Historikerstreit 2.0 zu Holocaust und Kolonialismus: Frankfurt UAS und Bildungsstätte Anne Frank veranstalten internationale Konferenz zu inklusiver Erinnerungskultur mit renommierten Wissenschaftler/-innen und Politiker/-innen aus den USA, Israel, Namibia, Polen, England und Deutschland
Der sogenannte Historikerstreit 2.0 ist Thema bei einer internationalen Konferenz an der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) am 22. und 23. September 2022. Unter dem Motto „Beyond – Towards a Future Practice of Remembrance“ diskutieren renommierte Referentinnen und Referenten aus Deutschland, Israel, USA, Polen, Namibia und England, wie sich vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte und postmigrantischer Gegenwartsrealitäten eine inklusive Erinnerungskultur zu Holocaust und Kolonialismus gestalten lässt.
Die Bildungsstätte Anne Frank hat die hochkarätig besetzte Konferenz gemeinsam mit der Frankfurt UAS und mit Unterstützung des Goethe-Instituts organisiert, die Deutsche Welle ist Medienpartner. Um Anmeldung unter https://www.frankfurt-university.de/index.php?id=11194 wird gebeten. Die Teilnahme ist kostenfrei.
„Es ist verheerend, wenn die Erinnerung an den Holocaust als Konkurrenz für die Auseinandersetzung mit der Kolonialzeit in Stellung gebracht wird. In der Konferenz geht es darum zu diskutieren, wie Erinnerung multidirektional funktionieren kann“, erläutert Prof. Dr. Meron Mendel, Direktor der Bildungsstätte Anne Frank. Der Historiker lehrt auch als Professor für transnationale soziale Arbeit an der Frankfurt UAS und hat das Programm der internationalen Konferenz maßgeblich konzipiert.
Mit Blick auf die verfestigten Fronten, die sich insbesondere zwischen antisemitismuskritischen und postkolonialen Positionen bilden, betont er: „Wir müssen wegkommen von gegenseitigen Anschuldigungen und einen konstruktiven Dialog beginnen. Bei der Konferenz möchten wir deshalb jenseits von Opferkonkurrenzen die Frage erörtern, wie es angesichts der deutschen Geschichte und postmigrantischer Realitäten möglich ist, eine inklusive Erinnerungskultur zu gestalten.“
In Rückbezug auf den Historikerstreit der 1980er Jahre wird die wissenschaftliche Auseinandersetzung derzeit oft unter dem Schlagwort Historiker/-innenstreit 2.0 geführt. Denn erneut steht die Frage nach der Singularität des Holocaust im Fokus der transnationalen Diskussionen um die historische Verantwortung Deutschlands. Die Kritik fehlender oder unvollständiger Aufarbeitung der Kolonialvergangenheit und ihr Nachwirken in der Gegenwart wird dabei zum Ausgangspunkt dafür, eine Neujustierung deutscher Erinnerungskultur anzustoßen.
Gleichzeitig steht zur Debatte, welche gesellschaftlichen Bedingungen die gegenwärtige Erinnerung an den Holocaust prägen. Welche Perspektiven und Erfahrungen gehen in den Kanon des Gedenkens ein? Wer hat überhaupt die Möglichkeit, sich an der Gestaltung einer vielfältigen Erinnerungskultur zu beteiligen und wessen Geschichten werden auf welche Weise erzählt und erinnert?
„Es ist unabdingbar, diese komplexen Fragen interdisziplinär und multiperspektivisch zu diskutieren“, betont Meron Mendel. International renommierte Wissenschaftler/-innen und Politiker/-innen aus den USA, Israel, Namibia, Polen, England und Deutschland werden deshalb bei der Konferenz „Beyond“ beteiligt sein und bei Vorträgen und Podien beispielsweise über das Holocaustgedenken im internationalen Vergleich oder über Formen der Restitution sprechen.
Termin: 22. und 23. September, Donnerstag 11:00 bis 18:30 Uhr, Freitag 9:00 bis 16:00 Uhr
Ort: Frankfurt University of Applied Sciences, Nibelungenplatz 1, Gebäude 4, Raum 109/110
Abendveranstaltung „Kunst & Kontext“ am 22. September
Anknüpfend an die laufende Debatte um Antisemitismus auf der Documenta 15 in Kassel lädt die Bildungsstätte Anne Frank am Abend des ersten Konferenztages, 22. September, 20 Uhr, zu einer zusätzlichen Abendveranstaltung ein. Unter dem Titel „Kunst & Kontext. Von der Mbembe-Debatte bis zur Documenta 15: Der Kunst- und Kulturbetrieb zwischen Antisemitismuskritik und Postkolonialismus“ diskutieren u.a. die Künstlerin Hito Steyerl und die Autorin Nele Pollatschek über das Spannungsfeld von Antisemitismus- und Rassismuskritik und die Möglichkeiten, den verhärteten Fronten in dieser Debatte möglichst konstruktiv entgegenzuarbeiten. Es moderiert der Journalist René Aguigah. Das Podium findet statt in der Bildungsstätte Anne Frank, 60320 Frankfurt, Hansaallee 150 (aufgrund begrenzter Plätze mit Voranmeldung an events@bs-anne-frank.de) und wird gestreamt auf dem Youtube-Kanal der Bildungsstätte:
https://www.youtube.com/channel/UCErqWWMnmgbXGeHufJgpw1A
Frankfurt University of Applied Sciences, Fachbereich 4: Soziale Arbeit und Gesundheit, Prof. Dr. Meron Mendel, E-Mail: meron.mendel@fb4.fra-uas.de;
Veranstaltungsorganisation: Davide Torrente, E-Mail: davide.torrente@fb4.fra-uas.de
https://www.frankfurt-university.de/fb4
https://www.bs-anne-frank.de/events/kalender/termindetail?tx_news_pi1%5Baction%5...
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Geschichte / Archäologie, Kulturwissenschaften, Kunst / Design, Politik, Religion
überregional
Kooperationen, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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