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21.04.2004 10:25

Gesundheitspolitik in Betrieben muss Chefsache werden

Julia Schormann Pressestelle
Bertelsmann Stiftung

    Expertenkommission von Bertelsmann Stiftung und Hans-Böckler-Stiftung legt Abschlussbericht vor

    Berlin/Gütersloh/Düsseldorf, 21. April 2004. In Deutschland wird viel investiert, um gesund­heitliche Schäden zu beseitigen und auszugleichen - aber zu wenig, um Krankheiten von Be­schäftigten in Betrieben vorzubeugen. Diesen Missstand kritisiert die von der Bertelsmann Stiftung und der Hans-Böckler-Stiftung gebildete Expertenkommission "Betriebliche Ge­sundheitspolitik" in ihrem Abschlussbericht. Unternehmen, Verwaltungen und Dienstleis­tungsorganisationen sollten mehr Verantwortung für die Gesundheit ihrer Beschäftigten über­nehmen und selbst eine aktive Gesundheitspolitik betreiben, so die Experten. In der Kommis­sion arbeiten seit 2001 Fachleute aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft, Gewerkschaften, Berufs­verbänden, Gesundheitsinstitutionen und Berufsgenossenschaften zusammen.

    Berechnungen der Bundesanstalt für Arbeitsschutz sowie Angaben der gesetzlichen Kranken­kassen machen das Ungleichgewicht deutlich: 2001 gaben die Krankenkassen pro Mitglied rund 2.600 Euro für Krankenbehandlung aus, aber nur etwas weniger als zwei Euro für gesundheitserhaltende Maßnahmen. Allein im Jahr 2002 verursachte Arbeitsunfähigkeit einen Produktionsausfall von etwa 44 Milliarden Euro. Zwei Jahre zuvor waren es noch 37 Milliarden Euro. Krankheiten des Skeletts und der Muskeln waren mit 27 Prozent die häufigste Ur­sache für Arbeitsunfähigkeit. 17 Prozent der Arbeitsunfähigkeitstage gingen auf Verletzungen zurück, 16 Prozent auf Krankheiten der Atmungsorgane.

    "Unsere Wirtschaft kann nur durch innovative Produkte, durch Wissen und Kompetenz inter­national wettbewerbsfähig bleiben. Dafür brauchen unsere Betriebe gesunde, gut qualifizierte und motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Gesunde Arbeitsplätze und leistungsfähige und engagierte Beschäftigte sind deshalb für jedes Unternehmen ein entscheidender Schlüssel zum Erfolg und eine wichtige Voraussetzung, um Arbeitsplätze zu erhalten und neue zu schaffen", sagte der Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit, Wolfgang Clement, anlässlich der Vorstellung der Kommissions-Empfehlungen.

    "Die entstehenden Kosten drohen auf Dauer die sozialen Sicherungssysteme zu überfrachten und die Lohnkosten weiter ansteigen zu lassen", warnte der Vorsitzende der Expertenkommission Hermann Rappe. Gesundheitsförderung sei aber nicht nur Sache des Staates sondern auch der Betriebe. Dort müsse sie oberste Priorität haben. Sie müsse zur Führungsaufgabe werden, systematisch geplant sein und das Wissen über neue Krankheitsbilder und -ursachen berücksichtigen. Eine besondere Rolle sollten auch die Qualität der Menschenführung, die Unternehmenskultur und die zwischenmenschlichen Beziehungen spielen.

    Gesundheitliche Aspekte hätten in der Betriebs- und Tarifpolitik jahrelang kaum eine Rolle gespielt. Das sei auch betriebswirtschaftlich nicht sinnvoll. "Investitionen in Mitarbeiter stei­gern den Unternehmenswert", betonte der wissenschaftliche Leiter der Studie Bernhard Ba­dura, Universität Bielefeld. Mitarbeiter sollten nicht als "Kostenfaktoren" bewertet werden sondern als Ressourcen, die wirtschaftlichen Erfolg ermöglichen. "Gesunde Organisationen fördern beides: Wohlbefinden und Produktivität ihrer Mitglieder", sagte Badura. Politik und Verbände müssten dies unterstützen.

    In Zusammenhang mit dem Bericht der Expertenkommission haben sich die Bundesvereini­gung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) und der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) auf eine gemeinsame Empfehlung geeinigt. Sie thematisiert den integrierten Arbeits­schutz, praxisgerechte Instrumente und Beratung, gemeinsame Initiativen, den Dialog mit überbetrieblichen Akteuren und den Ausbau der Prävention. Betriebliche Gesundheitsförde­rung wird als zukunftsfähiges strategisches Thema der Sozialpartner einen prioritären Stel­lenwert bekommen.

    Rückfragen an: Erika Mezger, Hans-Böckler-Stiftung, Telefon: 0 211 / 777 81 08

    Detlef Hollmann, Bertelsmann Stiftung, Telefon: 0 52 41 / 80-89 831

    Die Empfehlungen der Expertenkommission finden Sie als Download unter www.bertelsmann-stiftung.de und www.boeckler.de


    Weitere Informationen:

    http://www.bertelsmann-stiftung.de
    http://www.boeckler.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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