Auch in der Arktis und der Antarktis steigt die Belastung durch Schadstoffe. Das Umweltbundesamt (UBA) und das Helmholtz-Zentrum Hereon veranstalteten gemeinsam den Workshop „Act now – Legacy and Emerging Contaminants in Polar Regions“. Dabei kamen am 25. und 26. Januar 2022 Expertinnen und Experten aus vier Kontinenten zusammen. Sie diskutierten über die möglichen Auswirkungen von bekannten und neuartigen Schadstoffen, die sich in Schnee, Eis und Lebewesen anreichern.
Die zunehmende Anreicherung von Schadstoffen in den Polargebieten erfordert ein stärkeres Engagement politischer und gesellschaftlicher Entscheidungsträger. Durch vielfältigste Anwendungsbereiche werden in immer größerem Maße Chemikalien produziert, die zum Teil in die Umwelt gelangen und negative Auswirkungen auch für den Menschen haben können. Wir sprechen heute auch vom „Chemischen Anthropozän“, dem Zeitalter, in dem unsere Gesellschaft, die Umwelt und die menschliche Gesundheit maßgeblich durch Chemikalien beeinflusst werden.
Ein erheblicher Anteil der Chemikalien ist sehr langlebig und kann bis in die Arktis oder die Antarktis gelangen. Aufgrund der spezifischen Eigenschaften der Polargebiete, den dort herrschenden tiefen Temperaturen und sehr langsamen Abbauraten reichern sich Schadstoffe besonders stark in den Polgebieten an und sind auch noch viele Jahrzehnte nach ihrer Verwendung dort nachweisbar. Aufgabe der Wissenschaft ist es, wissenschaftliche Daten bereitzustellen und Maßnahmen für nachhaltige Lösungen zu entwickeln.
Große Expertinnenrunde
Expertinnen und Experten aus Amerika, Asien, Australien und Europa trafen sich am 25. und 26. Januar auf dem vom Umweltbundesamt (UBA) und dem Helmholtz-Zentrum Hereon gemeinsam veranstalteten Online-Workshop “Act now – Legacy and Emerging Contaminants in Polar Regions“. Sie thematisierten die möglichen Auswirkungen von sogenannten Altchemikalien („legacy contaminants“), deren Produktion und Anwendung bereits verboten oder nur noch in Ausnahmefällen erlaubt sind. Besonderes Augenmerk legten sie auch auf die Vielzahl neuartiger Chemikalien („emerging contaminants“), über deren Verhalten und Auswirkungen in der Umwelt wenig bekannt ist.
Eine entscheidende Rolle spielt die globale Erwärmung. Mit dem Schmelzen der Gletscher und dem Auftauen von Permafrostböden werden Altchemikalien in Polargebieten freigesetzt, die bereits lange verboten sind. Diese können sich dann erneut in der Nahrungskette anreichern.
Grundlage für Entscheidungen
Die internationalen Expertinnen und Experten von Monitoring-Programmen, Umweltprobenbanken und Chemikaliendatenbanken diskutierten neue Forschungsansätze und Möglichkeiten einer verstärkten Kooperation, um die Chemikalienbelastung in der Arktis und Antarktis zu erforschen und zu bewerten. Gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der Europäischen Kommission und des Stockholmer Übereinkommens über persistente organische Schadstoffe wurden Fragen der Umweltchemikalienpolitik und deren Auswirkungen auf die Polargebiete erörtert.
Maßgebliches Ergebnis des Workshops sind Empfehlungen für zielgerichtete Forschungsaktivitäten, um dringende Fragen zu klären und mögliche zukünftige Maßnahmen zur Erhaltung eines guten Umweltzustands der Arktis und der Antarktis vorzuschlagen. Dies ist auch von besonderem Interesse für die Ende Mai 2022 durch Deutschland in Berlin ausgerichtete Antarktis-Vertragsstaatenkonferenz.
Prof. Ralf Ebinghaus I Helmholtz-Zentrum Hereon I Institut für Umweltchemie des Küstenraumes I T: +49 (0) 4152 87-2354 I ralf.ebinghaus@hereon.de I www.hereon.de
https://www.hereon.de/institutes/coastal_environmental_chemistry/index.php.de
Schadstoffe an den Polen haben auch Auswirkungen auf den Menschen. Foto: Hereon/ Hanna Joerss
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Biologie, Chemie, Meer / Klima, Politik, Umwelt / Ökologie
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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