idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
08.02.2022 09:54

Warme Winter in der Arktis bewirken Kälteschäden in den Subtropen Ostasiens

Rita Ziegler Kommunikation
Universität Zürich

    Die globale Klimaerwärmung führt zu wärmeren Wintern in der Arktis. In einer internationalen Studie zeigen UZH-Forschende, dass diese arktische Erwärmung Temperaturanomalien und Kälteschäden im weit entfernten Ökosystem Ostasiens bewirkt. Die Folge: Geringeres Vegetationswachstum, verzögerte Blütezeiten, reduzierte Ernteerträge und eine verminderte CO2-Aufnahme durch Wälder.

    Die Schweiz erlebte im letzten Winter heftige Schneefälle: Züge und Trams fielen aus und Bäume brachen unter der Schneelast. In den vergangenen Tagen fiel auch an der US-Ostküste ungewohnt viel Schnee bei sehr niedrigen Temperaturen bis hinunter nach Florida. In Ostasien werden Wintereinbrüche dieser Art durch wärmere arktische Winter ausgelöst, wie ein internationales Team von Forschenden aus der Schweiz, Korea, China, Japan und Grossbritanien zeigt. Die kühleren Winter im Süden schwächen nicht nur die Vegetationsaktivität in den immergrünen Subtropen, sondern beeinträchtigen die Ökosysteme bis in den Frühling hinein, etwa aufgrund von abgebrochenen Ästen oder Frostschäden an Blättern. «Die kühleren Winter schränken die Produktivität der Wälder ein, das heisst sie nehmen weniger CO2 aus der Luft auf», erklärt Erstautor Jin-Soo Kim vom Institut für Evolutionsbiologie und Umweltstudien der UZH. «Darüber hinaus verringern sie die landwirtschaftlichen Erträge bei Getreide, Obst, Wurzelgemüse und Hülsenfrüchten.»

    Zusammenhängende Wettervorgänge weit voneinander entfernter Gebiete

    Die Wissenschaftler kombinierten Erdsystemmodelle, Satellitendaten und lokale Beobachtungen. Zudem analysierten sie die Temperaturen der Meeresoberflächen der Barents- und Karasee. Dabei fanden sie heraus, dass in Jahren mit überdurchschnittlich hohen Temperaturen in der Arktis Veränderungen in der atmosphärischen Zirkulation zu einem anormalen und deutlich kälteren Klima in Ostasien führten. In besonders kalten Jahren wirkten sich diese ungünstigen Bedingungen negativ auf das Wachstum der Vegetation aus, verzögerten die Blütezeit und minderten die Ernteerträge. Zugleich verminderte sich die Kohlenstoffaufnahmekapazität der Region während Winter und Frühling gemäss Schätzungen der Forschenden um 65 Megatonnen. Zum Vergleich: Die Schweiz emittiert jährlich 8,8 Megatonnen Kohlenstoff. Die klimatisch bedingte Schwächung der Kohlenstoff-Aufnahmekapazität sollte laut den Autoren bei Diskussionen rund um Kohlenstoff- resp. Klimaneutralität deshalb berücksichtigt werden.

    Klimawandel bewirkt ökologische und sozioökonomische Schäden

    Die durch menschliche Treibhausgasemissionen verursachte Erwärmung der Arktis führt zu sozioökonomischen Schäden für die Menschen bis in die Subtropen. Für Mitautorin und UZH-Erdsystemwissenschaftlerin Gabriela Schaepman-Strub zeigen die Erkenntnisse, wie komplex die Auswirkungen des Klimawandels sind: «Aufgrund von Fernwirkungen in der atmosphärischen Zirkulation beeinflusst die starke Erwärmung im arktischen System, insbesondere über der Barents- und Karasee, Ökosysteme in Tausenden von Kilometern Entfernung – und dies über mehrere Wochen hinweg. Die Erwärmung der Arktis bedroht nicht nur den Eisbären, sondern wird auch uns auf vielfältige Weise prägen.»


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Institut für Evolutionsbiologie und Umweltwissenschaften
    Universität Zürich

    Prof. Gabriela Schaepman-Strub
    Telefon: +41 44 635 48 06
    E-Mail: gabriela.schaepman@ieu.uzh.ch

    Dr. Jin-Soo Kim
    Telefon: +41 44 635 47 64
    E-Mail: jinsoo.kim@ieu.uzh.ch


    Originalpublikation:

    Jin-Soo Kim, Jong-Seong Kug, Sujong Jeong, Jin-Ho Yoon, Ning Zeng, Jinkyu Hong, Jee-Hoon Jeong, Yuan Zhao, Xiaoqiu Chen, Mathew Williams, Kazuhito Ichii & Gabriela Schaepman-Strub: Arctic warming-induced cold damage to East Asian terrestrial ecosystems. 1 February 2022, DOI: 10.1038/s43247-022-00343-7


    Weitere Informationen:

    https://www.media.uzh.ch/de/medienmitteilungen/2022/Warme-Winter.html


    Bilder

    Abschmelzende Eiskappen in der Barents-/Laptev-See-Region.
    Abschmelzende Eiskappen in der Barents-/Laptev-See-Region.
    Gabriela Schaepman-Strub
    Gabriela Schaepman-Strub, Arctic Century Expedition, 2021

    Die rasch abschmelzenden Eiskappen auf den Inseln von Severnaja Zemlja hinterlassen Landschaften wie auf dem Mars. (Bild: Jón Björgvinsson © 2021 Swiss Polar Institute (CC BY 4.0), Arctic Century Expedition, 2021)
    Die rasch abschmelzenden Eiskappen auf den Inseln von Severnaja Zemlja hinterlassen Landschaften wie ...
    Jón Björgvinsson
    2021 Swiss Polar Institute (CC BY 4.0), Arctic Century Expedition, 2021


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Gesellschaft, Meer / Klima, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Abschmelzende Eiskappen in der Barents-/Laptev-See-Region.


    Zum Download

    x

    Die rasch abschmelzenden Eiskappen auf den Inseln von Severnaja Zemlja hinterlassen Landschaften wie auf dem Mars. (Bild: Jón Björgvinsson © 2021 Swiss Polar Institute (CC BY 4.0), Arctic Century Expedition, 2021)


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).