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04.05.2004 12:13

Mit FS METEOR an den Tiefseekorallenriffen des Nordostatlantiks

Uta Deinet Kommunikation und Medien
Leibniz-Institut für Meereswissenschaften, Kiel

    Seit dem 19. April untersuchen 28 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Kieler Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) und der Universitäten Erlangen, Aberdeen, Bologna und Galway, an Bord des Forschungsschiffs METEOR die ausgedehnten Tiefwasserkorallenriffe in 600-1100m Wassertiefe im Seegebiet westlich von Irland.

    Die Reise METEOR 61-1 unter der Leitung von Dr. Olaf Pfannkuche (IFM-GEOMAR) ist eine multidisziplinäre Forschungsfahrt mit biologischen, geologischen und hydrographischen Fragestellungen, die sich mit der Überlieferungsgeschichte der Riffbildung und der mit ihr verbundenen Bildung von Karbonatbergen sowie der Biologie und Ökologie der heutigen Korallenvorkommen befasst.

    Die Fahrt begann am 19. 4. in Lissabon (Portugal) und endet am 5.5. in Cork (Irland). M61-1 ist Teil der Untersuchungen des von der European Science Foundation in Verbindung mit der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Vorhabens "Moundforce" des EUROMARGINS Programms. In Verbindung mit dem nachfolgenden Aktivitäten auf M61-2 und M61-3 dokumentieren unsere Untersuchungen Deutschlands starken wissenschaftlichen und logistischen Beitrag zum Erfolg dieses Vorhabens. Die auf M61-1 geplanten Untersuchungen sind gleichzeitig eine Vorstudie zum EU-Schwerpunktprogramm HERMES (Hotspot Ecosystem Research on the Margins of European Seas) an dem IFM-GEOMAR maßgeblich beteiligt ist.

    Die Untersuchungsgebiete liegen im Bereich des westeuropäischen Kontinentrandes im Gebiet der östlichen Porcupine Seabight und des südwestlichen Hanges der ausgedehnten Rockall Bank.
    Die in völliger Dunkelheit wachsenden Riffe werden von meterhohen Korallenkolonien gebildet, die im Laufe von wenigen Tausend Jahren mächtige Karbonatstrukturen erzeugt haben. Wie in den tropischen Korallenriffen, findet sich auch hier eine artenreiche Lebensgemeinschaft, die in speziellen Zonen des Riffes lebt. Besonders auffällig sind neben den Korallen bizarr geformte Schwämme, die oft bereits abgestorbene Riffkomplexe besiedeln. Es wurde auch eine Anzahl von abgestorbenen Riffen entdeckt. Was zum Absterben der Riffe geführt hat ist, u.a. Gegenstand der paläo-ozeanographischen Untersuchungen der Klimageschichte in diesem Seegebiet.

    Die atlantischen Korallenriffe sind bevorzugte Aufenthaltsorte wirtschaftlich bedeutender Fischbestände, die von Fischtrawlern bedroht werden, deren über den Meeresboden geschleppten Netzen und Scherbrettern große Schneisen in das fragile Ökosystem reißen können. Auf unseren Bildbeobachtungen mit dem Fotoschlitten fanden wir mehrfach abgerissene Grundschleppnetze im Bereich der Korallenvorkommen.

    Die Korallen wie auch die anderen Rifforganismen sind in ihrer Ernährung auf den Antransport von Nahrung aus der Lichtzone des Ozeans angewiesen. Hier bildet das pflanzliche Plankton die Grundlage eines komplizierten Nahrungsgewebes. Korallen können sich nur an solchen Orten ansiedeln, wo bestimmte Umweltparameter erfüllt sind. U. a ist ein Strömungsregime erforderlich, das Planktonorganismen, abgestorbenes Pflanzenplankton und Zooplankton in ausreichender Menge antransportiert. Die Untersuchung der Ökologie der Korallenvorkommen ist Gegenstand der biologischen und physikalisch ozeanographischen Untersuchungen.

    Ein Schwerpunkt dieser Untersuchungen ist die Verankerung eines Langzeitobservatorium (GEOMAR Modular Lander), das videokontrolliert auf einem Korallenriff abgesetzt wurde und bis Mitte August 2004 bis zur Bergung mit dem Kieler Forschungsschiff POSEIDON verankert bleibt. In den Lander ist eine Vielzahl von Messgeräten eingebaut, die Temperatur, Salzgehalt, Druck, pH, Trübung und Chlorophyllgehalt im Wasser 50cm über den Korallen messen. Mit akustischen Dopplerprofilern (ADCP) wird die Strömungsrichtung und -stärke in der Wassersäule bis 100m über dem Meeresboden gemessen Eine Sinkstofffalle liefert Informationen zum Nahrungseintrag. Der Zeitpunkt der Expedition und der Verankerungszeitraum ermöglicht die Erfassung starker saisonaler Schwankungen im Partikelfluss von der Frühjahrsblüte bis zur Sommersituation. Eine Zeitrafferkamera liefert Bilder sowohl zur Analyse von strukturellen Veränderungen am Riff als auch zur Beschreibung der Aktivität und des Auftretens vagiler Riffbewohner.

    Neben der Untersuchung der bereits auf vorherigen Reisen untersuchten Belgica Mound Province in der östlichen Porcupine Seabight wurde auf dem zweiten Teil der Reise ein bisher unerforschtes Gebiet an der südwestlichen Rockall Bank untersucht. Nach Untersuchungen des Meeresbodenreliefs mit dem Fächerecholot konnten wir sehr formenreiche Struktur erkennen. u. a. zwei bisher unbeschriebene Berge, wobei es sich bei dem einen, den wir zu Ehren unserer Heimatstadt "Kiel Mount" getauft haben, um ein alten Vulkan handelt. Der andere Berg wurde von unseren Erlanger Kollegen als "Franken Mound" getauft. Beide Berge beherbergten nach unseren Fotoschlittenbeobachtungen eine artenreiche Fauna. Besonders auf dem Franken Mound wurden äußerst reiche Korallenvorkommen gefunden, die bisher für diesen Teil des Atlantiks noch nicht beschrieben wurden. Die paläo-ozeanographischen Untersuchungen in diesem Gebiet ergaben Übereinstimmungen mit den Verhältnissen, die an Korallenriffen des Mittelmeers während des Eiszeitalters geherrscht haben. Diese ersten Funde aus diesem neu untersuchten Seegebiet werden wertvolle Hinweise zur Klimageschichte des Nordostatlantischen Raumes liefern.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Geowissenschaften, Informationstechnik, Mathematik, Meer / Klima, Physik / Astronomie, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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