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04.05.2022 10:45

Neue Lebensweisen entwickeln und transportieren

Sebastian Hollstein Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Wie kann unser Leben – und unser Zusammenleben – in Zukunft aussehen, das von Nachhaltigkeit durchdrungen ist, so dass wir nicht länger unsere eigenen Lebensgrundlagen zerstören? Diese Frage steht im Mittelpunkt der UNESCO-Chairs-Konferenz „Cultures for Sustainable Futures“ an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Vom 11. bis 13. Mai treffen sich über 60 internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Dazu eingeladen haben, in Kooperation mit der Deutschen UNESCO-Kommission, Prof. Dr. Benno Werlen von der Universität Jena und Prof. Tiago de Oliveira Pinto von der Musikhochschule Weimar. Das Auswärtige Amt unterstützt die Tagung finanziell.

    Im vergangenen Jahr initiierte Benno Werlen bereits die „Jena Deklaration“, mit der ein internationales Netzwerk einen Strategiewechsel zur Erreichung der UN-Nachhaltigkeitsziele forderte. Das Papier zog nach seiner Veröffentlichung große Aufmerksamkeit auf sich und fand einen großen Kreis an Unterstützerinnen und Unterstützern. Sie liefert auch den inhaltlichen Rahmen der Konferenz. „Wir wollen gemeinsam einen neuen Ansatz in der Nachhaltigkeitsforschung und -politik entwickeln“, fasst Benno Werlen die Aufgabenstellung für die Tagung zusammen. „Wenn es darum geht, Ideen für Herausforderungen – wie etwa die Bekämpfung des Klimawandels – zu entwickeln, dann reden wir in erster Linie immer über naturwissenschaftliche Erkenntnisse, wirtschaftliche Strategien und technologische Lösungen. Aber das reicht nicht aus. Wir müssen uns auch fragen, wie Bürgerinnen und Bürger unterschiedlicher Kulturen von Grund auf einbezogen werden können.“ Sozial- und Geisteswissenschaften könnten diesen Prozess fördern und dadurch helfen, neue Lebensweisen zu etablieren und dabei den kulturellen und regionalen Hintergrund zum Ausgangspunkt zu machen.

    Der Jenaer Sozialgeograph hat deshalb zur Tagung neben Kolleginnen und Kollegen aus der Wissenschaft auch Vertreterinnen und Vertreter sozialer und kultureller Organisationen eingeladen, die sich dem Thema verschrieben haben. „Wir beobachten, dass zunehmend regionale Institutionen entstehen – hier vor Ort beispielsweise das Green Office der Universität Jena oder auf Landesebene der Thüringer Nachhaltigkeitsbeirat“, berichtet er. „Sie sorgen dafür, dass die Fragen nach einem nachhaltigeren Leben auf allen gesellschaftlichen Ebenen diskutiert und aus der Gesellschaft heraus Lösungen erarbeitet werden.“ Man könne nicht darauf warten, dass die Politik alle Probleme löse, sagt Werlen. Gesellschaftlicher Wandel, der vor allem Solidarität und Gemeinsinn in den Mittelpunkt stellt, müsse auch aus der Gesellschaft kommen. Allerdings müsse Politik den entsprechenden Rahmen dafür schaffen.

    Lokale Probleme mit globaler Perspektive lösen

    „Besonders um neue Ideen zu entwickeln und neue Wege auszuhandeln, ist es wichtig, sich persönlich zu begegnen“, sagt Werlen im Hinblick auf die zurückliegenden Jahre, in denen die Pandemie Konferenzen wie diese verhinderte. Während des Treffens konzentrieren sich die Teilnehmenden auf drei Themenkomplexe: Zum einen werden Szenarien für unterschiedliche kulturelle und regionale Zugänge zur Nachhaltigkeit entworfen. Zudem werden Erfahrungen, wie Kunst und Kultur neue Lebensentwürfe und Lebensweisen schaffen und transportieren können, vorgestellt und evaluiert. Der dritte Bereich beschäftigt sich mit Bildung und Lernen, für Werlen ein besonders wichtiges Thema: „Auch für Bildungseinrichtungen stellt der Wandel hin zu einer nachhaltigen Lebensweise eine große Herausforderung dar. Denn wir dürfen Wissenschaft nicht mehr nur in den getrennten Disziplinen, wie sie an den Hochschulen oder auch im Schulunterricht existieren, betrachten. Vielmehr müssen wir die Anwendung von Wissenschaft neu denken, den Alltag der Menschen sowie die Bürgerinnen und Bürger stärker einbeziehen, um lokale Probleme mit globaler Perspektive zu lösen. Selbstverständlich ist Grundlagenforschung nach wie vor überaus wichtig, aber gleichzeitig muss die Gesellschaft Problemstellungen klar formulieren, die Lösungsfindung koordinieren – und schließlich Potenziale freilegen und fördern, so dass jeder und jede Einzelne dazu wirkungsvoll beitragen kann.“

    „Orgel als immaterielles Kulturerbe“

    Während der Eröffnungsveranstaltung am 11. Mai, um 18 Uhr in der Aula des Universitätshauptgebäudes (Fürstengraben 1), die auch per Livestream übertragen wird, werden verschiedene UNESCO-Lehrstuhlinhaberinnen und -inhaber ebenso zu Wort kommen, wie die Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission Prof. Dr. Maria Böhmer, die Thüringer Umweltministerin Anja Siegesmund, der Vizepräsident des Club of Rome Carlos Alvarez Pereira sowie der Präsident der Friedrich-Schiller-Universität Jena Prof. Dr. Walter Rosenthal und dessen Amtskollege Prof. Dr. Christoph Stölzl von der Weimarer Hochschule für Musik Franz Liszt. Am 12. Mai, 18 Uhr, ist ein Orgelkonzert in der Jenaer Friedenskirche geplant, zu dem die interessierte Öffentlichkeit eingeladen ist. Der Weimarer Musikwissenschaftler Prof. Dr. Tiago de Oliveira Pinto wird die Veranstaltung mit einem einführenden Vortrag zur „Orgel als immaterielles Kulturerbe“ begleiten.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Benno Werlen
    Institut für Geographie der Universität Jena
    Löbdergraben 32, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 948840
    E-Mail: benno.werlen@uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://www.equanet.life - Link zum Livestream der Eröffnung
    https://www.uni-jena.de/kommende-veranstaltungen/cultures-for-sustainable-future... - Programm und weitere Informationen zur Tagung


    Bilder

    Prof. Dr. Benno Werlen lädt UNESCO-Professorinnen und -Professoren an die Universität Jena ein, um über die Kulturen für eine nachhaltige Zukunft zu diskutieren.
    Prof. Dr. Benno Werlen lädt UNESCO-Professorinnen und -Professoren an die Universität Jena ein, um ü ...
    Foto: Anne Günther/Uni Jena


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    fachunabhängig
    überregional
    Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    Prof. Dr. Benno Werlen lädt UNESCO-Professorinnen und -Professoren an die Universität Jena ein, um über die Kulturen für eine nachhaltige Zukunft zu diskutieren.


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