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08.02.2022 10:45

Nierenversagen im Kindesalter: Das Geschlecht beeinflusst Überlebenschancen

Stefan Zorn Stabsstelle Kommunikation
Medizinische Hochschule Hannover

    MHH-Studie: Gefäße von Mädchen nehmen größeren Schaden als die von Jungen

    Das Geschlecht spielt eine Rolle: Chronische Nierenerkrankung wirken sich stärker auf die Gefäße von Mädchen aus als auf die von Jungen. Das konnten Forschende der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) jetzt in einer europäischen Studie zeigen. Zwar ist die Sterblichkeitsrate bei Kindern nach Nierentransplantation in den vergangenen Jahrzehnten gesunken, trotzdem ist sie im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung aufgrund von frühen kardiovaskulären Komplikationen immer noch sehr hoch. „Unsere neuen Ergebnisse können die höhere Sterblichkeit von Mädchen mit Nierenversagen erklären“, sagt Dr. Rizky Sugianto, Erstautorin der Studie. „Wir zeigen, dass Mädchen mit einer fortgeschrittenen chronischen Nierenerkrankung im Vergleich zu Jungen anfälliger für die Entwicklung einer Gefäßversteifung sind; dieser Unterschied bleibt auch nach der Transplantation bestehen.“ Die Gefäßsteifigkeit ist ein medizinisches Merkmal, um das Voranschreiten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu diagnostizieren. Die Ergebnisse veröffentlichen die Wissenschaftlerinnen, Wissenschaftler, Ärztinnen und Ärzte im derzeit wichtigsten Fachmagazin für Nierenerkrankungen, dem Journal Kidney International.

    „Schneller Zugang zur Transplantation gerade für Mädchen entscheidend“

    „Die Ergebnisse sind für uns Pädiater ein echter Meilenstein“, sagt Professorin Dr. Dr. Anette Melk, Oberärztin an der MHH-Klinik für Pädiatrische Nieren-, Leber und Stoffwechselerkrankungen. „Mädchen leiden nicht nur stärker unter der eingeschränkten Nierenfunktion und der Wartezeit auf ein Organ, sie erhalten laut einer europäischen Studie auch seltener als Jungen eine präemptive Transplantation, also eine Transplantation vor dem völligen Versagen der Nierenfunktion und der Notwendigkeit der Dialyse, der Blutwäsche‚ die ja die fehlende Entgiftungsfunktion der Niere bis zur Transplantation ersetzen soll“, betont die Professorin für Interdisziplinäre Experimentelle Transplantationsmedizin „Dabei wäre ein schneller Zugang zur Transplantation gerade für Mädchen entscheidend, um genau diesen geschlechtsspezifischen Unterschieden entgegenzuwirken.“

    55 europäische Zentren aus 14 Ländern beteiligten sich an der Studie. Zehn Jahre sammelte das Konsortium Daten von Kindern mit chronischer Nierenerkrankung im Alter von sechs bis 17 Jahren, und beobachtete sie im Verlauf ihrer Erkrankung bis zum Eintreten der Dialysepflichtigkeit und nach Nierentransplantation. Die Patientinnen und Patienten wurden jährlich umfassend zu ihrem kardiovaskulären Status sowie auf vorhandenen Risikofaktoren untersucht. Insgesamt wurden mehr als 700 Kinder und Jugendliche in die Studie eingeschlossen, ein Drittel von ihnen wurde während des Beobachtungszeitraumes transplantiert. So konnten fast 1.400 Datenpunkte mittels eines komplexen statistischen Modellierungsverfahrens analysiert werden, um den Faktor hinter den Geschlechtsunterschieden im Verlauf der arteriellen Steifigkeit zu entschlüsseln.

    SERVICE:

    Weitere Informationen erhalten Sie bei Professorin Dr. Dr. Anette Melk, melk.anette@mh-hannover.de und Dr. Rizky Sugianto, sugianto.rizky@mh-hannover.de
    .
    Die Originalarbeit finden sie unter https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0085253821011637?via%3Dihub


    Bilder

    Professorin Dr. Dr. Anette Melk (links) im Gespräch mit Dr. Rizky Sugianto über einen Pulswellenbefund. Die Messung der Pulswellengeschwindigkeit erlaubt die Abschätzung der Gefäßversteifung.
    Professorin Dr. Dr. Anette Melk (links) im Gespräch mit Dr. Rizky Sugianto über einen Pulswellenbefu ...
    Copyright: Karin Kaiser / MHH


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Professorin Dr. Dr. Anette Melk (links) im Gespräch mit Dr. Rizky Sugianto über einen Pulswellenbefund. Die Messung der Pulswellengeschwindigkeit erlaubt die Abschätzung der Gefäßversteifung.


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