Bis vor wenigen Tagen untersuchten Forschende des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) in einem Wald bei Treuenbrietzen in Brandenburg, wie sich das Ökosystem von verheerenden Bränden im Jahr 2018 erholte. Nun zerstörten die aktuellen Brände einen großen Teil der Versuchsflächen.
Bis vor wenigen Tagen untersuchten Forschende des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) in einem Wald bei Treuenbrietzen in Brandenburg, wie sich das Ökosystem von verheerenden Bränden im Jahr 2018 erholte. Nun zerstörten die aktuellen Brände einen großen Teil der Versuchsflächen.
Für Dr. Somidh Saha, Forschungsgruppenleiter am Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) des KIT und einer der betroffenen Forschenden, war es ein beängstigendes Ereignis. Es kam aber keineswegs überraschend: „Als Folge des Klimawandels erleben wir nun extreme Hitzewellen sowie Dürren und damit steigt natürlich auch die Feuergefahr. Deutschland ist jetzt ein Waldbrandland.“ Zwar seien die genauen Ursachen für den aktuellen Waldbrand noch nicht geklärt, ausgedehnte dichte Kiefernmonokulturen sowie im Wald verbliebene Kriegsmunition hätten die Feuergefahr zusätzlich erhöht – aber mit großen Waldbränden, die sich über mehrere Hundert Hektar ausdehnten, sei in Deutschland jetzt regelmäßig zu rechnen, so Saha.
Im Waldbrandland USA werde die Hälfte des Jahresbudgets der nationalen Forstbehörde in den Feuerschutz investiert. In Deutschland sei die Gefahr noch nicht wirklich erkannt, fürchtet Saha: „Um die Situation zukünftig zu kontrollieren, müssten wir schon heute stärker Fachleute für die Waldbrandbekämpfung ausbilden, die Strukturen und Verantwortlichkeiten reformieren und viel mehr Ressourcen für die Forschung zur Brandvermeidung, Brandbekämpfung, Feuerökologie und Wiederherstellung von Wäldern nach Bränden bereitstellen.“
Ein Verständnis, wie unterschiedliche Baumarten auf Feuer reagierten, und die Entwicklung von Brandschutzrichtlinien erforderten insgesamt einen sehr hohen Forschungsaufwand. Beispielsweise sei es sinnvoll, die Wälder, die nach einem Brand neu entstehen, in Langzeitstudien zu beobachten, um langfristige Bewirtschaftungsrichtlinien zu entwickeln.
Somidh Saha ist davon überzeugt, dass es mit einer klugen und langfristigen Strategie durchaus möglich sei, den deutschen Wald resilienter zu gestalten: „Unsere künftigen Wälder, die nach den Bränden wiederhergestellt werden, müssen in ihrer Artenzusammensetzung vielfältiger sein als Monokulturen. Das erhöht ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels.“ Ob man den Wald nach einem Brand dabei gänzlich in Ruhe lasse oder forstwirtschaftliche Maßnahmen ergreifen sollte, darüber diskutiere die Fachwelt kontrovers: „Beide Herangehensweisen haben Vor- und Nachteile. Da wir den Wald aber auch für die Forstwirtschaft und als Erholungsgebiet nutzen wollen, sollten nach einem Brand aktive und passive Wiederherstellung kombiniert werden. Ein Ansatz könnte die Gruppenpflanzung von Bäumen sein, die in Deutschland erfolgreich zur Wiederherstellung von durch Winterstürme geschädigten Wäldern eingesetzt wird.“
Welche Methoden am besten funktionieren, darüber sollten unter anderem die gerade abgebrannte Versuchsfläche im Forschungsprojekt ErWiN Auskunft geben. Die beteiligten Forschenden aus dem KIT und verschiedener anderer Einrichtungen müssen ihre Versuche nun neu aufbauen, um ihre Forschung fortzusetzen.
Weitere Informationen:
Details und Beteiligte im Projekt ErWiN: https://www.itas.kit.edu/projekte_saha20_erwin.php
Presseinformation des KIT zum Projekt ErWiN: https://www.kit.edu/kit/pi_2020_045_besser-gerustet-gegen-waldbrande.php
Klimawandel: Bäume und Stadtklima – Dr. Somidh Saha im Portal „Expertinnen und Experten des KIT“: https://www.sek.kit.edu/expertinnen-und-experten-des-kit_saha.php
Für weitere Informationen stellt der Presseservice des KIT gerne den Kontakt zu dem Experten her.
Bitte wenden Sie sich an Dr. Martin Heidelberger, Tel.: 0721 608-41169, martin.heidelberger@kit.edu oder an das Sekretariat der Abteilung Gesamtkommunikation, Tel.: 0721 608-41105, presse@kit.edu.
Im Portal „Expertinnen und Experten des KIT“ finden Sie weitere Ansprechpersonen zu Highlights der Forschung am KIT und tagesaktuellen Themen: https://www.sek.kit.edu/expertinnen-und-experten-des-kit.php
https://www.sek.kit.edu/kit_express_6600.php
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Biologie, Meer / Klima, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsprojekte
Deutsch
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