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15.03.2022 15:54

Leibniz-Einrichtungen in Greifswald, Nürnberg, Potsdam und Dresden evaluiert

Christoph Herbort-von Loeper M.A. Kommunikation
Leibniz-Gemeinschaft

    Die Förderung von vier Leibniz-Einrichtungen soll fortgeführt werden. Das hat der Senat der Leibniz-Gemeinschaft nach Abschluss der regelmäßigen wissenschaftlichen Evaluierung beschlossen. Eine erneute Überprüfung der Fördervoraussetzungen soll bei allen vier Einrichtungen nach dem Regelturnus von sieben Jahren erfolgen.

    Folgende Leibniz-Einrichtungen wurden evaluiert:
    • Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e. V., Greifswald (INP)
    • Germanisches Nationalmuseum – Leibniz-Forschungsmuseum für Kulturgeschichte, Nürnberg (GNM)
    • Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung e. V. (PIK)
    • Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung Dresden e. V. (IFW)

    Zu den Stellungnahmen des Senats der Leibniz-Gemeinschaft im Einzelnen:

    1) Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e. V., Greifswald (INP)
    Das Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie (INP) betreibt anwendungsorientierte Grundlagenforschung auf dem Gebiet der Niedertemperatur-Plasmaphysik. Es ist in diesem Bereich, wie der Senat in seiner heutigen Stellungnahme würdigt, ausgesprochen erfolgreich und international sehr anerkannt.
    Das INP habe sein Forschungsprofil in den letzten Jahren mit vielversprechenden neuen Anwendungsgebieten sehr gut weiterentwickelt. Beispielsweise betätige es sich verstärkt in der Plasmamedizin, mittlerweile in Kooperation mit dem Klinikum Karlsburg auch in der klinischen Forschung. Auch der Bereich der Plasma-Agrarkultur sei als zukunftsträchtiges neues Forschungsfeld am Institut etabliert worden. Der Senat sieht in weiteren neuen Themen wie Bioökonomie und Industrie 4.0 großes Potential. Die in diesen Bereichen in Aussicht genommenen Vorhaben müsse das INP aber noch klarer definieren. Der Senat empfiehlt außerdem, länger etablierte und inzwischen bereits in die industrielle Anwendung überführte Betätigungsfelder kritisch zu überprüfen und gegebenenfalls aufzugeben oder neu auszurichten.
    Das Institut könne auf breit rezipierte Publikationen verweisen und verfolge eine effektive Transferstrategie. Seit der vergangenen Evaluierung hätten Arbeiten des INP zu zwei Ausgründungen im medizinischen Bereich geführt. Das Institut werbe regelmäßig Drittmittel in beeindruckender Höhe ein und wird vom Senat ermuntert, Förderungserfolge auf europäischer Ebene weiter auszubauen. Das INP habe die Kooperation mit den Universitäten in Rostock und Greifswald erfreulicherweise weiter vertieft. Der Senat empfiehlt, die Zahl der Promovierenden und den Anteil von Wissenschaftlerinnen in Leitungspositionen zu erhöhen. Die sehr guten Bedingungen am Institut sollten außerdem dazu führen, wissenschaftliches Spitzenpersonal verstärkt überregional und international zu gewinnen.
    Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft empfiehlt Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung des INP fortzusetzen.

