idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
07.05.2004 14:30

Hautkrankheiten auf Reisen: Wachsmodelle der Bonner Dermatologie in Luxemburg

Frank Luerweg Dezernat 8 - Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

    Gesichter mit Syphilis, Schuppenflechte und Pilzkrankheiten blicken auf die Besucher des Museums der Geschichte der Stadt Luxemburg hinab. Erst der zweite Blick zeigt: Die Hauterkrankungen und die menschlichen Körperteile sind Nachbildungen aus Wachs, so genannten "Moulagen". Die Klinik für Dermatologie der Universität Bonn hat für die Ausstellung ",Sei sauber...! Lave-toi...! Be clean...!' Eine Geschichte der Hygiene und öffentlicher Gesundheitsvorsorge" einige Stücke seiner großen Sammlung nach Luxemburg verliehen. Noch bis zum 24. Oktober sind die Moulagen sowie zahlreiche Exponate, darunter Hygieneartikel, Zeichnungen und Gemälde rund um die Gesundheit in Luxemburg zu sehen. Von Dezember 2004 bis Mai 2005 wird die unter anderem von Wissenschaftlern der Bonner Universität betreute Ausstellung in der Deutschen Arbeitsschutzausstellung (DASA) in Dortmund gastieren.

    Die Geschichte der Wachsbildnerei geht in die Antike zurück. Damals wurden mit Wachs Leichname mumifiziert. Im 16. Jahrhundert wurden Wachsabdrücke erstmals in der Medizin verwendet. Die Blütezeit der Moulagen begann Ende des 19. Jahrhunderts. In manchen Hautkliniken entstanden große Sammlungen, denn die Moulagen ließen sich perfekt zu Lehrzwecken einsetzen. Zudem konnten mit ihrer Hilfe vergleichende Studien durchgeführt werden. Dank der abschreckenden Wirkung dienten die Wachsnachbildungen auch zur Krankheitsvorbeugung. Die Bonner Moulagensammlung wurde 1910 von Professor Erich Hoffmann begründet. Er holte zahlreiche berühmte Moulageure an die Hautklinik der Universität. Mithilfe eines am menschlichen Modell angefertigten Abdrucks konnten die Moulageure die Anatomie und Krankheitsbilder orginal- und maßstabsgetreu nachbilden. Die Darstellung konzentrierte sich auf Haut- und Geschlechtskrankheiten. Das Geheimnis um die Zusammensetzung der Wachsmischung und der Farben wurde sorgsam gehütet und von den meisten Moulageuren mit ins Grab genommen.

    Das Aus der Moulageure kam mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges, da die Krankenhäuser, die sie früher beschäftigt hatten, die wenigen finanziellen Mittel in Medikamente und neue Gerätschaften investieren mussten. Zudem boten die Farbfotografie und das Diapositiv ganz neue Möglichkeiten, um Krankheiten festzuhalten und Abbilder im Unterricht zu verwenden. Fotografien ließen sich schnell vervielfältigen und boten gegenüber den aufwendigen Moulagen einen erheblichen Preisvorteil. Auch ließen sich Fotos deutlich besser lagern als die empfindlichen und sperrigen Wachsabdrücke.

    Mehr als 1000 Moulagen werden in der Klinik und Poliklinik für Dermatologie im Universitätsklinikum Bonn in großen Glasvitrinen gelagert. Damit besitzt Bonn deutschlandweit die zweitgrößte Sammlung dieser faszinierenden Stücke der Medizingeschichte. Der Zustand der Wachsmodelle ist ausgezeichnet, da sie in einem Kellerraum bei konstanter Temperatur aufbewahrt werden. Vor dem Ausbleichen durch Sonnenlicht schützen die Moulagen schwere Kunststoffvorhänge. Das Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit und das Medizinhistorische Institut begleiteten das Konzept der Luxemburger Ausstellung "Sei sauber...!". Professor Dr. Dr. Heinz Schott, Direktor des Medizinhistorischen Instituts, begrüßte den Wunsch des Museums der Geschichte der Stadt Luxemburg, einige ausgewählte Moulagen in Luxemburg auszustellen, um diese alten naturalistischen Lehrmittel einer breiten Öffentlichkeit nahe zu bringen.

    Es existiert ein umfangreicher, bebilderter Ausstellungskatalog in Deutsch, Englisch und Französisch. Kontakt: b.fuge@musee-hist.lu.

    Ansprechpartner:
    Professor Dr. med. Ralf Bauer
    Klinik und Poliklinik für Dermatologie, Universitätsklinikum Bonn
    Telefon: 0228/88-9445
    E-Mail: Ralf.Bauer@ukb.uni-bonn.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-bonn.de/Aktuelles/Presseinformationen/2004/186.html


    Bilder

    Fotos der Moulagen sind abrufbar unter: www.uni-bonn.de >> Aktuelles >> Presseinformationen. Bildautor: Monika Bär, Klinik und Poliklinik für Dermatologie
    Fotos der Moulagen sind abrufbar unter: www.uni-bonn.de >> Aktuelles >> Presseinformationen. Bildaut ...

    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Geschichte / Archäologie, Kunst / Design, Medizin, Musik / Theater
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

    Fotos der Moulagen sind abrufbar unter: www.uni-bonn.de >> Aktuelles >> Presseinformationen. Bildautor: Monika Bär, Klinik und Poliklinik für Dermatologie


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).