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27.11.1998 11:45

Vollständig implantierbares Hörsystem weltweit erstmals implantiert

Dr. Ellen Katz Kommunikation und Medien
Universitätsklinikum Tübingen

    Weltweit erste Implantation
    eines vollständig implantierbaren
    elektronischen Hörsystems
    bei Patienten mit Innenohrschwerhörigkeit
    am Uniklinikum Tübingen

    In der Ausgabe vom 28.11.1998 des Ärztemagazins "Lancet" werden Ärzte und Wissenschaftler der Universität Tübingen mitteilen, weltweit erstmalig vollständig implantierbare Hörsysteme bei Kranken mit einer Innenohrschwerhörigkeit eingesetzt zu haben.

    Für die Mehrzahl der Innenohrschwerhörigen kann selbst mit modernster Hörgerätetechnik keine die Patienten zufriedenstellende Hörrehabilitation erzielt werden. Für diese große Zahl von Betroffenen ohne adäquate Versorgung sind teilimplantierbare Hörgeräte entwickelt worden, die konventionellen Hörgeräten besonders bei Klangtreue und Sprachverständlichkeit deutlich überlegen sein können. Allerdings können sie den Kranken durch außen an Kopf oder Körper zu tragende Teile stigmatisieren. Auch nutzen sie die Störschallunterdrückung sowie die auditorische Raumorientierung mittels des äußeren Gehörgangs noch nicht aus.

    An der Universitäts-Hals-Nasen- und Ohrenklinik Tübingen ist jetzt die erste Implantation eines neuartigen, vollständig implantierbaren Hörsystems (TICAâ LZ 3001) bei Innenohrschwerhörigen gelungen. Das Gerät nimmt den Schall über ein trommelfellnahes Mikrophon durch die intakte Gehörgangshaut auf. Ein retroaurikulär subkutan (unter der Haut) implantierter, mehrkanaliger digital programmierbarer Audioprozessor verarbeitet das Signal und gibt es über einen piezoelektronischen Wandler im Mastoid an den Amboßkörper des Ohres weiter. Die dafür nötige Energie wird durch eine implantierbare und wiederaufladbare Batterie bereitgestellt. Patienten, die ein derartiges vollimplantiertes Hörgerät haben, können z.B. abends beim Fernsehen diese Batterie drahtlos von außen aufladen. Für Nichteingeweihte sieht das dann so ähnlich aus, als ob der Patient einen Walkman trüge.
    Nach einer Volladung, die ca. 2 Stunden benötigt, ist das Implantat für rund 50 Stunden kontinuierlich betriebsbereit. Das Ladegerät wird ähnlich wie bei Mobiltelefonen in einer netzbetriebenen Station nachgeladen.
    Wenn die Batterielebensdauer erreicht ist, was nach ca. 3-5 Jahren erwartet wird, ermöglichen lösbare Steckverbindungen zu Mikrophon und Wandler den einfachen operativen Austausch des Hauptmoduls.

    Zur Bedienung steht dem Patienten eine kleine, drahtlose Fernbedienung zur Verfügung, mit der Lautstärke, Ein/Aus sowie 4 Hörprogramme für unterschiedliche Hörsituationen eingestellt werden können. Implantierte Patienten empfinden das Gehörte als verzerrungsfrei und transparent. Sie verstehen Sprache und empfinden Musik besser als ohne Implantat. Insbesondere im Störlärm kann zum Teil ein erheblich verbessertes Sprachverständnis erreicht werden.

    Weitere Technische Informationen zum implantierten Hörsystem
    In der Zeitschrift HNO 45, 1997, 792 - 880 wurde kürzlich über die Entwicklung eines elektromechanischen, piezoelektrischen Wandlers und eines Mikrophons zum subkutanen Einbau in die hintere Gehörgangswand als den Komponenten eines zukünftigen, vollständig implantierbaren Hörsystems für Innenohrschwerhörige berichtet. Zwischenzeitlich konnte die Entwicklung eines elektronischen Hauptmoduls zur Implantation auf dem Planum mastoideum abgeschlossen werden, das diese Mikrophone und Wandler zu dem kompletten Hörimplantat TICAâ LZ 3001 ergänzt. Dieses Hauptmodul enthält neben der signalverarbeitenden Elektronik eine spezielle Batterie, die transkutan mit einem portablen Ladegerät nachgeladen wird. Die grundlegenden audiologischen Eigenschaften sind durch ein flexibel digital programmierbares 3-Kanal-AGC-System mit Peak-clipping-Funktion gegeben. Die gesamte Übertragungsbandbreite beträgt ca. 10 kHz.

    Ansprechpartner für nähere Informationen:
    Universitätsklinikum Tübingen
    Hals-, Nasen- und Ohren-Klinik
    Prof. Dr. Hans-Peter Zenner und Dr. Hans Leysieffer
    Tel. 0 70 71/29-8 41 64, Fax 0 70 71/29-56 74
    e-mail: hno@uni-tuebingen.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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