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28.03.2022 14:04

Statistiker fordern Qualitätsstandards für Daten

Abteilung 2, Referat Medien- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hamburg

    Internationale Tagung der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Statistik (DAGStat) in Hamburg - Prof. Dr. Friede: Qualität, Glaubwürdigkeit und Zugang für Datensammlung sicherstellen – Prof. Dr. Münnich: Covid-19 hat Grenzen bestehender Systeme aufgezeigt – Prof. Dr. Radermacher: Statistik ist Infrastruktur

    Die Deutsche Arbeitsgemeinschaft Statistik (DAGStat) unterstützt die Bundesregierung bei der beabsichtigten Einrichtung eines nationalen Dateninstituts. „Die im Koalitionsvertrag geforderte Datenverfügbarkeit und Standardisierung ist dabei die unbedingte Voraussetzung für die Qualität und Glaubwürdigkeit von Statistiken“, sagte DAGStat-Vorsitzender Prof. Dr. Tim Friede zum Auftakt einer mehrtägigen internationalen wissenschaftlichen Statistik-Konferenz in Hamburg und fügte hinzu: „Es geht hier nicht um das ungezügelte Sammeln von Daten, sondern vielmehr um eine gezielte Erhebung wichtiger Informationen. Für die Nutzung von Daten sollten endlich auch transparente Regeln geschaffen werden, damit in Situationen wie der Pandemie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aller Fachrichtungen kurzfristig Zugang erhalten.“

    Vom 28. März 2022 bis zum 01. April 2022 treffen sich 500 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 20 Staaten im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) und diskutieren aktuelle Forschungsthemen aus der Statistik. Organisiert wird die alle drei Jahre stattfindende Tagung in 2022 vom UKE, der Universität Hamburg und der Helmut-Schmidt-Universität. Die DAGStat vereint unter ihrem Dach 13 wissenschaftliche Fachgesellschaften und das Statistische Bundesamt.

    Prof. Dr. Ralf Münnich von der DAGStat-Mitgliedsorganisation „Deutsche Statistische Gesellschaft“ (DStatG) sagte in Hamburg: „Die aktuelle Pandemie hat die Grenzen der bestehenden Systeme deutlich aufgezeigt.“ Als Beispiel nannte er systematische Fehler bei Inzidenz, Zahl der Infizierten und ausgeführten Impfungen. „Dass dabei die Daten oft noch per FAX übermittelt wurden, sei ein Anachronismus, der für einen Staat wie Deutschland gerade in der Pandemiebekämpfung nicht angemessen ist. Sowohl eine rasche Umsetzung der Digitalisierung sowie die Schaffung eines unabhängigen Dateninstituts unter Beteiligung der Wissenschaft ist dringend nötig. Gerade in Krisen ist ein schneller Zugang zu Daten hoher Qualität für die Wissenschaft essentiell.“

    „Mit Hilfe eines nationalen Dateninstituts könnten für die Politik die Grundlagen erarbeitet werden, damit Entscheidungen auch in Krisensituation wie Covid-19 schnell, wissenschaftlich fundiert und gesellschaftlich akzeptiert getroffen werden“, erläuterte Prof. Dr. Walter J. Radermacher, ehemaliger Präsident des Statistischen Bundesamtes, Bundeswahlleiter und bis 2016 Generaldirektor des Statistischen Amtes der Europäischen Union in seinem Eröffnungsvortrag unter dem Titel „Statistik für Klimaschutz und Gesundheit – mehr Fortschritt wagen“. Radermacher wies am Montag zudem darauf hin, dass eine hochwertige öffentliche Statistik zum Funktionieren einer Demokratie beiträgt. „Solide Fakten können wesentlich zur Versachlichung und Verbesserung beitragen; unsolide oder schlecht kommunizierte bewirken das Gegenteil, nämlich Fehlentscheidungen, Misstrauen, parallele Wahrnehmungswelten.“ sagte er und fügte hinzu: „Statistik ist Infrastruktur und kostet Geld“.

    Laut Prof. Dr. Friede, der das Institut für Medizinische Statistik der Universitätsmedizin Göttingen leitet, müsse das „Rad nun nicht neu erfunden werden“. Viele Kompetenzen seien beim Statistischen Bundesamt bereits gegeben und vorhandene Infrastrukturen sollten genutzt werden. Maßgeblich gehe es vor allem bei den aktuellen Anforderungen beim Klimaschutz genauso wie bei gesundheitspolitischen Fragen darum, der Relevanz der Daten zu gewährleisten, ebenso wie den Datenschutz und die Transparenz bei der Datenanalyse, sagte Prof. Friede. Daneben müssten selbstverständlich die Wahrhaftigkeit der Daten, die Aktualität und die Genauigkeit sichergestellt sein. Zur Unterstützung des von der Bundesregierung vorgesehenen Dateninstituts fordern DAGStat und DStatG die ständige Begleitung durch einen wissenschaftlichen Expertenrat mit Vertretern aus verschiedensten Disziplinen wie Umweltwissenschaft, Medizin und Sozialwissenschaften sowie insbesondere auch der Statistik.

    Radermacher sieht das Statistische Bundesamt auf einem guten Weg, für seine neuen Rollen in der digitalen Gesellschaft präpariert zu sein. Friede, Münnich und Radermacher sind sich einig, dass die Notwendigkeit einer Modernisierung des deutschen Statistikrechts besteht und wünschen sich die Auswahl der zukünftigen Chefin oder des Chefs der deutschen Statistik nach europäischen rechtlichen Standards.

    Eine für die Hamburger DAGStat-Tagung aktualisierte wissenschaftliche Stellungnahme zu Covid-19 ist unter folgendem Link https://arxiv.org/abs/2108.04068 abrufbar. An der Stellungnahme haben die 13 Fachgesellschaften und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von zehn Universitäten mitgearbeitet.“

    Nähere Informationen zur Tagung sind unter folgendem Link verfügbar: http://www.dagstat2022.de. Hier ist zudem das Programm der DAGStat-Tagung abrufbar, auch finden sich dort die geltenden Hygieneregeln.

    Redaktioneller Hinweis: Während der Tagung können Interviewpartner für Medienvertreter organisiert werden.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Martin Spieß
    Universität Hamburg
    Fakultät für Psychologie und Bewegungswissenschaft
    E-Mail: martin.spiess@uni-hamburg.de
    Tel.: +49 40 42838-5351

    Prof. Dr. Tim Friede
    Vorsitzender, DAGStat
    tim.friede@med.uni-goettingen.de
    Tel. 0551 39-4990


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Mathematik, Medizin, Psychologie
    überregional
    Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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