Aktive und ehemalige Mitglieder der Jungen Akademie aus der Arbeitsgruppe Wissenschaftspolitik üben Kritik am gängigen Vergabesystem von wissenschaftlichen Fördergeldern und bieten Optimierungsansätze
Zahlreiche aktuelle Förderprogramme der Wissenschaftslandschaft sind für die Beantragenden mit hohem Ressourcenaufwand bei geringen Erfolgsaussichten verbunden und haben dadurch einen oft überraschend geringen Nutzen für die Wissenschaft als Ganzes. Zu diesem Ergebnis kommen aktive und ehemalige Mitglieder der Jungen Akademie im Rahmen eines Projekts der Arbeitsgruppe Wissenschaftspolitik. Ihre Ergebnisse sind am 31.01.2022 im wissenschaftlichen Journal Nature Human Behaviour erschienen (https://www.nature.com/nathumbehav/).
Die Autor*innen zeigen in ihrer Publikation, dass viele Förderprogramme aufgrund einer Kombination aus hohem Aufwand und geringer Erfolgsquote oft ähnlich viele Ressourcen der wissenschaftlichen Gemeinschaft in Form von Arbeitsstunden abziehen wie sie durch die Vergabe von Fördergeldern wieder ausschütten. Der Aufwand für detaillierte Anträge und Begutachtungen wird dabei nur sehr eingeschränkt dem Anspruch gerecht, die vorgeschlagenen Forschungsprojekte zuverlässig in eine Rangfolge ihrer Forschungsqualität zu stellen.
„Das derzeitige Drittmittelsystem kommt in vielen Fällen einer Lotterie nahe – allerdings einer sehr ineffizienten Lotterie“, so Martin Dresler, Neurowissenschaftler am Radboud University Medical Center und Mitglied der Jungen Akademie.
In vielen Ländern werden Forschungsprojekte zunehmend durch einen Wettbewerb von Forschungsanträgen statt über die Grundausstattung der Universitäten finanziert. Die hohen Kosten dieser Form der Mittelvergabe in Form zahlreicher Arbeitsstunden entgehen häufig dem Blick sowohl der Mittelgeber wie der Forschenden. Neben dem Appell an die Forschungsförderer, die eigenen Förderinstrumente hinsichtlich ihrer Effizienz zu überprüfen, schlagen die aktiven und ehemaligen Mitglieder der Jungen Akademie einen transparenten Umgang mit dem durchschnittlichen Aufwand und den Erfolgsaussichten einzelner Förderprogramme vor. Mit dem im Rahmen des Projekts der Jungen Akademie entwickelten Online-Tool http://f.unding.com können potenzielle Antragstellende den Förderbetrag mit dem zu erwartenden Zeitaufwand abgleichen und abwägen, ob eine Antragstellung sinnvoll ist. Möglichkeiten der Optimierung des Drittmittelsystems sehen die Autor*innen außerdem in der Etablierung alternativer Antragsverfahren oder in der grundsätzlichen Verlagerung der Fördergeld-Verteilung weg von aufwändigen Wettbewerben hin zu einer verstärkten Basisfinanzierung der Universitäten.
Autor*innen
Eva Buddeberg, Philosophin an der Goethe-Universität Frankfurt und Mitglied der Jungen Akademie
Martin Dresler, Neurowissenschaftler am Radboud University Medical Centre und Mitglied der Jungen Akademie
Ulrike Endesfelder, Biophysikerin an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und Alumna der Jungen Akademie
Jan Haaker, Neurowissenschaftler am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und Mitglied der Jungen Akademie
Christian Hof, Biologe an der Technischen Universität München und Alumnus der Jungen Akademie
Robert Kretschmer, Chemiker an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und Mitglied der Jungen Akademie
Dirk Pflüger, Informatiker an der Universität Stuttgart und Alumnus der Jungen Akademie
Fabian Schmidt, Astrophysiker am Max-Planck-Institut für Astrophysik und Alumnus der Jungen Akademie
Dr. Martin Dresler: martin.dresler@donders.ru.nl
Publikation:
Dresler, M., Buddeberg, E., Endesfelder, U. et al. Why many funding schemes harm rather than support research. Nat Hum Behav (2022).
https://www.nature.com/articles/s41562-021-01286-3
http://dx.doi.org/10.1038/s41562-021-01286-3
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
fachunabhängig
überregional
Wissenschaftliche Publikationen, Wissenschaftspolitik
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).