idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
09.02.2022 12:23

Wissenschaftsorganisation AAAS kürt „Adlermörder“-Studie der MLU zur bedeutendsten Arbeit des Jahres

Tom Leonhardt Stabsstelle Zentrale Kommunikation
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

    Für seine Forschung zu den Ursachen des mysteriösen Adlersterbens in den USA erhält ein Team der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und der University of Georgia in den USA den renommierten AAAS Newcomb-Cleveland-Preis. Ausgezeichnet wird eine Studie, die im März 2021 als Titelgeschichte in "Science" erschienen und auf ein breites internationales Interesse gestoßen ist. Vergeben wird die Auszeichnung von der American Association for the Advancement of Science (AAAS), der weltgrößten Wissenschaftsgesellschaft. Sie ist mit 25.000 US-Dollar dotiert.

    Mit kriminalistischem Spürsinn und viel Ausdauer konnte das Team aus Deutschland und den USA ein jahrzehntealtes Rätsel lösen: Seit Mitte der 1990er Jahre kommt es im US-Bundesstaat Arkansas zu einem Massensterben des Weißkopfseeadlers. Die Tiere leiden an der neurodegenerativen Krankheit "Vacuolar Myelinopathy" (VM). Sie verlieren die Kontrolle über ihren Körper und in ihrem Gehirn entstehen Löcher. "Es war ein Mysterium, was die Krankheit verursacht", sagt Prof. Dr. Timo Niedermeyer, der seit 2017 am Institut für Pharmazie an der MLU die Arbeitsgruppe Biogene Arzneistoffe leitet.

    2005 konnte Prof. Dr. Susann B. Wilde von der Warnell School of Forestry and Natural Resources an der University of Georgia einen Teil des Rätsels lösen: Auf der invasiven Wasserpflanze Hydrilla verticillata entdeckte sie ein bislang unbekanntes Cyanobakterium, das offenbar für die Krankheit verantwortlich ist. Gemeinsam mit Wilde ging Niedermeyer der Frage nach, wie die Bakterien die Krankheit auslösen können. Nach einigen Rückschlägen untersuchte Dr. Steffen Breinlinger, damals Doktorand bei Niedermeyer, schließlich mit einem neuen bildgebenden Massenspektrometer Molekül für Molekül die Zusammensetzung auf der Blattoberfläche von Hydrilla. Und dabei fanden die Forschenden eine neue Substanz, die nur dort vorkommt, wo die Cyanobakterien wachsen. Das isolierte Molekül enthält fünf Brom-Atome und löste in weiteren Versuchen tatsächlich die Krankheit VM aus. Damit war die Frage nach dem Grund für das Sterben der Weißkopfseeadler endlich geklärt.

    Woher das Bromid kommt, das die Bakterien für die Bildung des Gifts benötigen, lässt sich noch nicht mit Gewissheit sagen, erläutert Niedermeyer. Normalerweise kommt es nur selten in Frischwasser vor, weshalb die Bakterien nicht zwangsläufig schädlich sind. Bromid ist aber zum Beispiel in Herbiziden enthalten, die zur Bekämpfung von Hydrilla eingesetzt werden, und wird auch bei der Kohleverstromung eingesetzt. "Unsere Studie ist ein faszinierendes und gleichzeitig mahnendes Beispiel dafür, welche unvorhersehbaren Auswirkungen es haben kann, wenn der Mensch in die Natur eingreift", sagt Niedermeyer abschließend.

    Der Preis wird im Rahmen der AAAS-Jahrestagung, die vom 17. bis 20. Februar virtuell stattfindet, übergeben.

    Der AAAS Newcomb-Cleveland-Preis ist die älteste Auszeichnung der AAAS. 1923 wurde sie erstmals vergeben. Prämiert werden herausragende Forschungsarbeiten, die in der Fachzeitschrift "Science" veröffentlicht wurden. Nominiert werden können aller Artikel aus der Zeitschrift, eine unabhängige Jury wählt dann die bedeutendste Publikation aus.


    Originalpublikation:

    Zur Studie: Breinlinger S. et al. Hunting the eagle killer: A cyanobacterial neurotoxin causes vacuolar myelinopathy. Science (2021). doi: 10.1126/science.aax9050
    https://science.sciencemag.org/lookup/doi/10.1126/science.aax9050


    Bilder

    Timo Niedermeyer
    Timo Niedermeyer

    Uni Halle / Markus Scholz


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Biologie, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Personalia
    Deutsch


     

    Timo Niedermeyer


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).