idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
18.05.2022 10:30

Der Billigste oder der Beste? IAQ untersuchte Vergabepraxis in Kommunen

Ulrike Bohnsack Ressort Presse - Stabsstelle des Rektorats
Universität Duisburg-Essen

    Als „guter Auftraggeber“ soll der Staat immer mehr auch gute Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten von Auftragsfirmen gewährleisten. Zugleich muss der Preis aber möglichst niedrig sein, und der Anspruch an die Qualität der eingekauften Dienstleistungen steigt. Wie Kommunen mit diesen widersprüchlichen Anforderungen in der Vergabepraxis umgehen, hat das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE) in einer von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Studie untersucht.

    Die IAQ-Forscherinnen Dr. Karen Jaehrling und Christin Stiehm haben dafür in fünf deutschen Großstädten über 60 Interviews mit Vertreter:innen von lokaler Politik und Verwaltung, lokalen Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften, beauftragten Firmen und deren Beschäftigten sowie weiteren Organisationen geführt. Ergebnis: Auch im Bereich der ‚einfachen‘ Dienstleistungen wie Schulverpflegung und Sicherheitsdienstleistungen gibt es neue Entwicklungen, die weg von der Vergabe nach dem niedrigsten Preis führen. Stattdessen orientieren sich Verwaltungen stärker am Leitbild des ‚Guten Dienstleisters‘ und der Qualität der staatlichen Dienstleistungen.

    Diese Wende hat allerdings widersprüchliche Effekte: Denn die Qualität der Dienstleistung kann auch zur Bremse für „gute Arbeit“ werden, etwa bei der Schulverpflegung. Verbesserungen – z.B. Bio-Kost – führen zwangsläufig zu höheren Kosten; gleichzeitig sollen im Interesse der zahlenden Eltern allzu starke Preissteigerungen vermieden werden. Anstelle von zusätzlichen Subventionen gibt es meist einen Preisdeckel, an dem sich die Anbieter orientieren müssen. „Ob sich damit angemessene Löhne refinanzieren lassen, spielt typischerweise keine Rolle“, stellte Dr. Karen Jaehrling fest. „Ergebnis sind weniger ‚Marktpreise‘ als vielmehr ‚Wunschpreise‘, und die bewegen sich recht weit unterhalb dessen, was von wissenschaftlicher Seite als auskömmlicher Preis ermittelt wurde.“

    Während es auf kommunaler Ebene mittlerweile zahlreiche Ratsbeschlüsse und Dienstanweisungen für ökologische Kriterien und fair gehandelte Produkte gebe, fehle es an klaren politischen Mandaten für „gute Arbeit“. Um eine bessere Balance zwischen den Interessen der Nutzer:innen und der Produzenten öffentlicher Dienstleistungen hinzubekommen, wäre eine systematischere Einbeziehung von Gewerkschaften, Unternehmensverbänden und ggf. betrieblichen Interessenvertretungen wünschenswert, raten die IAQ-Forscherinnen.

    Redaktion: Claudia Braczko, IAQ, Tel. 0157/71283308, claudia.braczko@uni-due.de


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Karen Jaehrling, IAQ, Tel. 0203/37 9-2635, karen.jaehrling@uni-due.de


    Originalpublikation:

    Jaehrling, Karen / Stiehm, Christin: Der Staat als ‚Guter Auftraggeber‘: Herausforderungen und Strategien in der sozialverantwortlichen Vergabepraxis, IAQ-Report 2022-05

    https://www.uni-due.de/iaq/iaq-report-info.php?nr=2022-05


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Gesellschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).