idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
29.04.2004 15:28

RUB-Finanzmarktforum: Keine EU-Erweiterung vor 2014

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Ein Stelldichein zweier profilierter Europäer war das 3. Bochumer Finanzmarktforum im Audimax der RUB am 29. April. Altbundeskanzler Helmut Schmidt und Jean-Claude Trichet, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), sprachen zur EU-Osterweiterung - unmittelbar vor dem historischen Moment, wenn die Europäische Union am 1. Mai um zehn Staaten wächst. Mit Blick auf dieses historische Datum warnte Schmidt davor, die EU-Erweiterung beschleunigen zu wollen: "Neue Mitglieder brauchen Zeit", sagte er, daher dürfe die EU nicht vor 2014 weiter wachsen.

    Bochum, 29.04.2004
    Nr. 137

    Keine Erweiterung vor 2014
    Finanzmarktforum in der RUB: EU-Osterweiterung
    Altkanzler Schmidt und EZB-Präsident Trichet zu Gast

    Ein Stelldichein zweier profilierter Europäer war das 3. Bochumer Finanzmarktforum im Audimax der RUB am 29. April. Altbundeskanzler Helmut Schmidt und Jean-Claude Trichet, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), sprachen zur EU-Osterweiterung - unmittelbar vor dem historischen Moment, wenn die Europäische Union am 1. Mai um zehn Staaten wächst. Mit Blick auf dieses historische Datum warnte Schmidt davor, die EU-Erweiterung beschleunigen zu wollen: "Neue Mitglieder brauchen Zeit", sagte er, daher dürfe die EU nicht vor 2014 weiter wachsen. Gastgeber des Forums waren das Institut für Kredit- und Finanzwirtschaft (ikf, Fakultät für Wirtschaftswissenschaft der RUB) und die Wochenzeitung "Die Zeit".

    Forum "just in time"

    Professor Stephan Paul vom Bochumer ikf begrüßte vor 1.500 Gästen und "37 Stunden vor der EU-Osterweiterung" den "Vater des Euro" - Helmut Schmidt - und den "Erziehungsberechtigten" der gemeinsamen europäischen Währung - Jean-Claude Trichet. "Damit sind wir mit unserem heutigen Forum also just in time", so Paul. Anlass der Veranstaltung, die Zeit-Chefredakteur und Mitherausgeber Josef Joffe moderierte, war der 30. Geburtstag des ikf in diesem Jahr.

    Skeptisch, aber nicht pessimistisch

    Helmut Schmidt hat in seiner langen politischen Karriere entscheidend dazu beigetragen, den Euro auf den Weg zu bringen: vor allem in seiner Zeit als Bundeskanzler in den späten 70er-Jahren zusammen mit dem französischen Staatspräsidenten Valéry Giscard d'Estaing. Schmidt selbst sehe sich als jemand, der seit knapp 60 Jahren europäisch denkt und handelt. Umso skeptischer sei er jedoch, was die kommende EU-Osterweiterung betrifft - "skeptisch, aber nicht pessimistisch", so Schmidt. Deutschland und die europäischen Staaten hätten in den vergangenen Jahrzehnten stets "Schritt für Schritt" agiert, um die EU langsam zu erweitern, und "nicht zehn Schritte auf einmal gemacht", sagte er mit Blick auf den 1. Mai. "Wir konnten die Europäische Union auch nicht über Nacht gründen", so Schmidt, "neue Mitglieder brauchen Zeit." Zeit, sich zu integrieren, und Zeit, sich an die Mitarbeit in internationalen Institutionen, zum Beispiel im EU-Parlament, der Kommission und im Ministerrat zu gewöhnen. Mindestens zehn Jahre dauere dieser Prozess: Schmidt warnte davor, dies beschleunigen zu wollen: Vor dem Jahr 2014 dürfe die EU nicht weiter wachsen, so sein Fazit.

    Eine historische Chance

    Um die Auswirkungen der kommenden EU-Osterweiterung auf den Euro ging es in den Ausführungen des obersten europäischen Währungshüters. Trichet erläuterte zunächst den Grundgedanken und das Prinzip der gemeinsamen Währung: Als "benchmark of the best" sei der Euro schon bei seiner Geburt an den stabilsten europäischen Währungen orientiert gewesen, nie am Durchschnitt. Seine noch kurze "Erfolgsgeschichte" bestätige dies, der Euro sei bereits heute wertvoller, als es die Deutsche Mark oder der Französische Franc jemals waren. Alle kommenden neuen EU-Mitglieder hätten zugleich die Option, langfristig der Euro-Zone beizutreten, so Trichet - und er betonte in diesem Zusammenhang ebenfalls den Faktor Zeit. Denn es gibt eine Vorstufe, den "Wechselkursmechanismus", in der sich zum Beispiel gerade die Dänische Krone befindet. "In einem Jahr sehe ich dort die Krone und die Anzahl X an Währungen aus den neuen EU-Mitgliedern", so Trichet, wobei er keine Präferenzen für bestimmte osteuropäische Währungen habe. Die EU-Osterweiterung sei eine historische Chance, die man nutzen müsse, betonte Trichet. Zugleich wies er Kritik zurück, der Euro und die europäische Gemeinschaft würden durch die große Zahl an neuen EU-Mitgliedern geschwächt: Die zwölf Staaten der Euro-Zone repräsentieren 80 Prozent der Bevölkerung der neuen großen EU. Den Euro-Kritikern gab er im englischsprachigen Forum mit auf den Weg: "Don't underestimate the course of history, when history starts to move."

    Weitere Informationen

    Dr. Stefan Stein, Institut für Kredit- und Finanzwirtschaft, Fakultät für Wirtschaftswissenschaft der RUB, Tel. 0234/32-25344, E-Mail: stefan.stein@rub.de, Internet: http://www.rub.de/ikf


    Weitere Informationen:

    http://www.rub.de/ikf


    Bilder

    Finanzmarktforum in der RUB (v. l.): Helmut Schmidt, Moderator Josef Joffe (Die Zeit), Jean-Claude Trichet
    Finanzmarktforum in der RUB (v. l.): Helmut Schmidt, Moderator Josef Joffe (Die Zeit), Jean-Claude T ...

    None

    Der oberste Währungshüter der EU bei einem seiner seltenen öffentlichen Auftritte am 29.4. im Audimax der RUB
    Der oberste Währungshüter der EU bei einem seiner seltenen öffentlichen Auftritte am 29.4. im Audima ...

    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Politik, Recht, Wirtschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

    Finanzmarktforum in der RUB (v. l.): Helmut Schmidt, Moderator Josef Joffe (Die Zeit), Jean-Claude Trichet


    Zum Download

    x

    Der oberste Währungshüter der EU bei einem seiner seltenen öffentlichen Auftritte am 29.4. im Audimax der RUB


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).