    2) Germanisches Nationalmuseum – Leibniz-Forschungsmuseum für Kulturgeschichte, Nürnberg (GNM)
    Das Germanische Nationalmuseum – Leibniz-Forschungsmuseum für Kulturgeschichte, Nürnberg (GNM) betreibe in hervorragender Weise die Erschließung, Weiterentwicklung und Restaurierung seiner Sammlungsbestände und leiste darüber hinaus essentielle Beiträge zur kulturwissenschaftlichen Grundlagenforschung, so der Senat der Leibniz-Gemeinschaft in seiner heute veröffentlichten Stellungnahme. Während ein Fachpublikum die Forschungsergebnisse vorwiegend über Ausstellungskataloge rezipiere, dienten regelmäßige Sonderausstellungen zu einer anschaulichen Vermittlung gegenüber der breiten Öffentlichkeit. Das mit 1,4 Millionen Objekten größte kunst- und kulturgeschichtliche Museum mit Fokus auf den deutschsprachigen Raum verzeichne dabei erfreulich hohe Besuchszahlen von 334.000 Besuchen pro Jahr. Hinzu kämen knapp zehn Millionen Zugriffe (2019) auf die seit der vergangenen Evaluierung deutlich gewachsenen digitalen Bestände.
    Wie vor sieben Jahren empfohlen habe das GNM neue Wege eingeschlagen, um seine Arbeit zu modernisieren. Der Senat sieht großes Potenzial in den vom GNM vor einiger Zeit eingeführten epochenübergreifenden Forschungsleitthemen, mit denen es seine Arbeit intern steuere. Er begrüßt die international vergleichende Perspektive des GNM. Der Senat hebt positiv hervor, dass ein Generationswechsel am Forschungsmuseum ausgesprochen gut gestaltet worden sei und hebt positiv hervor, dass der seit 2019 amtierende neue Generaldirektor erstmals gemeinsam mit der Universität Erlangen-Nürnberg berufen worden sei. Die Zusammenarbeit mit der universitären Forschung solle nun noch weiter zum Beispiel über gemeinsame Projekte verstärkt werden.
    Es sei erfreulich, so der Senat, dass der Freistaat Bayern und der Bund grundlegende Baumaßnahmen ermöglichen würden. Nach umfangreichen Arbeiten am Tiefdepot plane man, dafür bis 2030 weitere 93 Millionen Euro aufzuwenden. Für das GNM sei dies mit der Herausforderung verbunden, seine Dauerausstellung neu zu konzipieren und dafür ein strategisches Konzept zu entwickeln.
    Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft empfiehlt Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung des GNM fortzusetzen.

    3) Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) e. V.
    Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) erforscht die Ursachen und Folgen des Klimawandels mit dem Ziel, Vermeidungs- und Anpassungsstrategien zu entwickeln, die von Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft umgesetzt werden können. Leitgedanke sei dabei, ein nachhaltiges Management globaler Gemeinschaftsgüter unter Beachtung planetarer Grenzen zu ermöglichen, so der Senat der Leibniz-Gemeinschaft in seiner heute veröffentlichten Stellungnahme.
    Das PIK sei international mit führend bei der Entwicklung aufwändiger numerischer Simulationen zur Modellierung von Veränderungen des Erdsystems. Die verschiedenen Modelle seien seit der letzten Evaluierung ausgezeichnet weiterentwickelt worden, um insbesondere die Komplexität menschlichen Handelns besser abzubilden. Die hervorragenden Ergebnisse würden regelmäßig sehr hochrangig veröffentlicht. Darüber hinaus erbringe das PIK äußerst wichtige und sehr stark nachgefragte Leistungen in der Politikberatung. In diesem Zusammenhang hebt der Senat die maßgebliche Mitwirkung im Weltklimarat IPCC und die Beratungen auf dem Gebiet der CO2-Besteuerung hervor.
    Das PIK habe in den letzten Jahren einen umfangreichen personellen und organisatorischen Veränderungsprozess sehr gut gestaltet. Nachdem der hochanerkannte Gründungsdirektor 2018 in den Ruhestand gegangen sei, habe das Institut eine wissenschaftliche Doppelspitze erhalten. Der neu berufene frühere Direktor des Stockholm Resilience Centre vertrete dabei die Natur- und der zuvor stellvertretende Direktor des PIK die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Der Senat hebt hervor, dass die fachlichen Erweiterungen in den vergangenen Jahren ausgesprochen überzeugend seien. Die neue Leitung stehe nun vor der äußerst anspruchsvollen Aufgabe, das verbreiterte Spektrum noch stärker in einem kohärenten Forschungsprofil zusammenzuführen.
    Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft empfiehlt Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung des PIK fortzuführen.

