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06.05.2004 14:19

Premiere: Erstmals in Deutschland gelungen

Rudolf-Werner Dreier Hochschul- und Wissenschaftskommunikation
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau

    Lebend-Nieren-Transplantation gegen Blutgruppenzugehörigkeit am Freiburger Universitätsklinikum

    Zum ersten Mal in Deutschland ist es einem Team von Transplantationsmedizinern unter der Leitung von Professor Dr. Günter Kirste, Universitätsklinikum Freiburg, gelungen, eine Lebend-Nieren-Transplantation erfolgreich durchzuführen, obwohl die Blutgruppen von Spender und Empfänger inkompatibel waren. Für die Lebend- Spende ergeben sich mit der so genannten AB0-Inkompatiblen Lebend-Nieren-Transplantation nun ganz neue Perspektiven: Allein in der Bundesrepublik Deutschland warten derzeit etwa 12.000 Patienten auf eine Nierentransplantation. Doch die Wartezeit bei Blutgruppenabhängigkeit im Bereich von Eurotransplant, der europäischen Koordinierungsstelle für die Vergabe von Spenderorganen mit Sitz in Leyden, Niederlande, lag bisher zwischen fünf und sechs Jahren. Frühzeitige Transplantationen von dialysepflichtigen Patienten sind nur mit einer Lebend-Spende möglich. Mit der Einführung der AB0-Inkompatiblen Form der Organ-Verpflanzung könnte sich jedoch die Zahl der möglichen Lebend-Nieren-Spende-Transplantationen erheblich vergrößern.

    Das Freiburger Transplantationszentrum hat eine lange Erfahrung in der Durchführung von Lebendnierentransplantationen. 1987 wurde hier die erste nicht-verwandten Spende in der Bundesrepublik Deutschland durchgeführt. 1993 wurde nach Umfragen in der Bevölkerung eine große Bereitschaft zur Lebendnierenspende festgestellt. In der Konsequenz daraus ist jeder Patient, der sich auf der Warteliste angemeldet hat, über die Möglichkeit einer Lebendspende informiert worden. Damit konnte die Zahl der Lebendnierenspenden erheblich gesteigert werden und liegt mit 30 bis 35 Prozent deutlich über dem Durchschnittsniveau der Bundesrepublik Deutschland, das bei 15,6 Prozent liegt.

    Immer wieder gibt es die Situation, dass Spender und Empfänger aufgrund der Blutgruppe nicht zueinander passen. Der Ausweg aus dieser Situation besteht in der Durchführung einer Cross-over-Transplantation, wie sie 1999 in Zusammenarbeit mit der Universität Basel durchgeführt wurde. Leider hat die in der Öffentlichkeit entstandene Diskussion, die das Verfahren zunächst als ungesetzlich darstellen wollte, weitere Transplantationen dieser Art unmöglich gemacht. Erst durch die Entscheidung des Bundessozialgerichtes vom Dezember vergangenen Jahres, ist es klar, dass auch solche Transplantationen unter bestimmten Voraussetzungen möglich sind. Zwischenzeitlich hat das Freiburger Transplantationszentrum sich darum bemüht, für solche Patienten Wege zu finden, die auch eine Transplantation über Blutgruppenunterschiede aufgrund einer speziellen Vorbehandlung ermöglichen. Die erste jetzt durchgeführte Transplantation entgegen den Blutgruppenregeln, hat zu einem Erfolg geführt, der für viele betroffene Spender und Empfängerpaare in Deutschland eine Ermutigung sein kann, den gleichen Weg zu gehen.

    Erfolge der Lebendspendetransplantation und Erweiterung der Möglichkeiten können aber nur dann erfolgreich für die Patienten genutzt werden, wenn die postmortale Organspende in Deutschland intensiver und mehr als bisher gefördert wird. Der Bedarf an Transplantationen pro Million Einwohner ist jedes Jahr so groß, dass er nur durch eine aktive Förderung in der postmortalen Organspende gedeckt werden kann. Angesichts der dramatisch langen Wartezeiten auf eine Nierentransplantation während der es zu einer erheblichen Verschlechterung des Gesundheitszustandes vieler Patienten kommt, ist jedoch die Lebendspende notwendig und muss gefördert werden, zumal die Bereitschaft bei Patienten und deren Angehörigen zur Spende sehr hoch ist. Vielen Betroffenen bleibt nur der Weg einer postmortalen Organspende, eine Förderung von beidem kann die durchschnittlichen Wartezeiten reduzieren, diese sind in den USA derzeitig bei ca. zwei Jahren und in den skandinavischen Ländern bei sechs bis neun Monaten. Dieses Ziel zu erreichen ist schwierig, aber nicht unmöglich.

    Mit dieser Pressemitteilung verabschiedet sich Professor Kirste von der Leitung der Sektion Transplantationschirurgie am Universitätsklinikum Freiburg. Er wird sich künftig als Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) der Aufgabe zur Förderung der Organspende widmen.

    Kontakt:
    Prof. Dr. med. Günter Kirste
    Sektionsleiter Transplantationschirurgie
    Chirurgische Universitätsklinik
    Hugstetterstr. 55
    79106 Freiburg
    Telefon: 270-2840/2772
    Telefax: 0761/278970
    Mail:kirste@chir.ukl.uni-freiburg.de

    Weitere Infos zum Thema auch im Internet unter:
    www.kongress-und-kommunikation.de
    Pressebereich
    Presseinformationen.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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