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25.05.2022 13:25

Digitalisierung gibt Menschen neue Mobilität

Eva Echterhoff Media Relations
HHL Leipzig Graduate School of Management

    Themenreise „Zukunftsland Sachsen“ in Zwickau: Digitale Innovationen für die Mobilität der Zukunft an historischem Automobilstandort

    LEIPZIG/ZWICKAU. Alle kennen die aktuellen Herausforderungen: Kraftstoff-Preise in astronomischen Höhen, mehr Staus als freie Fahrt auf sächsischen Autobahnen, Landstraßen und Innenstädten. Hinzu kommt ein öffentlicher Personennahverkehr, der in manchen Regionen diesen Namen gar nicht mehr verdient hat. All dies passiert schon seit geraumer Zeit – zum Leidwesen der Bürger, von denen wiederum ein steigender Grad an Mobilität und Flexibilität verlangt wird. Kann uns die stringente Digitalisierung der Mobilität aus dieser scheinbar verzwickten Lage helfen?

    Interessante Antworten sowie verschiedene Lösungsansätze auf diese große Frage gaben Mobilitätsexperten auf der Zwickauer Veranstaltung der „Zukunftsland Sachsen“-Themenreise am vergangenen Mittwoch in Zwickau. In der historischen „Villa Mocc“ wurden 50 interessierte Gäste begrüßt. Das „Zukunftsland Sachsen“ ist die gemeinsame Digitalisierungsinitiative der Handelshochschule Leipzig (HHL) und des Freistaates Sachsen.

    Moderiert wurde die Veranstaltung von Prof. Claudia Lehmann, Lehrstuhlinhaberin für Digitale Innovation im Dienstleistungsbereich an der Handelshochschule sowie Dr. Sandra Dijk, Leiterin des „Center for Leading Innovation & Cooperation“ (CLIC) der HHL. In Zwickau gaben die beiden Wissenschaftlerinnen erste Einblicke in Ergebnisse der begleitenden Studie des „Zukunftsland Sachsen: Digitalisierung im Sächsischen Mittelstand”. Die komplette Datenerhebung wird Ende Mai der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

    Besonders erfreut zeigten sich die beiden HHL-Vertreterinnen über das Grußwort von Frauke Greven, der Leiterin der Anfang 2022 geschaffenen neuen Digitalagentur Sachsen (DiAS). Die Aufgabenfelder der DiAS sind umfangreich: So soll sie zur zentralen Anlaufstelle für Kommunen, Unternehmen, Mobilfunknetzbetreiber und Privatpersonen bei den Themen Breitband- und Mobilfunkausbau im Freistaat Sachsen werden und zudem die sächsische Staatsregierung bei der Umsetzung ihrer Digitalpolitik unterstützen. Eine große Aufgabe, wie Frauke Greven in ihren Worten meinte. Doch auch wie die Digitalisierung selbst sind all diese Aufgaben umsetzbar, werden sie konzentriert und mit einem Plan angegangen. Frauke Greven begrüßte Initiativen wie das „Zukunftsland Sachsen“, sie vermitteln die wichtigen nächsten Schritte der Modernisierung des Freistaates den Unternehmenden ganz direkt.

    Mobilitätsunternehmer Frank Demmler aus Wilkau-Haßlau ist bereits seit längerer Zeit im Bereich E-Elektromobilität aktiv. Seine Ausführungen dürften so manchem anwesenden Unternehmer geholfen haben, mögliche Vorbehalte gegenüber E-Fahrzeugen im geschäftlichen Einsatz zu zerstreuen. „Viele langjährige Kunden kommen nun zu uns und möchten ein Elektrofahrzeug für die Firma oder das Gewerbe erwerben oder leasen. Sie kommen zu uns, weil sie eben aus der Vergangenheit wissen, dass wir sie gut betreuen und mobil halten“. Die Kunden wüssten aus eigener Erfahrung, dass der hohe Eigenanspruch des Firmenchefs auch für den Bereich Elektrofahrzeuge gelte. Frank Demmler erklärte weiterhin, wie er seine Kunden mobil hält: „Wir verfügen über zwei Photovoltaik-Anlagen mit einer Leistung von insgesamt 53 kWh, sowie über ein Blockheizkraftwerk. Damit versorgen wir Stromtankstellen für die Elektrofahrzeuge unserer Kundschaft.“
    Das passierte nicht von heute auf Morgen, die Entwicklung seines Betriebes vom freien Autohaus zum E-Mobilty-Anbieter mit 40 Mitarbeitern hat fast drei Jahrzehnte in Anspruch genommen. Ohne Partnerschaften wie beispielsweise mit der regionalen Energieagentur und der Hochschule Zwickau wären Projekte wie der Aufbau eigener Energiegewinnungs-Anlagen sowie notwendiger Strom-Puffer auf dem Firmengelände am Ortseingang nicht ohne weiteres möglich gewesen.

