Historisches Besucherbuch kehrt nach Freiberg zurück
Über 2000 Autographen von Persönlichkeiten des 18. und 19. Jahrhunderts
Das lange verschollen geglaubte Besucherbuch der Bergakademie Freiberg, geführt von 1769 bis 1820, kehrt am 7. Mai nach Freiberg zurück. Um 11 Uhr wird Stefan Günther vom gleichnamigen Dresdener Kunstauktionshaus das wertvolle Dokument in Anwesenheit des Rektors Prof. Dr. Georg Unland, an den Geschäftsführer des Vereins der Freunde und Förderer der TU Bergakademie Freiberg, Prof. i. R. Dr.-Ing. Eckart Flemming, übergeben.
Der erste Eintrag von 1769 auf den meist dicht beschriebenen Seiten aus Hadernpapier stammt von Kurfürst Friedrich August III. und seiner Gemahlin Amalie Auguste. Zeile für Zeile und nur von Daten und Jahreszahlen unterbrochen, folgen ihnen weit über 2000 Autographen von Persönlichkeiten des 18. und 19. Jahrhunderts, die der Bergakademie einen Besuch abstatteten, darunter Johann Wolfgang von Goethe, Theodor Körner, Giovanni Casanova, Carl Gustav Carus, Naturforscher J. K. Forster, Architekt F. W. von Erdmannsdorf, Herder und Freiherr vom Stein, der preußische Reformer, Lavater und Lamarck. Hinzu kommen mehrmals Eintragungen von Angehörigen des Hauses Wettin und von zahlreichen ausländischen Gästen der Bergakademie aus Russland, Polen, Frankreich, England, Schweden und der Schweiz. Nach einer Expertise der Sächsischen Landes- und Umweltbibliothek handelt es sich um ein "herausragendes Zeugnis sächsischer Kulturgeschichte" und eine "einzigartige Quelle zur Geschichte der Bergakademie".
In den Beständen des Universitätsarchivs finden sich Eintragungen aus den Jahren 1941 und 1942, die die Bergakademie zweifelsfrei als ehemaligen Eigentümer ausweisen. Ein Dokument aus dem Jahre 1986 listet das Besucherbuch dann als "verschollenes Objekt mit unbekanntem Aufbewahrungsort". Ende 2003 war das historische Dokument, durch die Kriegswirren des 2. Weltkrieges in Privatbesitz gelangt, dem Auktionshaus zur Versteigerung angeboten worden. Anfänglich hielt man es dort für das Gästebuch eines vielleicht berühmten Hotels oder einer Adelsfamilie. Die Daten der Einträge des Kurfürsten und Goethes wurden dann mit den recherchierbaren Aufenthaltsorten der beiden für die jeweiligen Tage verglichen. Dabei zeigte sich, dass sich beide zur fraglichen Zeit an der Bergakademie in Freiberg aufgehalten hatten. Um es für Freiberg zu erhalten, vermittelte Günther den Rückkauf des Buches, der ohne die Bemühungen des Universitätsarchivs nicht von Erfolg gekrönt gewesen wären. Die Kaufsumme stellte der Verein der Freunde und Förderer der TU Bergakademie Freiberg zur Verfügung.
"Dieses Buch hat für die Bergakademie Freiberg dieselbe Bedeutung wie die Frauenkirche für Dresden", charakterisiert Stefan Günther den nur drei Zentimeter dicken, in braunes Leder gebundenen unscheinbaren Band. Ein schmaler goldener Rahmen ist der einzige Schmuck der Buchdeckel. "Das Buch beweist, dass die Bergakademie schon vier Jahre nach ihrer Gründung eine Einrichtung von europäischer Bedeutung war", erläutert Herbert Kaden, Leiter des Universitätsarchivs der TU Bergakademie. "Hierher kamen Angehörige europäischer Herrscherhäuser, Politiker, Techniker, Schriftsteller ... Es ist einfach etwas ganz besonderes."
"Oft werden solche Autographenbücher gefleddert", ergänzt Stefan Günther. "Die gewinnträchtigen Schriftzüge werden herausgeschnitten und einzeln verkauft. So lässt sich der Erlös maximieren, aber zerlegt und in alle Winde verstreut ist das Dokument unwiederbringlich verloren."
Der Band ist zugleich eine hervorragende Ergänzung zu den überlieferten Besucherbüchern des einstigen Amalgamierwerkes Halsbrücke, die dem der Bergakademie äußerlich überraschenderweise gleichen und die im Stadt- und Bergbaumuseum Freiberg aufbewahrt werden. "Bekannt ist aus dem Besucherbuch Halsbrücke, dass Goethe am 27. September 1810 in Freiberg war. Jetzt können wir auch mit dem Dokument nachweisen, dass er bereits am 26. September gemeinsam mit seinem Freund und Oberberghauptmann von Trebra zu Besuch an der Bergakademie weilte", freut sich Universitätsarchivar Kaden. " Wir werden die Eintragungen natürlich aufarbeiten und dabei sicher noch so manche Überraschung zutage fördern." (SAW/CMH).
Fotos über Detlev Müller 0179/6930227 oder die Pressestelle der TU Bergakademie Freiberg, 03731/39-2355
Kontakt:
Dresdener Kunstauktionshaus Günther, Stefan Günther, 0351/2685640, 0172/7901249
Archiv TU Bergakademie Freiberg, Herbert Kaden, 03731/39-2738
Pressestelle TU Bergakademie Freiberg, Christel-Maria Höppner, 03731/39-3801
Besucherbuch der Bergakademie Freiberg, Foto: Detlev Müller
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Goethes Unterschrift im Besucherbuch der Bergakademie Freiberg, Foto: Detlev Müller
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
fachunabhängig
überregional
Personalia, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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