 (0)89 2180-77714 (Sekretariat)
    Tel. +49 (0)89 2180-77461
    oliver.trapp@cup.uni-muenchen.de
    https://www.cup.uni-muenchen.de/de/departments/chemie/personen/prof-dr-oliver-tr...


    Originalpublikation:

    Dynamic Exchange of Substituents in a Prebiotic Organocatalyst: Initial Steps towards an Evolutionary System
    Anna C. Closs, Maximilian Bechtel, and Oliver Trapp
    Angewandte Chemie 2022


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Chemie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).