Die "Alltags- und Regionalgeschichte" ist Schwerpunkt der soeben erschienenen Bochumer "Sachor 8 - Zeitschrift für Antisemitismusfor-schung, Jüdische Geschichte und Gegenwart".
"Erinnere dich!"
Schwerpunkt Alltags- und Regionalgeschichte
5 Jahre Sachor-Zeitschrift der Studentischen AG Antisemitismus
Die "Alltags- und Regionalgeschichte" ist Schwerpunkt der soeben erschienenen "Sachor 8 - Zeitschrift für Antisemitismusforschung, Jüdische Geschichte und Gegenwart". Die von der Bochumer Studentischen Arbeitsgemeinschaft für Antisemitis-musforschung (StAGA) e.V. herausgegebene Zeitschrift "Sachor" blickt bereits seit fünf Jahren kritisch und mit zunehmender Aufmerksamkeit auf die Geschichte und das sehr prekäre Verhältnis von Deutschen, Juden und Israelis.
Vor- und Nachteil von Lokalstudien
Anhand der "Ausgestellten Geschichte" in der alten Synagoge in Essen und im Jüdischen Museum in Dorsten und mit Lokalstudien im Ruhrgebiet zu den Novemberprogromen 1938 nimmt die aktuelle Ausgabe 8 das Thema: "Alltags- und Regionalgeschichte: Ein "geschärfter" Blick?" unter die Lupe. Selber Regionalgeschichte betreibt Oliver Willnow, der seine Arbeit den ehemaligen Zwangsarbeiter/innen widmet und dessen Beitrag im Zusammenhang mit dem aktuellen Ausstellungsprojekt "Ein Leben aufs Neu" über "Displaced Persons" steht. Den Schwerpunkt runden ab sieben Rezensionen über aktuell erschienene Bücher zur Alltagsgeschichte von Deutschen und Juden.
Israel und die deutsche Linke
Während PD Dr. Lothar Mertens (RUB, Fakultät für Sozialwissenschaften) "Jüdisches Lebens in den neuen Bundesländern" nachgeht und Ralf Molkenthin sich kritisch mit den Überlegungen zum geplanten Berliner Holocaust Denkmal auseinandersetzt, steht das Verhältnis der deutschen Linken - SPD, Gewerkschaften und andere linksintellektuelle Gruppierungen - zu Israel im Zentrum des Beitrags des Bochumer Politiologen Prof. Dr. Wilhelm Bleek (RUB, Fakultät für Sozialwissenschaft). Als zentrales Problem des Verhältnisses zwischen Deutschen und Israelis bzw. Juden sieht er, daß Antisemitismus, Antizionismus und Antiisraelismus sowohl auf deutscher als auch jüdischer und israelischer Seite oft nicht auseinander gehalten wird. Er unterscheidet fünf Perioden im Verhältnis der deutschen Linken zum jungen Staat Israel. Von der ersten, der des "Philosemitismus" bzw. "Proisraelismus" macht die Linke nach dem Junikrieg 1967 eine Kehrtwende, die von Juden als Rückfall in den traditionellen deutschen Antisemitismus interpretiert wird. Auch die Studentenbewegung reagierte kritisch auf die Politik Israels, so der Bochumer Politikwissenschaftler. In ihrer Einstellung zu Palästina traten ebenso antisemitische Traditionen zutage.
Literatur aus und über Israel
In seinen Beitrag "Zwischen Zionsberg und Massada" stellt Marc Olejniczak "Literatur aus und über Israel" vor. Weitere dreizehn Rezensionen über Bücher zum Verhältnis von Deutschen und Juden schließen den Band ab. Übrigens: Mit "jüdischen Lebenswegen" wird sich Sachor Nr. 9 (September 1999) befassen .
Bereits zum 2. Mal als Buch
"Sachor" wurde von vier Studierenden der Ruhr-Universität Bochum 1993 ins Leben gerufen. Früher noch im hektografierten Druck und mit einem einfachen gelben Pappeinband versehen, erscheint mittlerweile die Zeitschrift bereits zum zweiten Mal im renommierten Essener Klartext-Verlag. Der Düsseldorfer Landesregierung NRW unterstützt die Publikation. Die Arbeit der ehrenamtlichen Redakteur/innen steht unter dem Leitspruch, sich an Auschwitz und den Massenmord an Jüdinnen und Juden erinnern zu wollen, was der Zeitschrift den Namen (hebräisch): "Sachor - erinnere dich" eintrug. Sachor erscheint einmal jährlich; im Vordergrund jeder Ausgabe steht ein Schwerpunktthema.
Titelaufnahme
Sachor. Zeitschrift für Antisemitismusforschung, jüdische Geschichte und Gegenwart. Band 8 (1998): Alltags- und Lokalgeschichte: Ein "geschärfter" Blick?, hrsg. von der Studentischen Arbeitsgemeinschaft für Antisemitismusforschung (StAGA) e.V. Verantwortliche Redakteure: Heike Catrin Bala und Andrea Löw. Essen, Klartext Verlag 1998 (ISBN 3-88474-691-X; ISSN 0948-2415).
Weitere Informationen
StAGA e.V., AStA der Ruhr-Universität Bochum, Universitätsstr. 150, 44780 Bochum oder Klartext Verlagsgesellschaft mbH, 45143 Essen, Tel. 0201-86206-31, Fax: 0201-86206-22
http://www.ruhr-uni-bochum.de/staga/
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Politik, Recht, Religion, Sprache / Literatur
überregional
Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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