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04.07.2022 13:02

Wie Jugendbeteiligung im Strukturwandel gelingen kann

Dr. Bianca Schröder Presse und Kommunikation
Institute for Advanced Sustainability Studies e.V.

    Die Beteiligungsrechte von Kindern und Jugendlichen wurden in den letzten Jahren ausgeweitet. Allerdings gibt es Defizite in der praktischen Umsetzung. In einer neuen Publikation geben IASS-Forschende Empfehlungen, wie die Beteiligung junger Menschen in Strukturwandel-Prozessen gelingen kann.

    Partizipation ist seit vielen Jahren Teil der Debatten um eine nachhaltige Entwicklung. Beteiligungsprozesse können motivierend wirken und die Selbstwirksamkeit von Handelnden verbessern. In Deutschland legt das Kinder- und Jugendhilfegesetz umfassende Beteiligungsrechte fest, darüber hinaus haben die Bundesländer weitere Vorgaben erlassen. Diese reichen allerdings unterschiedlich weit.

    Die Forschenden analysierten verschiedene Projekte der Kinder- und Jugendbeteiligung im Lausitzer Strukturwandel und führten zusätzlich Interviews mit Vertreterinnen und Vertretern von Kinder- und Jugendorganisationen in Brandenburg und Sachsen sowie mit den für Jugend zuständigen Ministerien. In ihrem Beitrag, erschienen in der Zeitschrift „Unsere Jugend“, beschreiben sie vier Herausforderungen, die zum Teil auch in anderen Regionen und Prozessen zum Tragen kommen:

    1. Unklarheiten über Zweck, Funktionen und Mandate von Jugendbeteiligung: Der Verwaltung ist nicht immer klar, warum Kinder und Jugendliche beteiligt werden sollen und was konkret Ziele von Beteiligung sein könnten. Teilweise wird argumentiert, dass der Strukturwandel zu komplex oder zu uninteressant für diese Gruppen sei.
    2. Mangelndes Knowhow der Verwaltung: Verwaltungen beklagen, dass bestehende Angebote nicht nachgefragt werden. Oft fehlen Ideen, wie Jugendbeteiligungsprozesse in Entscheidungsstrukturen integriert werden können. Dies deutet darauf hin, dass die Verwaltungsstrukturen sowie die angebotenen Formate überarbeitet werden sollten.
    3. Jugendbeteiligung ist überwiegend lokal: In zahlreichen Kommunen gibt es Beteiligungsprozesse, allerdings sind diese bislang kaum vernetzt.
    4. Fehlende Gremien: Die Bundesregierung adressiert mit ihrer Förderpolitik in der Regel die Lausitz insgesamt, es gibt aber keine adäquaten lausitzübergreifenden Institutionen. Darum ist es schwierig, eine oder mehrere Institutionen zu bestimmen, die die Interessen von Kindern und Jugendlichen verbindlich berücksichtigen sollten.

    Die Bewältigung dieser Herausforderungen drängt, weil in den nächsten Jahren zusätzliche Ressourcen in die Lausitz fließen werden. Zahlreiche Studien zu nachhaltigen Zukunftsstrategien liegen bereits vor, nun müssen Handlungsoptionen ausgewählt werden. „Hieraus ergibt sich ein hoher Bedarf und ein erhebliches Potenzial für Jugendbeteiligung. Damit diese gelingt, müssen die Träger von Kinder- und Jugendbeteiligung allerdings mit den Verwaltungen angemessene Strukturen erarbeiten. Zentral ist, dass die jungen Menschen erfahren, woran und warum sie sich beteiligen können und wie mit den Ergebnissen umgegangen wird“, sagt Erstautor David Löw Beer.

    Gelungene Beteiligung braucht eine gründliche Vorbereitung

    Zunächst, so die Forschenden, müssen Politik und Verwaltung von der Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit einer Jugendbeteiligung überzeugt werden. In einem weiteren Schritt müssen diese Akteure die Entscheidungsstrukturen so überarbeiten, dass jugendliche Bedürfnisse und Ziele eingebunden werden. Dies setzt eine Schulung des politischen und Verwaltungspersonals sowie Bildungsangebote für die Jugendlichen voraus – idealerweise unterstützt durch das formale Bildungssystem.

    Wichtig ist zudem ausreichend Motivation, um neue Strukturen zu entwickeln und auszuprobieren und bei etwaigen Rückschlägen nachzusteuern. Beteiligung zur Stärkung einer nachhaltigen Transformation kann nur durch die Einrichtung von Beteiligungsgremien, die ernsthaft in den politischen Prozess eingebunden sind und von Expertinnen und Experten der Kinder- und Jugendbeteiligung begleitet werden, gelingen. Zudem sollten Projekte und Strukturen, die die Jugendlichen selbst initiiert haben, gefördert werden.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. David Löw Beer
    david.loewbeer@iass-potsdam.de


    Originalpublikation:

    Löw Beer, D., Holz, V. (2022 online): Jugendbeteiligung, Demokratiepädagogik und Nachhaltigkeit. Konzeptuelle Überlegungen sowie Herausforderungen und Lösungsansätze aus dem Strukturwandel in der Lausitz. - Unsere Jugend. http://dx.doi.org/10.2378/uj2022.art43d


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Politik, Recht, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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