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15.03.2022 09:07

Mit Female Empowerment gegen Welthunger

Kathrin Haimerl Abteilung Kommunikation
Universität Passau

    Die Stärkung der Rolle der Frau könnte ein entscheidender Faktor sein, um in den ärmsten Weltregionen gegen Mangelernährung vorzugehen. Diesen Zusammenhang erforscht ein Team der Universität Passau im Rahmen eines internationalen Projekts – unter anderem anhand von Feldstudien in Äthiopien und Bangladesch.

    Beendigung von Hunger gehört zu den 17 Nachhaltigkeitszielen, ebenso wie Geschlechtergleichheit und Selbstbestimmung von Frauen und Mädchen. Zwischen den Zielen könnte ein Zusammenhang bestehen; bei der Verfolgung beider Ziele könnten unter Umständen wichtige Synergien generiert werden. „Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es immer mehr Belege, dass die Stärkung der Frauen ein entscheidender Faktor ist, um Mangelernährung auch in der nachfolgenden Generation entgegenzuwirken“, sagt Prof. Dr. Michael Grimm, Inhaber des Lehrstuhls für Development Economics an der Universität Passau.

    Wie genau die beiden Ziele zusammenhängen und welche Maßnahmen beiden zuträglich sind, das untersucht Michael Grimm in den nächsten vier Jahren zusammen mit seiner Mitarbeiterin Afroza Shimu. Das Projekt mit dem Titel „Improving food and nutrition security by enhancing women’s empowerment“, zu Deutsch „Verbesserung der Ernährungssicherheit durch die Stärkung von Frauen“, nimmt dabei traditionelle Gesellschaften in Bangladesch und Äthiopien in den Blick. Die Passauer Forschenden sind Teil eines größeren, internationalen Teams unter der Leitung der niederländischen Reichsuniversität Groningen. Förderung erhalten sie von der niederländischen Organisation für Forschung (NWO), dem niederländischen Äquivalent der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

    Enge Zusammenarbeit mit lokalen NGOs

    „In traditionellen Gesellschaften gibt es häufig eine klare Rollenverteilung: Frauen sind für die Ernährung des Haushalts zuständig, während Männer Nahrungsmittel und andere Güter für den Markt produzieren und damit Einkommen erzielen“, sagt Michael Grimm. Um Frauen zu stärken, müsse diese Rollenverteilung aufgebrochen werden. Es gehe um Zugang zu Kenntnissen im Bereich der landwirtschaftlichen Produktion, zu finanziellen Ressourcen und zu Informationen.

    „Wir stülpen hier aber nicht unser westliches Verständnis von Empowerment über, sondern bauen auf bereits vor Ort vorhandene Initiativen auf“, betont Michael Grimm. Dazu arbeiten die Forschenden in dem Projekt eng mit Partnern vor Ort in Bangladesch und Äthiopien zusammen. Beteiligt sind neben der Haramaya University in Äthiopien und der BRAC University in Dhaka, Bangladesch, auch lokale Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen.

    Um zielgerichtet Maßnahmen durchführen zu können, analysiert das Team zunächst mit Hilfe eines umfassenden Datensatzes, den sogenannten Demographic and Health Surveys, welche Zusammenhänge sich aus vorhandenen sozio-ökonomischen und demographischen Daten und Gesundheitsdaten aus Ländern des Globalen Südens ablesen lassen. Darauf aufbauend entwickeln die Forschenden ein theoretisches Rahmenmodell, wie sich die beiden Nachhaltigkeitsziele gegenseitig beeinflussen und wo es womöglich zu Zielkonflikten kommen kann.

    Maßnahmen zielen auf beide Geschlechter ab

    Im nächsten Schritt konzipieren sie Maßnahmen, die nicht nur auf die ökonomische Stärkung der Frauen abzielen, sondern psychologische und soziale Hindernisse adressieren und dabei unter anderem auch Rollenmodelle nutzen. „Wer eine stärkere Position in der Gesellschaft hat, hat andere Ansprüche, setzt sich andere Ziele“, erklärt Michael Grimm.

    Im dritten Schritt werden diese Maßnahmen vor Ort in Bangladesch und Äthiopien durchgeführt und wissenschaftlich begleitet. Wichtig sei es, die Männer von Anfang an einzubeziehen, so Michael Grimm. Ziel sei es, zu verdeutlichen, wie von Female Empowerment alle profitieren, inklusive der Kinder, und zu verhindern, dass eine Stärkung der Frauen in das Gegenteil umschlage – etwa in verstärkte häusliche Gewalt.

    Passauer Expertise aus vorangegangener Forschung

    Das Passauer Forschungsteam beteiligt sich an allen Schritten mit seiner Expertise. Die Leitung übernimmt es bei der Konzeption der Interventionen sowie der wissenschaftlichen Begleitung der Maßnahmen, die vor Ort durchgeführt werden. Michael Grimm und Doktorandin Afroza Shimu können hier auf Erkenntnisse aus laufender und vergangener Forschung am Lehrstuhl zurückgreifen. So hat der Passauer Entwicklungsökonom mit seinem Team ein Instrument entwickelt, um Empowerment von Frauen im arabischen Kontext zu messen. In anderen Projekten führten er und sein Team Feldexperimente durch, um zu untersuchen, unter welchen Bedingungen Bäuerinnen und Bauern in armen Gegenden langfristig auf nachhaltigen Anbau umstellen, um beispielsweise den Folgen des Klimawandels und zunehmender Boden- und Grundwasserverschmutzung entgegenzuwirken.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Michael Grimm
    Lehrstuhl für Development Economics
    Innstraße 29
    94032 Passau
    Mail: michael.grimm@uni-passau.de


    Weitere Informationen:

    https://www.digital.uni-passau.de/beitraege/2021/organic-farming/ Wie nachhaltige Landwirtschaft in Indonesien gelingen kann
    https://www.digital.uni-passau.de/beitraege/2018/gleichberechtigung-in-tunesien/ Messung von Women’s Empowerment in Tunesien


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wissenschaftler, jedermann
    Gesellschaft, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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