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31.05.2022 13:56

Treibt die Industrie die Politik?

Sabine Letz Presse und Kommunikation
Institute for Advanced Sustainability Studies e.V.

    Führt eine starke Industrie für erneuerbare Energien zu einer ehrgeizigeren Politik für erneuerbare Energien? Wissenschaftlerinnen des Instituts für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) kommen zu dem Schluss: Ja, Länder mit sauberen Energieindustrien steigern ihre Ambitionen in den folgenden Jahren. Daher sollten Regierungen bei ihrem Politikdesign berücksichtigen, wie sich Risiken und Vorteile der Energiewende verteilen. Denn die lokale Wertschöpfung kann eine Schlüsselkomponente sein beim Verfolgen ehrgeizigerer Ziele im Einklang mit dem 1,5°C-Ziel des Pariser Abkommens.

    Warum die Integration von Wertschöpfungsketten im Bereich der sauberen Energien für politische Ziele wichtig ist

    In ihrer Studie stellten die IASS-Forscherinnen Laima Eicke und Silvia Weko die Hypothese auf, dass eine stärkere Beteiligung der Wertschöpfungskette in der Branche für erneuerbare Energien zu einer ehrgeizigeren Politik für erneuerbare Energien führt. Dies lässt sich dadurch erklären, dass positive Rückkopplungseffekte die Politik verstärken. Laut Eicke "investieren Akteure, die wirtschaftlich von Veränderungen in der Wertschöpfungskette profitieren, diese Ressourcen in politische Prozesse, um eine günstige Politik zu fördern." Warum? Weil Entscheidungsträger und die Zivilgesellschaft die Technologien für erneuerbare Energien als Wachstumschance sehen.

    Um ihre Hypothese zu testen, führten die Autorinnen zwei separate Literaturstränge zusammen, einen über politische Rückkopplungsmechanismen und einen anderen über globale Wertschöpfungsketten. Anschließend untersuchten sie die Beziehung zwischen der Position in der Wertschöpfungskette und dem politischen Wandel anhand einer Paneldatenanalyse auf der Grundlage von Daten aus 78 Ländern mit Produktions- und Innovationsaktivitäten über einen Zeitraum von zehn Jahren.

    Anhand dieses Datensatzes konnten sie analysieren, wie sich die Wind- und die Solarbranche im Laufe der Zeit verändert haben, und die Beziehung zwischen der Größe der Branche und der Politik für saubere Energie modellieren. Die Autorinnen wählten diese beiden Branchen aus, weil sie von allen erneuerbaren Energiequellen das stärkste Wachstum verzeichneten - und voraussichtlich das Rückgrat des sauberen Energiesystems bilden werden.

    Ihre Ergebnisse zeigen sowohl, dass die lokale Wertschöpfung eine zentrale Rolle bei der Energiewende spielt, als auch, dass die lokale Wertschöpfung durch eine Reihe von politischen Instrumenten gefördert werden kann, darunter die Gründung von Joint Ventures oder Anforderungen an den lokalen Anteil, um die lokale Produktion zu erhöhen.

    Passende Politik wird gefördert

    "Wir haben festgestellt, dass das Wachstum in der verarbeitenden Industrie und in der Forschung und Entwicklung mit einer ehrgeizigeren Politik für erneuerbare Energien in den darauffolgenden Jahren verbunden ist", erklärt IASS-Autorin Laima Eicke. Die Studie zeigt jedoch auch, dass diese technologiepolitischen Rückkopplungseffekte unterschiedlich sind, je nachdem, welche Segmente der Wertschöpfungskette betroffen sind. Zumindest kurzfristig waren Veränderungen im verarbeitenden Gewerbe mit stärkeren politischen Rückkopplungen verbunden als Veränderungen in der Forschung und Entwicklung, was möglicherweise auf größere Beschäftigungseffekte zurückzuführen ist. Selbst in absoluten Zahlen war das Wachstum der Wind- und Solarenergieproduktion ein wichtigerer Faktor für politische Rückkopplungen als "Forschung & Entwicklung".

    Die Studie trägt zum wissenschaftlichen Verständnis der Beziehungen zwischen technologischem Wandel und öffentlicher Politik bei und schlägt eine interdisziplinäre Forschungsagenda für die Zukunft vor. Die Autorinnen betonen, dass politische Entscheidungsträger die Innovationsfähigkeit durch öffentliche Finanzierung zur Steigerung der Innovation, spezielle Forschungs- und Ausbildungsprogramme oder internationalen Technologietransfer und Partnerschaften verbessern können. Unter den richtigen Umständen könnten diese Maßnahmen sogar einen verstärkenden Kreislauf politischer Rückkopplung fördern und den Ehrgeiz in einer Abfolge von Maßnahmen steigern.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Silvia Weko
    ISIGET project
    Tel: +49 331 28822 448
    E-mail: silvia.weko@iass-potsdam.de


    Originalpublikation:

    Laima Eicke und Silvia Weko: Does green growth foster green policies? Value chain upgrading and feedback mechanisms on renewable energy policies, Energy Policy 165 (2022) 112948. DOI: https://doi.org/10.1016/j.enpol.2022.112948


    Weitere Informationen:

    https://www.iass-potsdam.de/de/news/treibt-die-industrie-die-politik


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Energie, Politik, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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