Louisa Tolu Obisesan, Absolventin der Frankfurt UAS, erhält Henriette-Fürth-Preis 2021
Wissenschaftler/-innen haben erkannt, dass viele weiße Menschen eine Abwehrhaltung beim Thema Rassismus einnehmen. In welcher Form diese sogenannte „White Fragility“ – das Unbehagen – auch ein strukturelles Problem in der Sozialen Arbeit darstellt, untersuchte Louisa Tolu Obisesan in ihrer Abschlussarbeit mit dem Titel „Professional Fragility? Abwehrmechanismen (weißer) Sozialarbeiter*innen in rassismuskritischen Trainings“. Für diese wird der Absolventin des Bachelor-Studiengangs Soziale Arbeit der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) nun der Henriette-Fürth-Preis 2021 verliehen. Die Auszeichnung wird jährlich vom Gender- und Frauenforschungszentrum der Hessischen Hochschulen (gFFZ) für herausragende Abschlussarbeiten zur Frauen- und Genderforschung an Hochschulen für Angewandte Wissenschaften verliehen und ist mit einem Preisgeld von 500 Euro dotiert. Obisesans Thesis wurde von Prof. Dr. Kathrin Schrader und Prof. Dr. Sarah Elsuni betreut. Das gFFZ zeichnet mit dem Preis nicht nur die Absolventin aus, sondern würdigt auch die Arbeit der Betreuenden.
Die Verleihung des Henriette-Fürth-Preises 2021 findet am 7. Februar 2022 im Rahmen einer digitalen Lehrveranstaltung des Bachelor-Studiengangs Soziale Arbeit statt. Interessierte Personen können sich für die Veranstaltung beim gFFZ per E-Mail an Nathalie Reum unter reum.n@gffz.de anmelden und erhalten anschließend die Zugangsdaten.
„Louisa Tolu Obisesan wagt sich in ihrer Abschlussarbeit an ein heikles Thema, denn sie geht der Frage nach, wie es eigentlich in der Profession Soziale Arbeit praktisch aussieht mit den hochgehaltenen Selbstansprüchen der multikulturellen Offenheit und antirassistischen Haltung. Damit liefert sie einen wertvollen Beitrag nicht nur für die anti-rassistische Fachdebatte in der Sozialen Arbeit, sondern auch für andere gesellschaftliche Institutionen“, begründet Prof. Dr. Lotte Rose, Geschäftsführerin des gFFZ, die Auszeichnung Obisesans. „Ihre Studie stellt darüber hinaus eine ‚Blaupause‘ für die fachliche Auseinandersetzung mit anderweitigen Herrschafts- und Diskriminierungsverhältnissen dar. Dies gilt auch für den professionellen Umgang mit Sexismus, Homophobie, Antisemitismus, Altersdiskriminierung (Ageismus), Diskriminierung von Personen mit Beeinträchtigungen (Ableismus) oder Körper-Diskriminierung (Bodyismus).“
Vor dem Hintergrund ihrer eigenen Erfahrungen in rassismuskritischen Trainings für Sozialarbeiter/-innen untersuchte Obisesan, inwiefern es unter Sozialarbeiterinnen und -arbeitern letztlich die gleiche „White Fragility“ gibt, die weiße Menschen befällt, wenn sie sich mit ihren eigenen Rassismen konfrontiert sehen. Obisesan zeichnet in ihrer Arbeit nach, wie schwierig es für weiße Menschen allgemein und soziale Fachkräfte im Besonderen sei, die eigenen Verstrickungen in rassistische Praktiken und Strukturen zu sehen und auszuhalten. Sie fühlen sich, so die Absolventin, häufig tief verletzt, an den Pranger gestellt sowie in ihren Werten angegriffen. Hierdurch würden sie Abwehrmechanismen mobilisieren. Während die Auseinandersetzung hiermit die entscheidende rassismuskritische Bildungsressource für weiße Menschen sei, stelle sich für schwarze Teilnehmende die Frage, ob diese sich auch mit diesen Emotionen der weißen Teilnehmenden beschäftigen sollten. Obisesan bezieht hier klar Stellung: Kreisen die Trainings vorrangig um die weiße „Fragility“, würden rassistische Machtverhältnisse schlicht reproduziert werden. Aus diesem Grund plädiert sie für getrennte Trainings, die auf die Bedürfnisse der jeweiligen Teilnehmenden abgestimmt sind.
