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06.05.2004 13:03

"Erschöpfte Moderne"

Jens Panse Pressestelle
Universität Erfurt

    Prof. Ronald Lutz spricht über Ethik und Menschliche Entwicklung

    "Ethik und menschliche Entwicklung - Rekonstruktionen einer 'erschöpften Moderne'" ist der Titel der Ringvorlesung von Prof. Dr. Ronald Lutz von der Fachhochschule Erfurt am Dienstag, dem 11. Mai, die wie üblich um 18.00 Uhr in der Michaeliskirche beginnt.
    "Es sind eigentlich drei Tendenzen, die menschlicher Entwicklung in einer 'erschöpften Moderne' als einer Zunahme an Verwirklichungschancen entgegenstehen", so Prof. Lutz: "Armut und Ausgrenzung; Fundamentalimus und Fanatismus sowie Despotie, Gewalt und Krieg". Darin werde zugleich von drei grundlegenden Überzeugungen und Errungenschaften menschlichen Denkens und menschlicher Kulturen immer mehr Abstand genommen, der Gleichheit der Menschen als Grundlage der Gerechtigkeit; der menschlichen Entwicklung als einem offenem Prozess, der Optionen für alle umfasst und der Idee eines diskursiven Aushandelns von Ethik und Moral, die u.a. auch Konflikte friedlich regulieren.
    Angesichts dieser Tendenzen könne es von großem Gewinn sein, sich der aristotelischen Vorstellung eines "Guten Lebens" neu zu vergewissern, wie es im Werk von Martha Nussbaum abgehandelt werde. Hieraus lasse sich die These menschlicher Entwicklung verdichten, die schließlich über anthropologische Konzepte des "Fähigkeitenraumes" und des "Ortes" zum Projekt einer "offenen Gesellschaft" führe. "Am Ausgangspunkt dieser Überlegungen steht aber eine Theorie des Menschen, die uns dessen Entwicklungsoffenheit zeigt und dabei den moralischen Kern, die Anerkennung durch Andere, benennt", erklärt Lutz.

    Prof. Dr. Ronald Lutz ist seit 1993 Professor für das Lehrgebiet "Menschen in besonderen Lebenslagen" am Fachbereich Sozialwesen der Fachhochschule Erfurt. Lutz, geboren 1951 in Laubach (Oberhessen), studierte zunächst von 1973 bis 1976 Sozialpädagogik in Darmstadt; danach Studium der Kulturanthropologie, der Soziologie und der Historischen Ethnologie an der Universität Frankfurt, wo er auch 1989 zum Dr. phil. promovierte. Im Zeitraum von 1978 bis 1993 übte er verschiedene Tätigkeiten als Sozialpädagoge und Lehrtätigkeiten an den Universitäten Frankfurt am Main, Bremen und der Freien Universität Berlin aus. Seit 2002 ist er Course Director am Inter-University-Centre in Dubrovnik. Er hat eine Vielzahl von Forschungsarbeiten zu besonderen Lebenslagen, sozialen Bewegungen und zu einer Ethnologie der Moderne vorgelegt. Ehrenamtlich engagiert sich Lutz als Vorsitzender des "Deutschen Kinderschutzbundes Landesverband Thüringen" und Vorsitzender des "Sozialwerkes des Landessportbundes Thüringen".

    Die achte Ringvorlesung der Universität beschäftigt sich im Sommersemester mit dem Thema "Ethik in der Krise - Ethik für die Krise". Ethiker sind derzeit bei den Diskussionen um das Lebenspartnerschaftsgesetz, Stammzellen oder aktive Sterbehilfe gefragt. Mit der großen Nachfrage nach Ethik, die sich auch in der Einsetzung von Enquete-Kommissionen oder nationalen Ethikräten widerspiegelt, ist auch eine große Unsicherheit verbunden. Immer wieder macht die Gesellschaft die Erfahrung, dass die Ethik als wissenschaftliche Reflexion moralischer Überzeugungen selbst Teil der Unsicherheiten ist, also - wenn man so will - der krisenhaften Phänomene der Gegenwart. Die Vorlesung in diesem Sommersemester ist der Überzeugung, dass die ethische Reflexion einen Dienst anzubieten hat, den die Gesellschaft braucht. Sie hat den Mut, einen Blick in die Werkstatt zur eröffnen, die die wissenschaftliche ethische Reflexion gegenwärtig darstellt. Dieser Blick soll zeigen, welche Chancen ethische "Beratung" aus den Reihen der Wissenschaft für die gegenwärtige Gesellschaft in ihrer Orientierungssuche bietet. Es ist Ethik für die Krise, also ein Nachdenken über die Ressourcen der moralischen Überzeugungen, die Halt geben, den Herausforderungen der Gegenwart standzuhalten und nach menschlichen Lösungen Ausschau zu halten für die kommende Entwicklung.
    Die gemeinsam mit der Fachhochschule, mit Unterstützung der Sparkassenfinanzgruppe und der Universitätsgesellschaft Erfurt e.V. veranstaltete und von der Thüringischen Landeszeitung präsentierte populäre Reihe bietet jeweils dienstags (Beginn 18.00 Uhr in der Michaeliskirche/Universitätskirche) in insgesamt 13 Veranstaltungen Vorträge von Professoren verschiedener deutscher Universitäten sowie einen Beitrag des renommierten Journalisten Hans Leyendecker von der Süddeutschen Zeitung.

    Nächster Termin in der Reihe: 18.5.2004, 18.00 Uhr, Michaeliskirche, "Ethik der journalistischen Berichterstattung"
    Hans Leyendecker, Süddeutsche Zeitung, München


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Religion
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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