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23.02.2022 11:28

Statement - Mindestlohn von 12 Euro: Risiken für Beschäftigung steigen, Armut sinkt kaum

Guido Warlimont Kommunikation
Kiel Institut für Weltwirtschaft

    Dr. Dominik Groll (https://www.ifw-kiel.de/de/experten/ifw/dominik-groll/), Arbeitsmarktexperte am Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel), kommentiert die geplante Erhöhung des Mindestlohns in Deutschland auf 12 Euro je Stunde, die voraussichtlich heute im Bundeskabinett beschlossen werden soll:

    „Die kräftige Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro wird voraussichtlich größere Folgen haben als seine Einführung 2015. Bei einem so hohen Mindestlohn steigt die Gefahr, dass es zum Abbau von Beschäftigung in den betroffenen Lohnbereichen kommt. Das gilt selbst dort, wo Arbeitgeber relativ großen Lohnsetzungsspielraum haben, also Arbeitnehmern gegenüber Marktmacht besitzen. Gleichzeitig wird der höhere Mindestlohn kaum zum Abbau von Armut oder sozialer Ungleichheit führen. Ein Mindestlohn kann den weitaus größten Teil der von Armut gefährdeten Personen nicht erreichen, das sind vor allem Rentner, Selbstständige, Arbeitslose oder Teilzeitbeschäftigte. Und nur ein relativ kleiner Teil der Niedriglohnbezieher lebt in Haushalten nahe der Armutsgrenze, deutlich mehr dagegen in Haushalten mit mittleren oder hohen Einkommen.

    Die Einführung des Mindestlohns 2015 hat wissenschaftlichen Studien zufolge die Stundenlöhne zwar erhöht, die Zahl der Arbeitsstunden aber sinken lassen. Die Monatslöhne blieben unverändert. Auch deswegen blieb die Wirkung gegen Armut bzw. Einkommensungleichheit aus. Zu beobachten war zudem eine Verschiebung von Arbeitskräften zwischen Firmen. Die Hinweise auf Beschäftigungsverluste sind indes bedeutender, als sie zunächst aussehen. Denn erstens berücksichtigen die Studien bisher nur kurzfristige Effekte ein bis zwei Jahre nach Mindestlohneinführung; die langfristigen Effekte dürften größer ausfallen. Zweitens muss die Reduzierung der Arbeitszeit zu den Jobverlusten hinzugerechnet werden, um den gesamten Beschäftigungsverlust zu ermitteln. Und drittens wurde der Mindestlohn gerade in den ersten Jahren nach seiner Einführung Schätzungen zufolge offenbar vielfach nicht gezahlt. Werden all diese Faktoren berücksichtigt, liegen die geschätzten Beschäftigungsverluste im Bereich der zuvor abgegebenen Prognosen.

    Das Versprechen eines deutlich höheren Mindestlohns klingt verlockend, arbeits- und sozialpolitisch dürfte die Steigerung aber ihre versprochene Wirkung verfehlen.“

    Präsentation mit mehr Details zu den wissenschaftlichen Auswertungen (auf Englisch):
    The causal effects of the minimum wage in Germany—What have we learned so far? (https://www.ifw-kiel.de/index.php?id=17028&L=1)

    Medienansprechpartner:
    Guido Warlimont
    Leiter Kommunikation
    T +49 431 8814-629
    guido.warlimont@ifw-kiel.de

    Kiel Institut für Weltwirtschaft
    Kiellinie 66 | 24105 Kiel
    T +49 431 8814-774
    F +49 431 8814-500
    www.ifw-kiel.de


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Dominik Groll
    Konjunktur und Wachstum
    T +49 431 8814-266
    dominik.groll@ifw-kiel.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Gesellschaft, Politik, Wirtschaft
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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