Die Geschichte der Technischen Universität Berlin beginnt nicht erst mit der Neugründung am 9. April 1946. Ihre bedeutendsten Vorgängereinrichtungen wurden Ende des 18. Jahrhunderts bzw. Anfang des 19. Jahrhunderts gegründet: 1770 die Bergakademie, 1799 die Bauakademie und 1821 die Gewerbeakademie. Die beiden Letztgenannten verschmolzen 1879 zur Königlichen Technischen Hochschule zu Berlin, deren Sitz ins damals eigenständige Charlottenburg verlegt wurde. Die Bergakademie wurde erst 1916 eingegliedert.
Aufstieg der Technikwissenschaften
Die Gründung von technischen Hochschulen im Laufe des 19. Jahrhunderts war Ausdruck der wachsenden Bedeutung von Technik und Ingenieurwissenschaften im Zuge der Industrialisierung: Der Bedarf an qualifizierten Ingenieuren nahm zu, gleichzeitig forderten die Ingenieure gesellschaftliche und wissenschaftliche Anerkennung. Mit der Verleihung des Promotionsrechtes 1899 im Rahmen der Feierlichkeiten an der TH Berlin zum 100. Gründungstag der Bauakademie wurden die technischen Hochschulen den Universitäten schließlich gleichgestellt.
Brennpunkt des Fortschritts
Zu dieser Zeit war die TH Berlin, wie der Verein deutscher Ingenieure 1906 schrieb, nicht für Preußen und Deutschland, sondern für alle Kulturländer "ein geistiger Mittelpunkt geworden, ein viel beneidetes Vorbild, ein Brennpunkt des technischen Fortschritts". Namhafte Wissenschaftler prägten das Profil der Hochschule, darunter Adolf Slaby (1849-1913), einer der Wegbereiter der drahtlosen Telegrafie, und Ernst Ruska (1906-1988), der für die Erfindung des Elektronenmikroskops mit dem Physik-Nobelpreis ausgezeichnet wurde, und Hans Geiger (1882-1945), der den Geiger-Zähler entwickelte. Eng mit der Hochschule verbunden ist auch der Name von Konrad Zuse (1910-1995), der die erste prozessgesteuerte Rechenmaschine entwickelte.
Niedergang und Neugründung
Während der NS-Diktatur 1933-45 hielt nationalsozialistisches Gedankengut auch Einzug in die Technische Hochschule Berlin. Die Hochschule diente der NS-Diktatur; jüdische und politisch missliebige Wissenschaftler sowie Studierende wurden diskriminiert und vertrieben, darunter namhafte Forscher wie zum Beispiel der Physik-Nobelpreisträger Gustav Hertz (1887-1975) oder Georg Schlesinger (1874-1949), der Pionier des Fabrikbetriebs. Um den Bruch mit der Vergangenheit deutlich zu machen, wurde die Hochschule 1946 als "Technische Universität" neugegründet. Der neue Name drückte das Bekenntnis zur "universitas humanitatis" aus, die Selbstverpflichtung zur Humanität.
Neue Herausforderungen
In den folgenden Jahrzehnten wurde die Universität geprägt vom Ausbau der Kapazitäten, der Zunahme der Studierendenzahlen und der Integration der Pädagogischen Hochschule (1980). Parallel dazu entstanden neue Disziplinen wie etwa die Informatik. Heute bekommt die Universität immer stärker die Finanzknappheit der öffentlichen Haushalte zu spüren. Um Handlungsspielraum zurückzugewinnen, hat die TU Berlin einen umfassenden Reformkurs eingeschlagen, der neue Chancen eröffnet.
Weitere Informationen erteilt Ihnen gerne: Dr. Kristina R. Zerges, Leiterin des Referates für Presse und Information, Tel.: 314-23922, E-Mail: zerges@tu-berlin.de
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie
überregional
Organisatorisches, Wissenschaftspolitik
Deutsch
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