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26.01.2022 13:25

Neue Projekte zur medizinischen Versorgung an der Charité

Manuela Zingl GB Unternehmenskommunikation
Charité – Universitätsmedizin Berlin

    Innovationsausschuss fördert drei Vorhaben im Bereich Neue Versorgungsformen

    Neue Konzepte der gesundheitlichen Versorgung erproben, um die Regelversorgung in Deutschland innovativ weiterzuentwickeln – dieses Ziel verfolgen die Projekte im Bereich Neue Versorgungsformen. Die Charité – Universitätsmedizin Berlin leitet jetzt drei neue solcher Vorhaben. Darüber hinaus ist sie an drei weiteren als Partnerin beteiligt. Der Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) fördert diese Projekte im Modul der Neuen Versorgungsformen mit einer Summe von jeweils drei bis neun Millionen Euro für eine Laufzeit von drei bis vier Jahren.

    Der Innovationsausschuss hat insgesamt 17 neue Vorhaben bewilligt, an sechs davon ist die Charité beteiligt. Die drei Projekte unter Charité-Leitung entwickeln und evaluieren innovative Versorgungsmodelle in den Themenbereichen: Neurodermitis, kooperative Betreuung ambulant Pflegebedürftiger sowie Menstruationsschmerzen und Endometriose. Im Fokus der neuen Vorhaben stehen Elemente der Digitalisierung, der Telemedizin sowie der transsektoralen Zusammenarbeit. Bei erfolgreicher wissenschaftlicher Evaluation können die Projekte als neue Versorgungsform in die Regelversorgung überführt werden. Seit 2016 fördert der G-BA mit den Mitteln des Innovationsfonds Projekte, die über die bisherige Gesundheitsversorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland hinausgehen. Bislang wurden 40 Projekte der medizinischen Versorgung unter Leitung der Charité bewilligt, davon 24 im Bereich Versorgungsforschung und 16 im Bereich Neue Versorgungsformen.

    Prof. Dr. Christoph Heintze, Sprecher der Plattform – Charité Versorgungsforschung, erklärt: „Die neu geförderten Projekte zeigen sehr deutlich, dass Telemedizin und digitale Anwendungen als Erweiterung der bestehenden Versorgungsformen immer mehr an Bedeutung gewinnen. Diese Angebote haben das Potenzial, die intersektorale Versorgung durch die verschiedenen Leistungserbringer zu erleichtern und unsere Patientinnen und Patienten noch stärker am Behandlungsprozess zu beteiligen. Der Erfolg von so vielen Forschungsgruppen der Charité zeigt, dass unsere Expertise im Bereich Versorgungsforschung bei einer Vielzahl von Fragestellungen einen wertvollen Beitrag leisten kann.“

    Neue Versorgungsformen mit Charité-Leitung

    ADCompanion
    In „ADCompanion“ steht die telemedizinische Betreuung von Patientinnen und Patienten mit Neurodermitis im Mittelpunkt. AD ist die Abkürzung für Atopische Dermatitis – auch bekannt als Neurodermitis, Companion steht für Begleiter. Das Projektteam möchte Betroffenen Zugang zu validierten Schulungsmaterialien sowie individuellen Beratungen ermöglichen – und das unabhängig von ihrem Standort. Dieses digitale Versorgungsmodell soll insbesondere Personen aus strukturschwachen Regionen im Umgang mit der Erkrankung unterstützen und das bisherige Angebot der Präsenzschulungen ergänzen. So soll nicht nur das aktuelle Krankheitsbild, sondern auch die langfristige Perspektive der Erkrankung sowie die allgemeine Lebensqualität verbessert werden. Im Einzelnen umfasst „ADCompanion“ eine Smartphone-App, die Schulungsmaterialien enthält und die Aufzeichnung von Symptomen und Krankheitsauslösern ermöglicht. Weiterhin gibt es individuelle Beratungen zu den Themen (Haut-)Pflege, Ernährung und psychosoziale Aspekte rund um die Erkrankung. Die Beratungen werden von qualifizierten Fachkräften per Video durchgeführt. Die Forschenden werden zwei Patientengruppen vergleichen: die eine wird leitliniengerecht in der Regelversorgung inklusive der bisherigen Präsenzschulungen behandelt, während die andere neben der ärztlichen Versorgung die digitalen Angebote erhält. Sollte das telemedizinische Konzept zu einer vergleichbaren Verbesserung des Krankheitsbildes führen wie die Präsenzschulungen, könnte es diese in Zukunft sinnvoll ergänzen.

    Projektleitung: Dr. Stephanie Dramburg, Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Pneumologie und Immunologie mit Intensivmedizin
    Fördersumme: ca. 3 Millionen Euro für 3 Jahre

    Stay@Home – Treat@Home
    In dem Projekt Stay@Home – Treat@Home wird ein innovatives und transsektorales Kooperationsnetzwerk für ambulant pflegebedürftige Personen in Berlin sowie perspektivisch in Brandenburg aufgebaut und evaluiert. Zentrale Bausteine sind telemedizinische Angebote sowie einheitliche digitale Kommunikationsstrukturen für Pflegebedürftige und betreuende Angehörige, um eine lückenlose Versorgung rund um die Uhr zu gewährleisten. Dafür wird unter anderem ein digitales Patiententagebuch eingesetzt, das fortlaufend aktualisierte Informationen zu Diagnosen, Medikation, Patientenverfügung, Pflegemaßnahmen und dem Wohlbefinden enthält. So soll eine akute Verschlechterung des Gesundheitszustandes der zu pflegenden Personen frühzeitig erkannt und an relevante Akteure kommuniziert werden. Bedarfsgerechte Maßnahmen können dann schon im häuslichen Umfeld eingeleitet werden. Im besten Fall kann dieser präventive Ansatz einer weiteren kritischen Entwicklung des Zustandes vorbeugen und damit eine Aufnahme ins Krankenhaus vermeiden. Zu den medizinischen Akteuren dieses Netzwerkes gehören Hausärzte, Pflegedienste, Medizinische Hilfsdienste, der Notdienst der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin, die Notaufnahme des Charité Campus Benjamin Franklin mit angeschlossenem telemedizinischen Zentrum und die Medizinische Klinik für Geriatrie und Altersmedizin der Charité.