    4) Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung Dresden e. V. (IFW)
    Das Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung Dresden (IFW) widme sich in beeindruckender Weise der Entwicklung und Verbesserung von Materialien, so der Senat der Leibniz-Gemeinschaft in seiner heute veröffentlichten Stellungnahme. Dabei schlage das Institut einen weiten Bogen von den theoretischen und experimentellen Grundlagen bis zur Herstellung der Materialien. Insbesondere über Formate wie das SAWLab Saxony, das regionale Aktivitäten im Bereich Akustoelektronik bündele, leiste das IFW einen wichtigen Beitrag zum Transfer seiner international anerkannten Forschungsergebnisse in die Anwendung. Möglichkeiten, Drittmittel aus der Industrie einzuwerben, sollten künftig stärker ausgeschöpft werden.
    Seit der vergangenen Evaluierung habe das IFW sein Forschungsprogramm sehr gut weiter konkretisiert und umgesetzt. Das Institut kooperiere dabei in hohem Maße und sehr überzeugend mit der TU Dresden und weiteren institutionellen Partnern. Der Senat weist darauf hin, dass derzeit zwei der fünf Teilinstituts-Leitungen neu zu besetzen seien. Es sei eine zentrale Herausforderung der nächsten Monate, diese beiden wichtigen Stellen gemeinsam mit den universitären Partnern zu besetzen, nicht zuletzt mit Blick auf die Sicherung des interdisziplinären Profils am IFW. Die anstehenden Berufungen würden auch Chancen eröffnen, über die mittlere Leitungsebene hinaus Wissenschaftlerinnen für Führungsaufgaben am IFW zu gewinnen.
    Der Senat hebt positiv hervor, dass in den zurückliegenden Jahren sieben ERC Grants des Europäischen Forschungsrats durch wissenschaftliche Beschäftigte des IFW eingeworben worden seien. Eine hohe Zahl von ausländischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie die Berufung jüngerer Beschäftigter auf Professuren andernorts würden belegen, dass das Institut ein attraktives Arbeitsumfeld für die Qualifizierungsphase biete.
    Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft empfiehlt Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung des IFW fortzusetzen.

    Die einzelnen Senatsstellungnahmen finden Sie im Wortlaut auch auf den Internetseiten der Leibniz-Gemeinschaft unter http://www.leibniz-gemeinschaft.de/ueber-uns/evaluierung/

    Hintergrund:
    Jede Leibniz-Einrichtung wird regelmäßig extern evaluiert, spätestens alle sieben Jahre. International ausgewiesene Sachverständige bewerten die Leistungen und Strukturen jeder Einrichtung.

    Grundlage für die Bewertung ist eine schriftliche Unterlage der Einrichtung, außerdem im Regelfall ein Evaluierungsbesuch am Institut. Da in den zurückliegenden Monaten pandemiebedingt Evaluierungsbesuche entfallen mussten, erfolgte die Bewertung der Einrichtungen über ein Ersatzverfahren mit digitalen Sitzungen und schriftlichen Einschätzungen.

    Die Ergebnisse der Begutachtung werden in einem Bewertungsbericht festgehalten, zu dem die bewertete Institution Stellung nehmen kann. Auf dieser Grundlage verabschiedet der Senat der Leibniz-Gemeinschaft eine wissenschaftspolitische Stellungnahme, die in der Regel Empfehlungen zur weiteren Förderung der Leibniz-Einrichtung enthält.
    Diese Senatsstellungnahme dient der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern (GWK) zur Überprüfung der Fördervoraussetzungen. Zusammen mit den Anlagen A (Darstellung der wesentlichen Inhalte und Strukturen der Einrichtung), B (Bewertungsbericht) und C (Stellungnahme der Einrichtung zum Bewertungsbericht) werden die Senatsstellungnahmen auf der Internet-Seite der Leibniz-Gemeinschaft veröffentlicht. Alle an der Bewertung und Beurteilung beteiligten Gremien sind ausschließlich mit Personen besetzt, die nicht an Leibniz-Einrichtungen tätig sind.

    Pressekontakt für die Leibniz-Gemeinschaft
    Christoph Herbort-von Loeper
    Tel.: 030 / 20 60 49 – 471
    Mobil: 0174 / 310 81 74
    herbort@leibniz-gemeinschaft.de

    Die Leibniz-Gemeinschaft
    Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 97 eigenständige Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen u.a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen knapp 20.500 Personen, darunter 11.500 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei 2 Milliarden Euro.
    http://www.leibniz-gemeinschaft.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    fachunabhängig
    überregional
    Organisatorisches, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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