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24.03.2022 15:08

Gefühlte Ewigkeit oder Sekundenschnelle: Wie nehmen wir die Zeit wahr?

Janna von Greiffenstern Kommunikation
SRH Hochschule Heidelberg

    Anlässlich der Zeitumstellung am 27. März berichtet der Psychologie-Professor Joachim Haß von der SRH Hochschule Heidelberg über sein Forschungsprojekt zur Zeitwahrnehmung.

    Gefühlt wird uns am Sonntag wieder eine Stunde Zeit „geklaut“: Die Uhr wird eine Stunde vorgestellt. Wenn wir auf die Uhr schauen, löst das neuronale Prozesse im Hirn aus, die unser Zeitgefühl und dadurch auch unsere Emotionen beeinflussen, uns hektischer, seltener gelassen machen. So kann es eine halbe Ewigkeit dauern, wenn wir drei Minuten auf den Bus warten müssen, obwohl wir es sehr eilig haben, während ein lustiger Abend mit Freunden oft wie im Flug vergeht. Unsere eigene Wahrnehmung von Zeit variiert von gefühltem Stillstand bis hin zu rasend schnellem Vorbeiziehen. Dieses subjektive Empfinden ist vor allem davon abhängig, womit wir uns in der jeweiligen Zeitspanne beschäftigen. Wie aber genau nimmt das Gehirn Zeit wahr und wieso empfinden wir je nach Beschäftigung so unterschiedlich?

    Wie viele Forschende weltweit sucht auch Prof. Dr. Joachim Haß von der SRH Hochschule Heidelberg seit vielen Jahren nach neuronalen Mechanismen, die bei der Zeitwahrnehmung im Gehirn ablaufen. Seit seiner Promotion im Jahr 2009 beschäftigt ihn die Frage nach den Prozessen im Gehirn, mit denen der Mensch Zeit wahrnehmen kann. „Ich war erstaunt, wie wenig über diesen tatsächlichen mechanischen Ablauf bekannt ist, obwohl es schon viele Forschungsansätze auf neurowissenschaftlicher, psychologischer und sozialwissenschaftlicher Ebene gibt!“

    In seinem aktuellen Forschungsprojekt, das zu den ersten DFG-geförderten Projekten an der SRH Hochschule Heidelberg gehört, untersucht Haß deshalb mit Hilfe von Computersimulationen biophysikalische Vorgänge im Gehirn und stellt dazu mathematische Gleichungen auf, die eng an echte Hirndaten angepasst sind. „Eine große Schwierigkeit besteht darin, dass es kein bestimmtes Areal im Hirn gibt, das ausschließlich für die Zeitwahrnehmung verantwortlich ist“, so Haß. Wahrscheinlicher ist ein großes Verteilungssystem, bei dem alle Areale zu Zeitwahrnehmungszwecken herangezogen werden können. Erste Ergebnisse zeigen einen möglichen biophysikalischen Mechanismus auf, wie die Einstufung eines Reizes als „kurz“ oder „lang“ durch den Hirnbotenstoff Dopamin beeinflusst werden, der unter anderem bei der Bewertung von Emotionen eine wichtige Rolle spielt.

    Ausgehend von diesen Erkenntnissen führt Haß mit Studierenden der Bachelor- und Masterstudiengänge Psychologie folgendes Experiment durch: Den Studierenden werden emotionale Bilder gezeigt, von blutigen Kriegsbildern bis hin zum romantischen Portrait eines glücklichen Hochzeitspaares. Im Anschluss werden sie befragt, welches Bild wie lange zu sehen war. Die Ergebnisse zeigen, dass die Dauer der positiven Bilder eher kürzer, die negativen Bilder tendenziell eher länger wahrgenommen werden. Dies scheint die Auswirkung von Dopamin auf die subjektive Zeitwahrnehmung zu bestätigen.
    „Ich würde mir wünschen, dass am Ende meines Projekts klarer ist, wie die Mechanismen der Zeitwahrnehmung im Hirn wirklich ablaufen und welche Rolle Dopamin dabei spielt“, so Haß. Diese Erkenntnisse aus dieser Grundlagenforschung könnten dann auch dabei helfen, Krankheiten wie Parkinson, Schizophrenie oder anderen Störungen im menschlichen Gehirn entgegenzuwirken, indem Prozesse nachvollzogen und Medikamente optimiert werden können.

    Für ausführlichere Interviewanfragen steht Prof. Dr. Joachim Haß den Medien gern zur Verfügung. Bitte wenden Sie sich dazu an janna.vongreiffenstern@srh.de.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Joachim Haß
    https://www.srh-hochschule-heidelberg.de/hochschule/hochschulteam/joachim-hass/


    Weitere Informationen:

    https://www.srh-hochschule-heidelberg.de/projekte/fakultaet-fuer-angewandte-psyc...


    Bilder

    Der Psychologie-Professor Joachim Haß forscht zum Thema Zeitwahrnehmung und neuronale Prozesse.
    Der Psychologie-Professor Joachim Haß forscht zum Thema Zeitwahrnehmung und neuronale Prozesse.
    Konrad Gös
    SRH Hochschule Heidelberg


    Anhang
    attachment icon Pressemitteilung als pdf

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    fachunabhängig
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Der Psychologie-Professor Joachim Haß forscht zum Thema Zeitwahrnehmung und neuronale Prozesse.


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