    Projektleitung: Prof. Dr. Rajan Somasundaram, Zentrale Notaufnahme Charité Campus Benjamin Franklin (CBF), und PD Dr. Nils Lahmann, Medizinische Klinik für Geriatrie und Altersmedizin der Charité
    Fördersumme: ca. 9 Millionen Euro für 4 Jahre

    Verbesserung der Frauengesundheit mit einem digital unterstützten Versorgungsmodell für Mädchen und junge Frauen mit Menstruationsschmerzen
    Menstruationsschmerzen lindern und Frauen mit einem erhöhten Risiko für Endometriose frühzeitig identifizieren und behandeln – das sind die Ziele dieses Projektes. Menstruationsschmerzen können die Lebensqualität von Mädchen und Frauen stark beeinflussen. Ausgeprägte Menstruationsschmerzen sind auch ein Frühsymptom der Endometriose – eine komplexe, hormonabhängige Erkrankung, bei der Gewebe, welches der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, außerhalb der Gebärmutter wächst. In der Folge treten chronisch Entzündungen, Schmerzen, Unfruchtbarkeit und auch Organschäden auf. Noch immer dauert es durchschnittlich zehn Jahre bis die Diagnose gestellt wird, obwohl die meisten betroffenen Mädchen schon früh sehr starke Regelschmerzen haben. In diesem Vorhaben werden den 14- bis 24-jährigen Studienteilnehmerinnen mit einer Smartphone-App Informationen zum Zyklus, zur Ursache von Menstruationsschmerzen und zur Kombination unterschiedlicher Behandlungsansätze anschaulich vermittelt. Zudem werden praktische Anleitungen für Maßnahmen zur Selbstfürsorge gegeben. Mädchen und Frauen mit einem hohen Risiko für Endometriose wird eine spezialisierte Untersuchung und Behandlung ermöglicht. Dieses neue Versorgungsangebot wird ärztlich koordiniert und beinhaltet auch spezielle Ernährungsberatungen, äußere Anwendungen und gesundheitspsychologische Begleitungen. Erste Patientinnen sollen ab dem Spätsommer 2023 versorgt werden.

    Projektleitung: Prof. Dr. Claudia Witt und Dr. Daniel Pach, Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie
    Fördersumme: ca. 6,5 Millionen Euro für 4 Jahre

    Neue Versorgungsformen mit Charité-Beteiligung

    ABSCHaLoM
    Thema: Altern in Bewegung für Menschen im ländlichen Raum
    Konsortialführung: Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau
    Projektleitung an der Charité: Prof. Dr. Ursula Müller-Werdan, Medizinische Klinik für Geriatrie und Altersmedizin der Charité

    INTEGRATE-ATMP
    Thema: Einheitliche Versorgungsstrukturen und Verbesserung der Qualität für die Anwendung von Arzneimitteln für neuartige Therapien (ATMPs)
    Konsortialführung: Universitätsklinikum Heidelberg
    Projektleitung an der Charité: Prof. Dr. Lars Bullinger, Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie Charité Campus Virchow-Klinikum

    SmartNTX
    Thema: Interaktive Entscheidungskompetenz für die Nachsorge bei Nierentransplantationen
    Konsortialführung: Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
    Projektleitung an der Charité: Prof. Dr. Klemens Budde, Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Nephrologie und Internistische Intensivmedizin
    Projektförderung durch den Innovationsausschuss

    Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat seit 2016 den Auftrag, neue Versorgungsformen, die über die bisherige Regelversorgung hinausgehen und Versorgungsforschungsprojekte, die auf einen Erkenntnisgewinn zur Verbesserung der bestehenden Versorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung ausgerichtet sind, zu fördern. Für die Durchführung der Förderung aus dem Innovationsfonds wurde beim G-BA ein Innovationsausschuss eingerichtet. Die gesetzlich vorgesehene Fördersumme für neue Versorgungsformen und Versorgungsforschung beträgt in den Jahren 2020 bis 2024 jeweils 200 Millionen Euro. 80 Prozent der Mittel sollen für die Förderung neuer Versorgungsformen verwendet werden, 20 Prozent der Mittel für die Förderung der Versorgungsforschung. Der Innovationsfonds wird von Mitteln der gesetzlichen Krankenkassen aus dem Gesundheitsfonds getragen.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Verena Materna
    Wissenschaftliche Koordinatorin
    Plattform – Charité Versorgungsforschung
    Charité – Universitätsmedizin Berlin
    t: +49 30 450 553 807
    E-Mail: verena.materna@charite.de


    Weitere Informationen:

    https://versorgungsforschung.charite.de/
    https://innovationsfonds.g-ba.de/downloads/media/283/2022-01-21_Liste-gefoerdert...
    https://www.g-ba.de/presse/pressemitteilungen-meldungen/1017/
    https://www.charite.de/service/pressemitteilung/artikel/detail/starke_versorgung...
    https://www.charite.de/service/pressemitteilung/artikel/detail/versorgung_kontin...


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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