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23.05.2022 10:05

Neue Studie und geheime Tipps zum Durst bei Herzschwäche

Anna Reiss Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum - Herz- und Diabeteszentrum NRW Bad Oeynhausen

    Bad Oeynhausen/Freiburg: Erstmals untersucht eine deutschlandweite pflege-wissenschaftliche Prävalenzstudie (Par_cHeD) den Zusammenhang von Durst und Mundtrockenheit im Rahmen einer chronischen Herzinsuffizienz.

    Dass sich sein schwaches Herz nicht mehr erholen wird, weiß Patrik Kalkuhl schon seit vielen Jahren. Dass aber Durst dabei einmal zu einem großen Problem für ihn werden könnte, hat er anfangs nicht geahnt. Die Qualen sind enorm, denn der 50-jährige gelernte Tischler aus Ennepetal darf pro Tag nicht mehr als anderthalb Liter Wasser zu sich nehmen – wasserhaltiges Obst und Gemüse wird mitgezählt. Die strikte ärztliche Trinkmengen-verordnung soll ihn vor zusätzlichen Wassereinlagerungen im Gewebe und in der Lunge bewahren, die sein sehr schwaches Herz noch mehr belasten und damit umso lebensbedrohlicher werden können. Denn Patrik Kalkuhl wartet im Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, auf ein Spenderherz.

    „Durst ist ein klassisches Thema der Pflege“, sagt Franziska Wefer. „Trotzdem gibt es bisher nur wenige Forschungsarbeiten dazu.“ Das soll sich jetzt ändern: Die 34-jährige Pflegewissenschaftlerin, die seit vier Jahren in der Stabsstelle Pflegeentwicklung am HDZ NRW arbeitet, ist in Zusammenarbeit mit Dr.rer.cur. Stefan Köberich des Universitätsklinikums Freiburgs Projektleiterin der ersten deutschlandweiten Studie über den Zusammenhang von Durst und Mundtrockenheit im Rahmen einer chronischen Herzinsuffizienz (Par_cHeD). Insgesamt sieben universitäre und klinische Zentren sind an dem Forschungsvorhaben beteiligt: Weitere Kooperationspartner sind neben der Uniklinik Freiburg und dem HDZ NRW Bad Oeynhausen die Unikliniken Münster, Köln und Würzburg, das St. Josefs-Hospital Wiesbaden sowie das Deutsche Herzzentrum Berlin.

    Patienten mit Herzschwäche leiden unter Durst

    „Bisher wissen wir, dass mehr als die Hälfte aller Patienten mit einer Herzinsuffizienz Durst als Belastung empfindet“, erläutert Franziska Wefer das Forschungsprojekt. „Wir wissen, dass entwässernde Medikamente, sogenannte Diuretika, das Durstgefühl zum Teil immens fördern und dass es Unterschiede gibt zwischen jungen und älteren Patienten, zwischen Männern und Frauen, zum Beispiel die Tageszeit eine Rolle spielen kann und es womöglich weitere quantitative und qualitative Faktoren gibt, die das Durstempfinden beeinflussen können.“ Über 800 Befragungen von Patientinnen und Patienten, die aufgrund ihrer chronischen Herzschwäche stationär oder ambulant behandelt werden, wollen die Pflegeforschenden über einen Zeitraum von 18 Monaten in dieser ersten nationalen Prävalenzstudie sammeln und auswerten. Die erhobenen Daten sollen dazu beitragen, Beratungskonzepte zu entwickeln, die dann als pflegerische Leitlinie zum Thema Durst auch einrichtungsübergreifend und multiprofessionell umgesetzt werden könnten. Mit der Förderung von Selbstpflegefähigkeiten bei starkem Durstgefühl setzt sich Franziska Wefer auch in ihrer Doktorarbeit auseinander, die sie derzeit am Institut für Pflegewissenschaft der Uniklinik Köln (Universität zu Köln) bei Prof. Dr. Sascha Köpke vorbereitet.

    Patrik Kalkuhl ist zwischenzeitlich zum Experten in eigener Sache geworden. „Mir hat sehr geholfen, dass die Pflegekräfte auf der Transplantationsstation viele Tipps zum Thema Durst geben können. Ich habe das ausprobiert. Und die Klinik hält einen Flyer mit ausführlichen Informationen zum Nachlesen bereit.“ Gegen den drängenden Durst empfiehlt Kalkuhl heiße Getränke in kleinen Schlucken, Eiswürfel oder saure Bonbons – vor allem an heißen Tagen. Sein absoluter Geheimtipp ist aber ein Spray, das den Mund befeuchtet und einen geradezu magischen Zitronengeschmack besitzen soll. „Das habe ich aus Ennepetal mitgebracht und hat mir persönlich gut geholfen.“

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    Als Spezialklinik zur Behandlung von Herz-, Kreislauf- und Diabeteserkrankungen zählt das Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen (HDZ NRW), Bad Oeynhausen (Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum), mit 35.000 Patienten pro Jahr zu den größten und modernsten Zentren seiner Art in Europa. Das interdisziplinäre Herzinsuffizienzzentrum des HDZ NRW ist ausgewiesen als überregionales, über die Fachgesellschaften zertifiziertes Zentrum (HFU). Hier werden jährlich 6.500 Patienten mit einer Pumpschwäche des Herzens stationär behandelt. Mit 63 Herztransplantationen in 2021 ist das HDZ NRW das bundesweit größte Herztransplantationszentrum. Weitere Schwerpunkte des Herzzentrums liegen in der Behandlung des gesamten Spektrums angeborener und erworbener Herzerkrankungen einschließlich der Therapie von Herzrhythmusstörungen sowie künstlicher Herzunterstützungssysteme und Kunstherzen.

    Weitere Informationen:

    Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen
    Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Leitung: Anna Reiss
    Georgstr. 11
    32545 Bad Oeynhausen
    Tel. 05731 97-1955
    Fax 05731 97-2028
    E-Mail: info@hdz-nrw.de


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Franziska Wefer
    Stabsstelle Pflegeentwicklung
    Pflegedirektion (Direktor: Christian Siegling)
    Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen


    Originalpublikation:

    F. Wefer, S. Inkrot, N. Waldréus et al.: Translation and Psychometric Evaluation of the German Version of the Thirst Distress Scale for Patients with Heart Failure. Journal of Cardiovascular Nursing 2020.


    Weitere Informationen:

    http://www.hdz-nrw.de


    Bilder

    Patient Patrik Kalkuhl und Pflegewissenschaftlerin Franziska Wefer
    Patient Patrik Kalkuhl und Pflegewissenschaftlerin Franziska Wefer
    (Foto: Marcel Mompour).
    HDZ NRW


    Anhang
    attachment icon Pressemitteilung vom 10.05.2022

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

    Patient Patrik Kalkuhl und Pflegewissenschaftlerin Franziska Wefer


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