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17.05.2022 12:37

Treffen der G7-Gesundheitsminister – kommt endlich die Nationale Infektionsmanagement Strategie?

Karen Tippkötter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Sepsis-Stiftung

    Bundesgesundheitsminister Lauterbach hat das Thema Sepsis neben Pandemiebekämpfung, Infektionsprävention und antimikrobiellen Resistenzen auf die Tagesordnung der G7 Gesundheitsministerinnen und G7-Gesundheitsminister gesetzt. Damit wird die Bedeutung von Infektionskrankheiten als großer globaler „Health Threat“ hervorgehoben. Die Chancen stehen gut, dass auch Deutschland endlich der seit 2017 bestehenden Forderung der Weltgesundheitsorganisation WHO nachkommt, und eine Nationale Infektionsmanagement Strategie implementiert.

    Am 22. März 2022 übernahm Bundesminister Karl Lauterbach die Schirmherrschaft der Kampagne #DeutschlandErkenntSepsis, die vom Aktionsbündnis Patientensicherheit, der Sepsis Hilfe, dem Sepsisdialog und der Sepsis Stiftung umgesetzt wird. In dem Schreiben teilt Prof. Lauterbach mit: „Der Auf- und Ausbau des Wissens über die Sepsis in der Fachöffentlichkeit sowie in der Bevölke-rung, die Verbesserung der Diagnostik und Behandlung sowie die Nachsorge von Sepsis-Patientinnen und Sepsis-Patienten sind mir und meinem Haus ein großes Anliegen.“ Zudem teilt er mit, dass das Thema Sepsis auf die Tagesordnung des Treffens der G7-Gesundheitsministerinnen und -minister in Berlin am 19. und 20. Mai gesetzt wird. Dieser Schritt verkörpert eine konsequente Umsetzung der WHO Sepsis Resolution von 2017. Er verweist zudem auf die bislang noch unerfüllte Bitte der Gemeinsamen Gesundheitsministerkonferenz von 2018, am RKI eine Expertenkommission zur Umsetzung der Forderungen der WHO Resolution in Deutschland einzurichten. Die wichtigste Forderung der WHO-Sepsis Resolution ist die Implementierung einer Nationalen Infektionsma-nagement Strategie.

    Die Nationale Infektionsmanagement Strategie – ein holistischer Ansatz zur Gesunderhaltung

    Eine Nationale Infektionsmanagement Strategie umfasst nicht nur die Vorbereitung auf zukünftige Pandemien, sondern auch die Prävention ‚alltäglicher’ Infektionskrankheiten, etwa durch Impfstrategien, Aufklärungskampagnen und die Anpassung von Lerninhalten. Zusätzlich müssen Forschung und Entwicklung gestärkt werden, um neue Therapieoptionen zu entwickeln und bestehende Behandlungsmethoden zu überprüfen. Infektionskrankheiten müssen als gesamtgesellschaftliche Herausforderung begriffen werden, die Versorger, Wissenschaft, Industrie, Öffentlicher Gesundheitsdienst und der Gesetzgeber nur gemeinsam bewältigen können. Nicht vergessen werden darf hier-bei – auch dies eine bittere Lehre aus der aktuellen Pandemie – dass nationale Strategien immer an koordinierte internationale Vorhaben anknüpfen müssen. Internationale Gesundheitsinstitutionen müssen daher ebenso gestärkt werden, wie nationale.

    Prof. Tobias Welte, Vorsitzender des Kuratoriums der Sepsis Stiftung hält die Einführung einer Nationalen Infektionsmanagement Strategie für unabdingbar und betont, dass wesentliche Vorarbeiten bereits geleistet wurden: „Um auf den Gebieten Pandemiebekämpfung, Infektionsprävention, Sepsis und antimikrobielle Resistenzen Anschluss an die international Besten zu gewinnen, ist eine kohärente Nationale Infektionsmanagementstrategie dringend erforderlich. Zentrale Elemente für die Umsetzung einer solchen Strategie liegen mit der Deutschen Antibiotika-Resistenzstrategie 2030, dem Memorandum für einen Nationalen Sepsisplan, sowie den zentralen Lehren aus der Pandemie bereits vor.“

    Lehren aus der Pandemie – Lehren aus anderen Ländern

    Die Pandemie hat die Verwundbarkeit vieler Gesundheitssysteme offengelegt. Dennoch gibt es große Unterschiede bei der pandemiebedingten Übersterblichkeit, selbst zwischen vergleichbaren Industrienationen. Diese Unterschiede zeigen sich auch bei der Sepsis-Sterblichkeit. In Australien z.B. ist diese nur halb so hoch wie in Deutschland. Dort führten verbindliche staatliche Vorgaben für Qualitätssicherungsmaßnahmen wie Critical Incident Reporting, die Vorhaltung innerklinischer medizinischer Notfallteams, sowie die systematische Schulung des medizinischen Personals in der Früherkennung medizinischer Notfälle im Zeitraum 2000-2012 zu einer Halbierung der Sepsissterblichkeit. Auch die durch Antibiotikaresistenzen bedingte Sterblichkeit ist in Australien nur halb so hoch wie in Westeuropa.

    Deutschland wird weltweit für sein Gesundheitssystem geschätzt, das der gesamten Bevölkerung nahezu unbegrenzten Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen bietet. Bei der Qualität, z.B. gemessen an der Zahl vermeidbarer Todesfälle, liegen wir im EU-Ländervergleich jedoch mit jährlich über 200.000 vermeidbaren Todesfällen lediglich im Mittelfeld – während wir bei den Kosten Spitzenreiter sind. Beim Herzinfarkt etwa gibt es in Europa nur drei Länder mit höherer Sterblichkeit als in Deutschland; jedoch fünf Länder, in denen diese nur halb so hoch ist. Oft wird an- und schließlich hingenommen, dass noch mehr Geld in unser Gesundheitssystem fließen müsse. Doch dies ist ein Missverständnis: Vielmehr braucht es neue Formen der Zusammenarbeit und neue Strategien, die gestützt werden durch wissenschaftlich fundierte und am Patientenwohl orientierte Vorgaben. „Mittelfristig würde die konsequente Umsetzung einer Nationalen Infektionsmanagement Strategie nicht nur Leben retten, sondern sogar zu massiven Einsparungen im Gesundheitswesen führen“, so Prof. Reinhart, Vorstandsvorsitzender der Sepsis Stiftung.

    Die gemeinnützige Sepsis Stiftung wurde 2012 gegründet und setzt sich für die Verbesserung der Überlebenschancen von Menschen mit Sepsis ein. Dafür unterstützt sie die wissenschaftliche Forschung sowie die Aufklärung der Bevölkerung und des medizinischen Personals und engagiert sich für die Umsetzung politischer Maßnahmen zur Verbesserung von Sepsis-Prävention, -Früherkennung und -Behandlung ein.

    Kontakt und Interviewanfragen:
    Karen Tippkötter
    Sepsis Stiftung
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Hindenburgdamm 27
    12203 Berlin
    karen.tippkoetter@sepsis-stiftung.de
    www.sepsis-stiftung.de


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Konrad Reinhart


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege
    überregional
    Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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