    Grundlegende Informationen zum Thema Energieversorgung für Elektrofahrzeuge gab es von Tobias Frevel. Er hat 2010 die Energieforen Leipzig GmbH gegründet, ist als geschäftsführender Gesellschafter tätig. Zu seiner Expertise gehören technische Innovationen im Bereich der Ladeinfrastruktur. Frevel wagte in seinen Ausführungen sogar eine Vorschau für die Entwicklung der Energiemärkte der kommenden Monate: „Was wir bis jetzt gesehen haben ist meiner Einschätzung nach noch immer ein Anfang. Die Preissteigerung wird sich noch durch dieses und das nächste Jahr ziehen, schätzte Frevel die Lage. Es stelle sich auf den ersten Blick schon allein aus Kostengründen die Frage, ob es sich lohne, auf Elektromobilität umzurüsten? Lege man eine Lebensdauer von zehn Jahren zu Grunde, werde das Elektrofahrzeug immer rentabler bleiben als ein vergleichbares Diesel-Fahrzeug. „Selbst bei weiter steigenden Preisen für die Kilowatt-Stunde Elektrostrom komme ein Elektrofahrzeug den Nutzer um knapp 20 Prozent billiger als ein Verbrenner. Besitzt das Unternehmen vielleicht auch noch eine Photovoltaikanlage, lässt sich die Einsparung noch weiter steigern“, sagte Experte Tobias Frevel.

    Ebenfalls aus Leipzig war Dr. Torsten Bähr nach Zwickau gekommen. Er ist Fachbereichsleiter Forschung & Entwicklung, Elektromobilität und Regionalleiter bei der Mobility Center GmbH für den Bereich Leipzig und gilt als Spezialist für Shared Mobility. In der Kombination von Carsharing, ÖPNV, Rad- und Fußverkehr sieht die Mobility Center GmbH mit ihrer Marke „TeilAuto“ das größte Potenzial für eine nachhaltige Mobilität der Zukunft. Als profunder Kenner des Marktes erklärte Bähr, dass im Zuge der Digitalisierung selbst das Scheitern von Geschäftsmodellen enormen Schub für die gesamte Branche geben könne. Eine große bayerische Automarke hatte eine eigene Car-Sharing-Plattform betrieben, vor ein paar Jahren aber als eigenständiges Unternehmen eingestellt und mit einer anderen deutschen Plattform fusioniert. Man sei an den Erwartungen der Kundschaft bei der Fahrzeugverfügbarkeit gescheitert, hieß es nur. Aber dennoch sandte diese Plattform starke Impulse in den Markt: Dank der Digitalisierung wurde besserer Service und ein positives Onboarding-Erlebnis generiert. „Zuvor mussten Interessenten in ein Büro gehen, meist in einer größeren Stadt, sich dort ausweisen, den Vertrag unterschreiben und warten, bis sie als Kunde akzeptiert wurden. Ein eher zäher Prozess“, beschreibt Bähr. Dank der Digitalisierung ging das alles per Video-Chats mit einem Kundenbetreuer am anderen Ende. „Der gesamte Anmeldeprozess kann bequem digital mit Rechner, Webcam und Personalausweis erledigt werden. Von zu Hause aus, kann man nun rund um die Uhr Kunde werden, das Produkt in Anspruch nehmen, einsteigen und losfahren“, beschreibt Torsten Bähr. Dieser Fortschritt von damals sei mittlerweile der Standard bei vielen anmeldepflichtigen Mobilitätsangeboten im Sharing-Bereich.

    Dass digital gesteuerter öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) auch außerhalb dicht besiedelter Oberzentren oder urbanen Verbünden funktioniert, erklärte Dr. Martin Benedict am Beispiel seiner Wirkungsstätte. Er ist Leiter des Smart-Zwönitz-Modelprojektes. Einer der Erfolge des Fachinformatikers ist das ERZmobil – eine clevere Mischung aus digital gemanagtem Ruf‐Bus und Anrufsammeltaxi – als Lösung für den kleinstädtischen ÖPNV. Per eigener App wird das Fahrzeug aktiviert, mit einem geringen Aufpreis zum üblichen ÖPNV-Entgelt kann sich der Fahrgast auf zwei verschiedenen Linien chauffieren lassen. Besonders stolz ist Martin Benedict, dass das digital gesteuerte Mobilitätsangebot nun auch direkten Anschluss an den regionalen Verkehrsverbund Mittelsachsen gefunden habe. Die Nutzer müssen nur ein Ticket lösen, um auch außerhalb von Zwönitz unterwegs zu sein, um so beispielsweise ohne eigenes Auto nach Chemnitz zu gelangen. Einerseits eine große Erleichterung für die Fahrgäste und eine Entlastung für das Verkehrsaufkommen. Anderseits bekommen so Menschen aller Altersgruppen ihre Mobilität zurück, ein Plus an Lebensqualität.
    Wer denkt, dass das ERZmobil durch den Einsatz der App nur ein Angebot für junge Menschen ist, sieht sich getäuscht. „Wir haben viele ältere Menschen in der Stadt und sie kommen gut mit ihren Mobiltelefonen und der Mobilitäts-Anwendung zurecht“, so Benedict. Wem das auf Anhieb nicht so leicht falle, der bekommt seitens der Stadt Zwönitz aktive Unterstützung, es werden Schulungen für Smartphones und Apps angeboten. Vorreiter waren aber die jungen Menschen. „Unsere Schüler haben schnell spitzgekriegt, dass sie nicht mehr 45 Minuten auf den Schulbus warten müssen, wenn sie unsere App und das ERZmobil nutzen“, schmunzelt Martin Benedict.

    Medienservice:
    Weitere Informationen und Erfolgsbeispiele finden Sie unter https://zukunftsland-sachsen.de/.
    Gern vermitteln wir Ihnen ein Hintergrund-Gespräch mit den Referentinnen und Referenten im Rahmen Ihrer Berichterstattung zum Zukunftsland Sachsen. Bitte kontaktieren Sie uns.

    Eva Echterhoff
    Pressesprecherin der Handelshochschule Leipzig (HHL)
    Telefon: 0341 - 9851-614
    E-Mail: media@hhl.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    jedermann
    Wirtschaft
    regional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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