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07.06.2022 09:09

Kiel Trade Indicator 05/2022: Containerschiffstaus erreichen die Nordsee

Mathias Rauck Kommunikation
Kiel Institut für Weltwirtschaft

    Der internationale Handel leidet wieder stärker unter den Staus und Verzögerungen der Containerschifffahrt, die nun auch die Nordsee erreicht haben. Laut jüngstem Datenupdate des Kiel Trade Indicator dürften im Mai weltweit weniger Waren umgeschlagen worden sein als im Vormonat (preis- und saisonbereinigt). Unter den großen Volkswirtschaften sticht China positiv hervor.

    Das jüngste Datenupdate des Kiel Trade Indicator für Mai weist für den Welthandel im Vergleich zum Vormonat ein leichtes Minus von 1 Prozent aus (preis- und saisonbereinigt). Auch für Deutschland sind die Indikatorwerte nur schwach ausgeprägt, die Exporte liegen im roten Bereich (-1,2 Prozent), die Importe im grünen (+1,6 Prozent). Ein ähnlich uneinheitliches und wenig eindeutiges Bild zeigt sich für die EU (Exporte: -1 Prozent; Importe: +0,4 Prozent) und für die USA (Exporte: -1,3 Prozent; Importe: +1,8 Prozent). China sticht unter den großen Volkswirtschaften im Mai positiv hervor, was allerdings auch am schwachen April liegen dürfte. Im Vergleich dürften die Exporte leicht (+2,1 Prozent), die Importe sogar deutlich (+7 Prozent) gestiegen sein.

    „Insgesamt zeigt sich der Maihandel eher verhalten und setzt die Seitwärtsbewegung der letzten Monate fort. Der internationale Handel leidet jedoch wieder stärker unter den Staus und Verzögerungen der Containerschifffahrt, die nun auch die Nordsee erreicht haben“, so Vincent Stamer, Leiter Kiel Trade Indicator.

    Erstmals seit Ausbruch der Pandemie stauen sich Containerschiffe auch in der Nordsee vor den Häfen Deutschlands, Hollands und Belgiens. Hier stecken gegenwärtig knapp 2 Prozent der globalen Frachtkapazität fest und können weder be- noch entladen werden. In der deutschen Bucht warten etwa ein Dutzend große Containerschiffe mit einer Kapazität von insgesamt etwa 150.000 Standardcontainern auf das Anlaufen in Hamburg oder Bremerhaven. Vor den Häfen Rotterdam und Antwerpen ist die Lage noch dramatischer. Dagegen hat sich der Containerschiffstau vor Los Angeles bzw. vor dem südlichen Kalifornien wieder gänzlich zurückgebildet.

    Vor Shanghai und der angrenzenden Provinz Zheijang sind gegenwärtig sogar über 3 Prozent der globalen Frachtkapazität im Stau gebunden. Dafür konnten aber wieder mehr Schiffe den vom Lockdown betroffenen Hafen Shanghai verlassen, in der zweiten Maihälfte lagen die Abfahrten auf vergleichbarem Niveau zu Chinas übrigen Häfen. Gegenwärtig liegen sie allerdings wieder rund 15 Prozent darunter. Bisher sind wegen des Lockdowns in Shanghai Exporte im Wert von bis zu 700 Millionen Euro von China nach Deutschland entfallen.

    „Dass in den vergangenen Wochen Exporte Shanghais trotz Lockdown-Maßnahmen wieder gestiegen sind, zeigt aber auch, dass die Firmen dort in den Startlöchern stehen und bei einer Beendigung des Lockdowns die Produktion wohl wieder schnell hochfahren können“, so Stamer.

    Insgesamt stecken derzeit über 11 Prozent aller weltweit verschifften Waren im Stau. Im Roten Meer – der wichtigsten Seehandelsroute zwischen Asien und Europa – ist die Lücke zwischen zu erwartenden und tatsächlich verschifften Frachtmengen auf rund 16 Prozent angewachsen, nachdem sie sich im Februar nahezu geschlossen hatte.

    Die nächsten Aktualisierungen des Kiel Trade Indicator erfolgen am 21. Juni (ohne Medieninformation) und am 6. Juli (mit Medieninformation für die Handelsdaten im Juni 2022).

    Weitere Informationen zum Kiel Trade Indicator und die Prognosen für alle 75 Länder finden Sie auf www.ifw-kiel.de/tradeindicator (https://www.ifw-kiel.de/de/themendossiers/internationaler-handel/kiel-trade-indi...).

    Über den Kiel Trade Indicator

    Der Kiel Trade Indicator schätzt die Handelsflüsse (Im- und Exporte) von 75 Ländern und Regionen weltweit sowie des Welthandels insgesamt. Im Einzelnen umfassen die Schätzungen über 50 Länder sowie Regionen wie die EU, Subsahara-Afrika, Nordafrika, den Mittleren Osten oder Schwellenländer Asiens. Grundlage ist die Auswertung von Schiffsbewegungsdaten in Echtzeit. Ein am IfW Kiel programmierter Algorithmus wertet diese unter Zuhilfenahme von künstlicher Intelligenz aus und übersetzt die Schiffsbewegungen in reale, saisonbereinigte Wachstumswerte gegenüber dem Vormonat.

    Die Auswertung erfolgt zweimal im Monat. Um den 20. (mit Pressemeldung) für den laufenden und den folgenden Monat und um den 3. (ohne Pressemeldung) für den vergangenen und den laufenden Monat.

    An- und ablegende Schiffe werden dabei für 500 Häfen weltweit erfasst. Zusätzlich werden Schiffsbewegungen in 100 Seeregionen analysiert und die effektive Auslastung der Containerschiffe anhand des Tiefgangs gemessen. Mittels Länder-Hafen-Korrelationen können Prognosen erstellt werden, auch für Länder ohne eigenen Tiefseehafen.

    Der Kiel Trade Indicator ist im Vergleich zu den bisherigen Frühindikatoren für den Handel deutlich früher verfügbar, deutlich umfassender, stützt sich mit Hilfe von Big Data auf eine bislang einzigartig große Datenbasis und weist einen im Vergleich geringen statistischen Fehler aus. Der Algorithmus des Kiel Trade Indikators lernt mit zunehmender Datenverfügbarkeit dazu (machine learning), so dass sich die Prognosegüte im Lauf der Zeit weiter erhöht.

    Medienansprechpartner:
    Mathias Rauck
    Pressesprecher
    T +49 431 8814-411
    mathias.rauck@ifw-kiel.de

    KIEL INSTITUT FÜR WELTWIRTSCHAFT
    Kiellinie 66 | 24105 Kiel
    T +49 431 8814-774
    F +49 431 8814-500
    www.ifw-kiel.de


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Vincent Stamer
    Handelspolitik
    T +49 431 8814-228
    vincent.stamer@ifw-kiel.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Gesellschaft, Politik, Wirtschaft
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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