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19.04.2004 10:06

Neue Stiftungsprofessur für Genetische Medizin an der Uni Bonn

Frank Luerweg Dezernat 8 - Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

    Dr. Markus Nöthen ist der erste "Professor für Genetische Medizin" an der Universität Bonn. Der Wissenschaftler hat vor wenigen Tagen den Stiftungslehrstuhl der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung angetreten. Nöthen will mit seiner Arbeitsgruppe Erbanlagen identifizieren, die bei der Entwicklung komplexer genetischer Erkrankungen eine Rolle spielen - Beispiele sind etwa die Schizophrenie und die manische Depression. Die Krupp-Stiftung unterstützt ihn dabei in den kommenden fünf Jahren mit einer Million Euro.

    Der 40-Jährige bewegt sich in Bonn auf bekanntem Pflaster: Nach seinem Studium in Würzburg holte ihn der Humangenetiker Professor Dr. Peter Propping 1990 an den Rhein, bis Nöthen 2001 einen Ruf ans Antwerpener Zentrum für Medizinische Genetik annahm. "Eine spannende Aufgabe in einer sehr interessanten Stadt", so der Forscher. "Nach den drei Jahren dort gehe ich auch mit einem weinenden Auge." Einen Ruf an die LMU München schlug er aus. "Doch in Bonn bietet sich für Wissenschaftler in meinem Bereich mit einer ausgezeichnet aufgestellten Humangenetik und dem biomedizinischen Zentrum 'LIFE & BRAIN' eine einzigartige Chance."

    Professor Nöthen soll die geplante Genomik-Plattform am "LIFE & BRAIN"-Zentrum leiten. Neben der Finanzspritze durch die Krupp-Stiftung stellt unter anderem das Land und die Medizinische Fakultät weitere Mittel für Mitarbeiter und Laborausstattung. Das deutschlandweit einmalige Zentrum soll einerseits klinisch relevante Grundlagenforschung leisten, aber auch ihre kommerzielle Umsetzung vorantreiben.

    "Wir wollen die Erbanlagen identifizieren, die bei der Entwicklung so genannter komplexer genetischer Erkrankungen eine Rolle spielen", umreißt Nöthen sein Arbeitsgebiet. Das sind Krankheiten, zu deren Entstehung vermutlich mehrere Erbanlagen beitragen. Weil aber auch noch Umwelteinflüsse - zum Beispiel Stress oder Fehlernährung - eine Rolle spielen, sind die beteiligten Gene nur schwer zu identifizieren. "Die Polarisierung 'genetisch bedingt' - 'auf Umwelteinflüsse zurückzuführen' gibt es in unserem Gebiet nicht; bei genetisch komplexen Krankheiten spielen immer beide Komponenten mit."

    Ein Beispiel ist die Schizophrenie: Erkrankt einer von zwei eineiigen Zwillingen, so bekommt sein genetischer Doppelgänger mit einem Risiko von 50 Prozent die Krankheit ebenfalls. Neben den beteiligten Erbanlagen - das sind wahrscheinlich einige Dutzend - spielen also auch andere Faktoren eine Rolle. "Inzwischen hat man bereits drei Gene identifiziert, die anfällig für Schizophrenie machen können", erklärt der Humangenetiker. "Eines davon scheint auch bei der Entwicklung einer manischen Depression oder von Angststörungen eine Rolle zu spielen."

    Bei ihrer Suche konzentrieren sich die Wissenschaftler um den Bonner Stiftungsprofessor an den Schwerpunkten der Medizinischen Fakultät: "Bei dem starken Bonner Akzent auf den Neurowissenschaften stehen erbliche Hirnerkrankungen natürlich zunächst im Vordergrund", erklärt Nöthen. Aus ihren Erkenntnissen hoffen die Forscher dann neue, wirksamere Therapien ableiten zu können - auch wenn dieser Schritt noch immer groß ist, wie Professor Nöthen zugibt.

    Sein Schreibtisch steht momentan noch im Institut für Humangenetik auf der Wilhelmstraße. Zum Jahreswechsel steht aber schon ein neuer Umzug an: Dann soll das LIFE & BRAIN-Gebäude auf dem Venusberg bezugsfertig sein. Bis dahin ist noch viel zu tun: Bei Forschungsprojekten, die sich über zehn oder 15 Jahre hinziehen können, geht nichts über eine detaillierte Planung; die schnelle und gründliche Analyse tausender genetischer Proben, die in Zusammenarbeit mit universitären Zentren in Deutschland und dem europäischen Ausland gesammelt werden, erfordert zudem eine ausgefeilte Logistik. "Jede Probe bekommt bei Ankunft einen Strichcode, unter dem in einer Datenbank - anonymisiert - umfassende molekulargenetische Informationen abgelegt werden", erklärt Nöthen. Später werden diese Daten mit detaillierten Angaben zu Krankheitsbild und Lebensgeschichte, beispielsweise zu traumatischen Kindheitsereignissen, zusammengeführt. "Je umfassender die Daten, die in den Kliniken gesammelt werden, desto interessanter die Fragen, die wir später damit beantworten können."

    Bilder zu dieser Pressemitteilung gibt's im Internet unter http://www.uni-bonn.de >> Aktuelles >> Presseinformationen.

    Ansprechpartner:
    Professor Dr. Markus Nöthen
    Institut für Humangenetik der Universität Bonn
    Telefon: 0228/287-2644
    E-Mail: markus.noethen@ua.ac.be


    Bilder

    Professor Dr. Markus Nöthen. Hochaufgelöste Bilder zu dieser Pressemitteilung gibt's im Internet unter http://www.uni-bonn.de >> Aktuelles >> Presseinformationen.
    Professor Dr. Markus Nöthen. Hochaufgelöste Bilder zu dieser Pressemitteilung gibt's im Internet unt ...

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
    überregional
    Organisatorisches, Personalia
    Deutsch


     

    Professor Dr. Markus Nöthen. Hochaufgelöste Bilder zu dieser Pressemitteilung gibt's im Internet unter http://www.uni-bonn.de >> Aktuelles >> Presseinformationen.


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