idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
13.07.2022 13:26

Vor allem Frauen stemmen Unterstützung und Pflege von Angehörigen, in der Pandemie stärker als zuvor

Stefanie Hartmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Zentrum für Altersfragen

    Viele Menschen, die Angehörige, Nachbar*innen oder Freund*innen pflegen und zugleich erwerbstätig sind, mussten während der Pandemie ihren Alltag umorganisieren. So fiel beispielsweise die Unterstützung im Haushalt durch externe Dienstleistenden bei vulnerablen Gruppen oft kurzfristig weg und musste von Angehörigen selbst übernommen werden. Pflegende Angehörige wurden durch temporäre Schließungen ambulanter Pflegedienste zusätzlich beansprucht. Mit dem Deutschen Alterssurvey lässt sich nachzeichnen, wie sich der Umfang von Pflege und Unterstützung während der Pandemie verändert hat und wer den größten Teil davon übernahm.

    Die erhobenen Daten stammen aus dem Sommer 2020, dem ersten Sommer der Pandemie, sowie aus dem Winter 2020/21, der durch den zweiten Lockdown, aber auch durch den Beginn der Impfungen für vulnerable Gruppen bestimmt war. Zum Vergleich wurde die Befragung aus dem Jahr 2017 herangezogen. Die ausgewerteten Angaben stammen von Personen im erwerbsfähigen Alter von 46 bis 65 Jahren.

    Es zeigt sich, dass insbesondere zu Beginn der Pandemie im Sommer 2020 mehr Menschen im erwerbsfähigen Alter Unterstützung und Pflege für andere übernahmen als 2017. Im Winter 2020/21 sank die Beteiligung an Unterstützung und Pflege wieder auf ein ähnliches Niveau wie vor der Pandemie.

    Deutlich wird aber auch, dass es vor allem die Frauen sind, die diesen Mehraufwand an Unterstützung schultern. Sie unterstützen und pflegen nicht nur häufiger als Männer, sondern auch mit größerem Zeitaufwand: Im Winter 2020/21 mit insgesamt 11,5 Stunden pro Woche im Vergleich zu 7,5 Stunden bei den Männern. Gerade beim zeitlichen Umfang zeigt sich insgesamt, dass Erwerbstätigkeit kaum mit zeitintensiver Pflege kombinierbar ist: Während Nicht-Erwerbstätige im Schnitt 17,2 Stunden pro Woche aufbringen, sind es bei Erwerbstätigen nur 7,6 Stunden pro Woche.

    Die höhere und intensivere Beteiligung an Unterstützung und Pflege insbesondere durch Frauen und die Schwierigkeit bei der Vereinbarkeit von Pflege und Erwerbstätigkeit könnten wiederum Auswirkungen auf die finanzielle Situation haben – sowohl in der Phase der Unterstützung, aber auch darüber hinaus mit Blick auf die Höhe der künftigen Rentenansprüche. Erschwert wird diese Vereinbarkeit auch durch die erfahrene Diskriminierung am Arbeitsplatz von der 27 Prozent der pflegenden Angehörigen laut einer Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes berichten.

    Es bleibt zu hoffen, dass die im Koalitionsvertrag angekündigte Einführung einer Lohnersatzleistung dazu führt, dass sich Pflege und Beruf künftig besser vereinbaren lassen. Auch der Ausbau der ambulanten Betreuungsinfrastruktur würde pflegende Angehörige deutlich entlasten und der Diskriminierungsschutz von fürsorgenden Erwerbstätigen sollte gesetzlich gestärkt werden.

    Untersucht wurde der Zusammenhang von Unterstützungs- und Pflegeaufgaben mit der Erwerbsarbeit bei Personen im Alter von 46 bis 65 Jahren. Die detaillierten Ergebnisse sind nachzulesen in: Ehrlich, U., Kelle, N., & Bünning, M. (2022). Pflege und Erwerbsarbeit: Was ändert sich für Frauen und Männer in der Corona-Pandemie [DZA Aktuell 02/2022]. Berlin: Deutsches Zentrum für Altersfragen. Online: https://www.dza.de/fileadmin/dza/Dokumente/DZA_Aktuell/DZA-Aktuell_02_2022_Pfleg...

    Der Deutsche Alterssurvey (DEAS) ist eine repräsentative Quer- und Längsschnittbefragung von Personen in der zweiten Lebenshälfte. Im Rahmen der Studie werden seit mehr als zwei Jahrzehnten Menschen auf ihrem Weg ins höhere und hohe Alter regelmäßig befragt. Seit Beginn der Corona-Pandemie fanden zwei Erhebungen des Deutschen Alterssurveys statt, bei denen jeweils Personen befragt wurden, die zuvor schon mindestens einmal an der Studie teilgenommen hatten. An der Befragung im Sommer 2020 (8. Juni bis 22. Juli 2020) haben 4.823 Personen ab einem Alter von 46 Jahren teilgenommen, bei der Befragung im Winter 2020/21 (04. November 2020 bis 1. März 2021) waren es 5.402 Personen. Der Deutsche Alterssurvey wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ).


    Originalpublikation:

    Ehrlich, U., Kelle, N., & Bünning, M. (2022). Pflege und Erwerbsarbeit: Was ändert sich für Frauen und Männer in der Corona-Pandemie [DZA Aktuell 02/2022]. Berlin: Deutsches Zentrum für Altersfragen. Online: https://www.dza.de/fileadmin/dza/Dokumente/DZA_Aktuell/DZA-Aktuell_02_2022_Pfleg...


    Bilder

    Anteile der Personen im Alter von 46 bis 65 Jahren, die gesundheitlich eingeschränkte Personen unterstützen oder pflegen
    Anteile der Personen im Alter von 46 bis 65 Jahren, die gesundheitlich eingeschränkte Personen unter ...

    Deutsches Zentrum für Altersfragen


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Politik
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Anteile der Personen im Alter von 46 bis 65 Jahren, die gesundheitlich eingeschränkte Personen unterstützen oder pflegen


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).