„Auch wenn es für die Soziale Arbeit ernüchternd sein mag, von Louisa Tolu Obisesan einen kritischen Spiegel vorgehalten zu bekommen, wird doch genau dieses dringend gebraucht: Nur so kann fachliche Weiterentwicklung in einer Profession stattfinden, die sich als Menschenrechtsprofession begreift und ihren Beitrag dazu liefern will, eine Welt zu schaffen, in der das Leben aller gut ist –unabhängig von der ethnischen Herkunft, von Besitz und Bildungsstand, sexueller Orientierung, Alter, Gesundheit, Fähigkeit, Religion und Aussehen und schließlich auch unabhängig vom Geschlecht“, ergänzt Rose. „Dies ist ganz im Sinne der Namensgeberin des Preises: Henriette Fürth, die sich zeit ihres Lebens als Publizistin, Sozialpolitikerin, Frauenrechtlerin und Sozialwissenschaftlerin für soziale Gerechtigkeit starkgemacht hat.“
Obisesans Abschlussarbeit kann auf der Webseite des gFFZ unter https://www.gffz.de/publikationen/abschlussarbeiten-und-weitere-veroeffentlichun... eingesehen werden.
Das gFFZ verleiht den Henriette-Fürth-Preis seit 2003. Der Jury gehören Vertreterinnen der beteiligten hessischen Hochschulen sowie Personen aus der Kommunalpolitik an. In der diesjährigen Bewerbungsrunde für den Henriette-Fürth-Preis waren 11 studentische Thesis-Studien eingereicht worden. Der Preis geht bereits zum siebten Mal an eine Absolventin bzw. einen Absolventen der Frankfurt UAS. Namensgeberin des Preises ist Henriette Fürth (1861-1938), die in Gießen als Tochter jüdischer Eltern geboren wurde. Die Publizistin, Sozialpolitikerin und Frauenrechtlerin lebte in Darmstadt und Frankfurt am Main.
Weitere Informationen sowie die aktuelle Ausschreibung zum Henriette-Fürth-Preis finden sich unter: https://www.gffz.de/das-zentrum/henriette-fuerth-preis.
Zum gFFZ:
Das gFFZ – das Gender- und Frauenforschungszentrum der hessischen Hochschulen – ist eine gemeinsame Einrichtung der Frankfurt University of Applied Sciences, der Technischen Hochschule Mittelhessen, der Hochschulen Darmstadt, Fulda und RheinMain sowie der Evangelischen Hochschule Darmstadt. Das gFFZ hat es sich als Ziel gesetzt, Forschungsvorhaben zur Frauen- und Genderforschung an hessischen Fachhochschulen zu unterstützen, ein Netzwerk der in der Frauen- und Genderforschung tätigen Lehrenden, Studierenden und Mitarbeitenden aufzubauen und zu pflegen sowie den wissenschaftlichen Nachwuchs im Bereich Frauen- und Genderforschung zu fördern. Zudem unterstützt das gFFZ die Hochschulen bei der Umsetzung von Gender Mainstreaming Prozessen und sorgt für eine enge Vernetzung der Frauen- und Genderforschung an den Hochschulen mit Institutionen der Frauen- und Genderforschung im deutschsprachigen Raum, mit anderen Institutionen und mit der beruflichen Praxis.
Weitere Informationen unter: http://www.gffz.de
Kontakt: gFFZ – Gender- und Frauenforschungszentrum der hessischen Hochschulen Dr. Hanna Haag, Telefon: +49 69 1533-3150, E-Mail: haag.h@gffz.de
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