Dr. Nils Jannsen (https://www.ifw-kiel.de/de/experten/ifw/nils-jannsen/), Leiter Konjunktur Deutschland am IfW Kiel, kommentiert die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes, wonach die Verbraucherpreise im April im Vergleich zum Vorjahr voraussichtlich um 7,4 Prozent gestiegen sind:
„Die Inflation befindet sich auf historisch hohem Niveau. Nachdem die Inflationsrate im März von zuvor rund 5 Prozent auf über 7 Prozent gesprungen war, ist sie im April sogar noch einmal weiter leicht gestiegen.
Ein wesentlicher Treiber für die hohe Inflation sind die bereits seit längerem deutlich steigenden Rohstoffpreise, die mit dem Beginn des Kriegs in der Ukraine einen zusätzlichen Schub bekommen haben. In der Folge lagen die Energiepreise für die privaten Haushalte im April um etwa 35 Prozent oberhalb ihres Vorjahresniveaus. Zudem fressen sich die hohen Kosten für Rohstoffe mehr und mehr in die Produktionsketten der Unternehmen und verteuern so auch andere Güter spürbar. So sind die Verbraucherpreise ohne Energie mit rund 4 Prozent so stark gestiegen wie zuletzt vor fast 30 Jahren. Neben den Rohstoffen wirken auch die massiven Lieferengpässe preistreibend, da sie das Konsumgüterangebot verknappen und die Kosten für die Unternehmen zusätzlich in die Höhe treiben.
Eine nachhaltige Entspannung bei den Verbraucherpreisen ist vorerst nicht in Sicht. So waren die Erzeugerpreise bis zuletzt deutlich aufwärtsgerichtet und lagen im März um mehr als 30 Prozent über ihrem Vorjahreswert. Diese Preisanstiege werden von den Unternehmen erst nach und nach an die Verbraucher weitergereicht werden und so noch für längere Zeit die Inflation hoch halten.
Für eine weiterhin hohe Inflation sprechen auch die großen Finanzpolster, die die privaten Haushalte weltweit während der Pandemie aufgebaut haben. Allein in Deutschland betragen die seit dem Beginn der Pandemie angehäuften zusätzlichen Ersparnisse rund 200 Mrd. Euro. Sie federn die dämpfenden Effekte der hohen Inflation auf die Nachfrage ab und erhöhen die Zahlungsbereitschaft.
Selbst wenn die Rohstoffpreise im Verlauf des Jahres nicht weiter steigen und die Lieferengpässe etwas nachlassen, wird die Inflation im Jahr 2022 insgesamt wohl bei über 6 Prozent liegen und auch im kommenden Jahr noch auf erhöhtem Niveau bleiben. Das Inflationsziel der EZB bleibt damit für absehbare Zeit in weiter Ferne.“
Medienansprechpartner:
Mathias Rauck
Pressesprecher
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Kiel Institut für Weltwirtschaft
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Dr. Nils Jannsen
Konjunktur Deutschland
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nils.jannsen@ifw-kiel.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
Gesellschaft, Politik, Wirtschaft
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer
Deutsch

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