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25.04.2022 11:44

Studie zeigt: Lohntransparenz führt nicht immer zu einer höheren Arbeitszufriedenheit

Melanie Hahn Presse & Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule Fresenius

    Über das eigene Gehalt zu sprechen, ist in Unternehmen oft ein Tabu. Dennoch haben sich viele Arbeitnehmer:innen sicher schon gefragt: Was verdient eigentlich mein:e Büronachbar:in? Was aber passiert, wenn Gehälter tatsächlich offengelegt werden – und wir erfahren, dass Kolleg:innen besser verdienen als wir? Das haben Prof. Dr. Fabian Christandl von der Hochschule Fresenius in Köln, Dr. Kathrin Schnaufer und Prof. Dr. Timo Meynhardt von der Leipzig Graduate School of Management (HHL), Prof. Dr. Sebastian Berger, Universität Bern, und Prof. Dr. Mario Gollwitzer, LMU München, untersucht. Die Studie wurde im Journal of Organizational Behavior veröffentlicht.

    Die Höhe des Gehalts spielt eine wesentliche Rolle für die Arbeitszufriedenheit von Mitarbeiter:innen. Ob eine Offenlegung von Gehältern innerhalb eines Unternehmens positive Auswirkungen hat, wird kontrovers diskutiert. In ihrer Forschungsarbeit haben die Wissenschaftler:innen den Übergang von der Geheimhaltung der Vergütung zur Transparenz untersucht. Im Rahmen von zwei experimentellen Studien und einer Feldstudie sind sie der Frage nachgegangen, wie Mitarbeiter:innen reagieren und welche Persönlichkeitseigenschaften eine Rolle spielen, wenn ein Arbeitgeber die Gehaltsstruktur transparent gestaltet.

    An der ersten Studie haben 218 Teilnehmer:innen aus Deutschland teilgenommen. In dem Online-Experiment wurde ein Wechsel zur Lohntransparenz simuliert. Die Daten für die zweite Studie wurden in einem deutschen Unternehmen der Informations- und Kommunikationstechnologie mit einer Gesamtbelegschaft von circa 800 Mitarbeiter:innen vor und nach der Umstellung auf Lohntransparenz erhoben. Um das Gefühl des Misstrauens als möglichen weiteren Einflussfaktor zu verstärken, haben die Wissenschaftler:innen in der dritten Studie 157 Befragte aus dem Vereinigten Königreich mit einem größeren Gefühl von Unsicherheit hinsichtlich der Einführung einer Gehaltstransparenz konfrontiert.

    Die Ergebnisse bestätigen, was viele intuitiv erwarten würden: Die plötzliche, unerwartete Erkenntnis, dass das eigene Gehalt im Vergleich mit Kolleg:innen geringer ausfällt, führt zu einer sinkenden Arbeitszufriedenheit. „Erklärt werden kann dieser Effekt über spontan auftretenden Neid gegenüber den Kolleg:innen, die mehr verdienen“, so Christandl. Auf unerwartete Gehaltsunterschiede reagieren aber nicht alle gleich stark. So zeigt die Studie, dass sich Personen, die besonders empfindlich auf Situationen reagieren, in denen sie Opfer von Ungerechtigkeit werden – die also eine ausgeprägte Opfersensibilität haben – sich eher weniger daran stören, dass sie im Gehaltsvergleich schlechter abschneiden. „Dieser Personenkreis ist ohnehin sehr zynisch und geht immer vom Schlimmsten aus“, sagt Christandl. Bei Personen mit geringer Opfersensibilität zeigt sich dagegen, dass ihre Arbeitszufriedenheit erkennbar sinkt, wenn ihr Gehalt im Vergleich unerwartet niedrig ausfällt.

    „Die Gewährleistung einer gerechten Entlohnung wird allgemein als wichtiger Faktor für eine positive Einstellung zur Arbeit angesehen und Lohntransparenz gilt als ein Instrument, um dies zu erreichen“, ordnet Schnaufer die Thematik ein. „Unsere Untersuchung zeigt, dass eine Umstellung auf Lohntransparenz nicht automatisch zu einer Wahrnehmung von Lohngerechtigkeit führt, und weist auf die Bedingungen hin, unter denen Lohntransparenz sogar negative Auswirkungen auf die Einstellung zur Arbeit haben kann“, führt sie fort. „Es sind weitere Untersuchungen erforderlich, damit mehr Unternehmen wissen, wie sie Lohntransparenz erfolgreich umsetzen können."

    Der Artikel ist hier verfügbar: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1002/job.2575

    Über die Hochschule Fresenius
    Die Hochschule Fresenius mit ihren Standorten in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Id-stein, Köln, München und Wiesbaden sowie dem Studienzentrum in New York gehört mit über 17.000 Studierenden zu den größten und renommiertesten privaten Hochschulen in Deutschland. Sie blickt auf eine mehr als 170-jährige Tradition zurück. 1848 gründete Carl Remigius Fresenius in Wiesbaden das „Chemische Laboratorium Fresenius“, das sich von Beginn an sowohl der Laborpraxis als auch der Ausbil-dung widmete. Seit 1971 ist die Hochschule staatlich anerkannt. Sie verfügt über ein sehr breites, vielfäl-tiges Fächerangebot und bietet in den Fachbereichen Chemie & Biologie, Design, Gesundheit & Soziales, onlineplus sowie Wirtschaft & Medien Bachelor- und Masterprogramme in Vollzeit sowie berufsbegleitende und ausbildungsbegleitende (duale) Studiengänge an. Die Hochschule Fresenius ist vom Wissenschaftsrat institutionell akkreditiert. Bei der Erstakkreditierung 2010 wurden insbesondere ihr „breites und innovati-ves Angebot an Bachelor- und Master-Studiengängen“, „ihre Internationalität“ sowie ihr „überzeugend gestalteter Praxisbezug“ vom Wissenschaftsrat gewürdigt.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Fabian Christandl, Hochschule Fresenius


    Originalpublikation:

    https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1002/job.2575


    Weitere Informationen:

    http://www.hs-fresenius.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Psychologie, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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