Ein höheres Arbeitsvolumen ermöglicht mehr Wirtschaftswachstum, erleichtert die Rückführung des staatlichen Haushaltsdefizits und entlastet die sozialen Sicherungssysteme. Realisieren lässt es sich durch eine Stabilisierung der Sozialabgaben und durch eine Tarifpolitik, die dafür sorgt, dass der Anstieg der tariflichen Stundenlöhne unter dem Zuwachs des nominalen Nettoinlandsprodukts liegt. Dies ist das Ergebnis einer neuen Untersuchung des Instituts für Weltwirtschaft.
Das Arbeitsvolumen, also die Zahl der in der Wirtschaft insgesamt geleisteten Arbeitsstunden, ist in Deutschland seit Anfang der neunziger Jahre um rund 6 Prozent zurückgegangen. Zuvor hatte es sich in Westdeutschland bereits in den siebziger und achtziger Jahren um insgesamt mehr als 9 Prozent vermindert. In der wirtschaftspolitischen Diskussion wird hieraus verschiedentlich der Schluss gezogen, dass das Arbeitsvolumen eine unabänderlich sinkende Größe sei und eine Sicherung der Beschäftigung nur über eine "gerechtere" Aufteilung der noch vorhandenen Arbeit erreicht werden könne. Die jetzt vorliegende Studie des Instituts für Weltwirtschaft zeigt, dass diese Sichtweise, die auch gewerkschaftlichen Forderungen nach Arbeitszeitverkürzungen zugrunde liegt, falsch ist.
Die Autoren verweisen dabei auf die Vereinigten Staaten und dynamisch wachsende EU-Länder wie Irland, in denen das Arbeitsvolumen in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen ist. Die negative Entwicklung des Arbeitsvolumens in Deutschland ist nach ihrer Ansicht maßgeblich dadurch bedingt, dass Stundenlöhne und Sozialabgaben stärker gestiegen sind als die gesamtwirtschaftliche Nachfrage. Dazu hat die Tarifpolitik erheblich beigetragen. Die Studie zeigt, dass in Deutschland empirisch ein enger Zusammenhang zwischen dem Grad der Tariflohnzurückhaltung und der Änderung des Arbeitsvolumens besteht (Abbildung 1). Der Rückgang des Arbeitsvolumens Mitte der siebziger Jahre, Anfang der achtziger Jahre und in der Phase nach der Deutschen Einheit ist verknüpft mit negativer Lohnzurückhaltung (die tariflichen Stundenlöhne stiegen stärker als das Nettoinlandsprodukt). Bei anhaltender Tarif lohnzurückhaltung wie 1976-79 und insbesondere 1983-91 kam es hingegen zu einer - teilweise zeitlich verzögerten - Expansion des Arbeitsvolumens. Ökonometrische Untersuchungen der Autoren erhärten diesen Befund: Bleibt der Zuwachs der tariflichen Stundenlöhne um einen Prozentpunkt hinter dem Zuwachs des Nettoinlandsprodukts zurück, so steigt das Arbeitsvolumen innerhalb der folgenden drei Jahre um rund 0,8 Prozent; bei unveränderter Arbeitszeit entspricht dies rund 300 000 Arbeitsplätzen.
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Harmen Lehment Diplom-Volkswirt Frank Oskamp
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Ausführlichere Informationen in den Kieler Kurzberichten
(http://www.uni-kiel.de/ifw/pub/kkb/kkbs.htm).
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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