idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
17.03.2022 11:10

Der Prototyp des Verbrechers

Meike Drießen Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Es ist ein spezieller Menschenschlag, den Prof. Dr. Boris Schiffer unter die Lupe genommen hat. Menschen, die schon im Kindesalter auffallen, weil sie straffällig werden. Und die oft ihr ganzes Leben lang immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Fachleute wie Schiffer, Direktor der Forschungsabteilung für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie am LWL-Universitätsklinikum Bochum und der LWL-Maßregelvollzugsklinik Herne, diagnostizieren in solchen Fällen eine dissoziale Persönlichkeitsstörung. Mittels Bildgebung hat er untersucht, ob und wie sich die Gehirne der Betroffenen von anderen unterscheiden.

    Über seine Arbeit berichtet Rubin, das Wissenschaftsmagazin der Ruhr-Universität Bochum.

    Rund fünf Prozent der Männer und etwa ein Prozent der Frauen haben die Disposition für diese Störung. „Das sind natürlich sehr viele Menschen, und nicht alle werden straffällig“, macht Boris Schiffer klar. Eine kriminelle Karriere begünstigen einige weitere Faktoren. So liegt der durchschnittliche Intelligenzquotient bei Inhaftierten mit dissozialer Persönlichkeitsstörung um zehn Punkte unter dem Bevölkerungsdurchschnitt. Sehr häufig sind Betroffene substanzabhängig. Da die Persönlichkeitsstörung nicht mit verminderter Schuldfähigkeit einhergeht, landen betroffene Straftäter in normalen Justizvollzugsanstalten. Gutachten sollen vor ihrer Entlassung abschätzen, wie wahrscheinlich es ist, dass sie wieder straffällig werden. „Die Prognose ist schlecht“, so Schiffer. „Die Betroffenen sind schwer therapierbar, denn es gibt eigentlich keinen moralischen Kompass, den man neu ausrichten könnte.

    Ein objektives Kriterium

    In seinen Forschungsarbeiten beschäftigt er sich damit, ob es nicht auch objektive Kriterien für die Gefährlichkeit geben könnte. Im Mittelpunkt steht die Frage, welche neurobiologischen Mechanismen dem Verhalten der Straftäter zugrunde liegen. Kann man am Gehirn oder seiner Aktivität ablesen, wo Unterschiede zu Nicht-Straftätern liegen, beziehungsweise wodurch sich Rückfällige von Nicht-Rückfälligen unterscheiden? Kann man erkennen, ob eine Therapie Wirkung zeigt? „Wenn es so wäre, hätten wir ein objektives Kriterium für die Beurteilung, ob eine Therapie erfolgreich war“, meint Schiffer.

    Um die dissoziale Persönlichkeitsstörung und ihre Auswirkungen genauer zu verstehen, setzte er auf die funktionelle Magnetresonanztomografie, kurz fMRT. Die Forschenden der RUB entwickelten einen Versuchsablauf, in dem Probanden mit und ohne dissoziale Persönlichkeitsstörung im fMRT jeweils kurze Bildsequenzen vorgespielt wurden, in denen Täter und Opfer interagierten. Vorher wurden die Teilnehmenden angewiesen, sich entweder in die eine oder die andere Person hineinzuversetzen. Danach wurde abgefragt, wie sich die Teilnehmenden fühlten und wie sie die Gefühle der beobachteten Personen einschätzten. Die Untersuchungen, deren Auswertung noch nicht abgeschlossen ist, zeigten unter anderem, dass dissoziale Persönlichkeiten sehr wohl mitfühlen – aber eher mit dem Täter als mit dem Opfer.

    Ausführlicher Beitrag in Rubin

    Einen ausführlichen Beitrag zu dem Thema finden Sie im Wissenschaftsmagazin Rubin mit dem Schwerpunkt „Verbrechen“ https://news.rub.de/wissenschaft/2022-03-16-neurobiologie-der-prototyp-des-verbr.... Für redaktionelle Zwecke dürfen die Texte auf der Webseite unter Angabe der Quelle „Rubin – Ruhr-Universität Bochum“ sowie Bilder aus dem Downloadbereich unter Angabe des Copyrights und Beachtung der Nutzungsbedingungen honorarfrei verwendet werden.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Boris Schiffer
    Forschungsabteilung für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie
    LWL-Universitätsklinikum Bochum und LWL-Maßregelvollzugsklinik Herne
    Tel.: +49 2325 3724 2100
    E-Mail: boris.schiffer@rub.de


    Originalpublikation:

    https://news.rub.de/wissenschaft/2022-03-16-neurobiologie-der-prototyp-des-verbr...


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin, Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).