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02.06.2022 11:05

Steht eine Kündigungswelle von Bankkonten bevor? VHB expert Christian Koziol über Entwicklungen im Negativzinsumfeld

Bianca Volk Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Verband der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft e.V.

    Dem Margendruck im Negativzinsumfeld begegnen viele Banken mit der Bitte an ihre Kundschaft um Zustimmung u.a. zu negativen Zinsen. Wird diese verweigert, bleibt den Banken nur die Zwangsbeendigung dieser Konten, um eine für Kontoinhaberinnen und -inhaber zwar kostenlose, für die Banken jedoch teure Geldaufbewahrung zu vermeiden. Prof. Dr. Christian Koziol, Inhaber des Lehrstuhls für Finance an der Eberhard Karls Universität Tübingen, ordnet die gegenwärtige Lage ein und plädiert für eine transparent Kommunikation und kooperative Lösungen.

    Zinsumfeld belastet Banken
    Die Kreditinstitute befinden sich seit Jahren in einer Zinsfalle: Marktgerechte Anlagen kurzfristiger Gelder werden bis heute mit negativen Zinssätzen belegt, die laut BGB für Konten aber nicht vor-gesehen sind. Dadurch entfällt die traditionelle Bankpraxis der Anpassung der Kontoverzinsung an das Marktumfeld. Wie in verschiedenen Gerichtsurteilen bestätigt, scheint als Ausweg nur eine explizite Zustimmung zu Verwahrentgelten durch die Kontoinhaberinnen und -inhaber zu bleiben. Bleibt diese aus, kann es, wie bereits mehrfach passiert, zu Kündigungen durch die Kreditinstitute kommen.

    Analyse der Entscheidungen
    Spieltheoretisch liegt hier ein 3-stufiges Spiel vor. Zuerst bittet die Bank um Zustimmung zu den Negativzinsen. Dann treffen Kundinnen und Kunden eine Entscheidung, und schließlich überlegt sich die Bank, wie damit umzugehen ist. Es scheint keine optimale Reaktion bei Ablehnung zu geben: Die Kündigung erspart der Bank zwar die aktuell noch teure Zinssubvention, geht aber mit einem Reputationsschaden und einem Verlust an möglichen weiteren Kundengeschäften einher. Ohne eine glaubwürdige „Strafe“ jedoch wird die Kundschaft kaum eine Konditionsverschlechterung akzeptieren. Dieses Dilemma macht andere Wege überlegenswert.

    Lösungsmöglichkeiten
    Gesamtwirtschaftlich erstrebenswert ist eine Vermeidung von Bankwechseln und der damit verbundenen Kosten. Deshalb sollten die Banken ihre Kundschaft für sich gewinnen, indem die aktuell sehr unübersichtlichen Änderungen verständlich aufgezeigt und begründet werden. Ebenso sollte das Schreckgespenst der Negativzinsen automatisch ausgeschlossen werden, sobald die Marktbedingungen dies nicht mehr erfordern. Die bevorstehenden Zinserhöhungen reduzieren den Druck auf die Banken und machen solche kooperativen Lösungen wahrscheinlicher.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Christian Koziol
    Eberhard Karls Universität Tübingen
    Lehrstuhl für Finance
    christian.koziol@uni-tuebingen.de


    Originalpublikation:

    https://s.gwdg.de/uxqU4R


    Weitere Informationen:

    https://www.vhbonline.org/vhb-experts


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
    Politik, Recht, Wirtschaft
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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