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14.07.2022 15:12

Der ARL-Kongress 2022 „Digitalisierung und Raumentwicklung“ im Rückblick

Dr. Tanja Ernst Stabsstelle Wissenschaftskommunikation
ARL – Akademie für Raumentwicklung in der Leibniz-Gemeinschaft

    Digitale Entwicklungen bestimmen bereits jetzt unser aller Leben. Mit Blick auf die Zukunft aber werden Lebensqualität, gesellschaftliche Teilhabe sowie wirtschaftliche Entwicklungsoptionen ganz entscheidend davon abhängen, wie die weitere Digitalisierung – auch in der Fläche – gelingen wird.

    Der ARL-Kongress 2022, den die Akademie gemeinsam mit dem Team der REGIONALE 2022 UrbanLand am 30.Juni und 1.Juli 2022. in Bielefeld durchgeführt hat, hat viele Aspekte der Digitalisierung und ihrer Auswirkungen auf Räume und die räumliche Planung beleuchtet und diskutiert. Egal, ob es sich um digitale Bildungs- oder Gesundheitsangebote, das Arbeiten im Home-Office oder neue Mobilitätskonzepte handelt, gerade für ländliche und abgelegene Räume, die vom demografischen Wandel besonders betroffen sind, bieten digitale Technologien neues Teilhabepotenzial und wichtige Möglichkeiten künftiger Wertschöpfung. Dies ist aber kein Automatismus, im Gegenteil, neben den Chancen ist die Gefahr, dass sich bestehende oder neue Ungleichheiten im Sinne einer digitalen Kluft entwickeln, genauso real. Zugleich hat die Corona-Pandemie die Dynamik der Digitalisierung enorm beschleunigt, was die Umsetzungsdefizite umso sichtbarer macht.

    Mehr Kooperation und Innovation
    So rückte u. a. das Thema Netzausbau die Bedeutung von Kooperation und einem abgestimmten strategischen Vorgehen in den Blick. Denn eine wichtige Voraussetzung für die Digitalisierung ist der flächendeckende Breitbandausbau. Während aber in manchen Regionen Deutschlands weiterhin kein Breitbandausbau stattfindet, wird anderorts in kurzer Zeit das Erdreich gleich mehrfach hintereinander aufgerissen, um Glasfaserkabel konkurrierender Anbieter zu verlegen.

    Das aber macht weder wirtschaftlich, noch ökologisch oder gesellschaftspolitisch Sinn. Hier kann Deutschland von europäischen Nachbarn, wie bspw. von Estland, Spanien, Schweden und der Schweiz lernen. Die genannten Länder sind durch ambitionierte Zielvorgaben, aber eben auch ein abgestimmtes Vorgehen der relevanten Akteure sowie die aktive Rolle der Kommunen mit ihrem Breitbandausbau in der Fläche sehr viel weiter, als dies in Deutschland bislang der Fall ist.
    Aber auch jenseits der technischen Infrastruktur sind beim Einsatz und der Anwendung von digitalen Produkten Kooperation, Innovation und Beteiligung wichtig, um nachfrageorientiert Bedarfe und Hürden zu ermitteln und auch weniger technikaffine Bevölkerungsgruppen bei der Nutzung der digitalen Angebote zu unterstützen. Nur so können sich digitale Chancen entfalten. Zugleich profitieren auch die digital natives von einer Sensibilisierung im Umgang mit und beim Schutz ihrer persönlichen Daten.
    Die zahlreichen Vorträge und Diskussionen machten immer wieder deutlich, wie wichtig die aktive Beteiligung der Bevölkerung, die Abstimmung und enge Kooperation zwischen den Planungsebenen, zwischen Stadt und Land, aber auch zwischen den Disziplinen und Fachpolitiken sowie den entsprechenden Ressorts der Verwaltung auf allen Ebenen ist.

    Der Mensch im Fokus: Digitalisierung ist kein Selbstzweck
    Dabei dürfen die Nutzenden nicht aus dem Blick geraten, denn eine weitere Erkenntnis, so banal sie auch klingen mag, war, dass Digitalisierung analoge Strukturen und Prozesse, aber vor allem Face to Face-Kontakte nur ergänzen, aber nicht zu ersetzen vermag. Wichtiger Prüfstein für Sinn oder Unsinn digitalisierter Anwendungen und Angebote seien daher die Nachfrage und der Mehrwert für die Nutzenden.

    One size fits all?
    Auch hier zeigte sich, wenig überraschend, dass es keine Blaupausen gibt, die ubiquitär anwendbar sind. Gute Beispiele aus der (inter)nationalen Praxis bieten Inspiration und zeigen Handlungsmöglichkeiten auf, trotzdem unterscheiden sich die Ausgangsbedingungen zwischen Stadt und Land nach wie vor stark und auch zwischen den Städten und mit Blick auf die Vielfalt ländlicher Räume müssen letztlich immer spezifische, regional angepasste Wege und Lösungen gefunden werden.

    Wie wichtig der Austausch in Präsenz ist und bleibt, zeigte überdies das Format selbst. Der ARL-Kongress fand seit Pandemiebeginn und unter Einhaltung strikter Abstands- und Hygieneregeln erstmals wieder in Präsenz statt.

    Wir danken allen Referierenden und Teilnehmenden für die anregenden Beiträge und den interessierten Austausch. Darüber hinaus gilt unser Dank unserem diesjährigen Kooperationspartner, dem REGIONALE Team 2022 von der OWL GmbH in Bielefeld: Annette Nothnagel, Herbert Weber und dem gesamten Team sowie ihren Projektpartner/innen in Bielefeld, Löhne und Minden für spannende und neue Insights zur Region OstWestfalenLippe und die tolle Exkursion zum Abschluss der beiden Kongresstage.

    Einen ausführlichen Rückblick auf die beiden Kongresstage veröffentlichen wir in unserem Wissenschaftsmagazin „Nachrichten der ARL“ im kommenden Schwerpunktheft „Transformation“. Die Nachrichten der ARL sind Open Access verfügbar.

    ***
    Die ARL – Akademie für Raumentwicklung in der Leibniz-Gemeinschaft leistet wissensbasierte Analyse und Beratung zu aktuellen Fragen nachhaltiger Raumentwicklung. Komplexe gesellschaftliche Herausforderungen erfordern integrative und damit inter- und transdisziplinäre Perspektiven. Die spezifische Arbeitsweise der ARL – transdisziplinär und netzwerkförmig – ermöglicht das enge Zusammenwirken und den umfassenden Austausch von Wissenschaft und Praxis. Die Forschungs- und Transfertätigkeiten, die das personelle Netzwerk, bestehend aus herausragenden Fachleuten aus der Wissenschaft und Praxis, in den gemeinsamen Arbeitsgremien leistet, halten wichtige Erkenntnisse für die zukunftsorientierte Entwicklung räumlicher Strukturen und deren politisch-planerischer Gestaltung bereit.
    www.arl-net.de

    OstWestfalenLippe richtet das NRW-Strukturprogramm REGIONALE 2022 unter der Überschrift „UrbanLand“ aus. Ziel ist es, die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in Stadt und Land über innovative und modellhafte Projekte zu stärken. Sie geben Antworten auf die Frage, wie wir in Zukunft leben, wohnen, arbeiten, uns fortbewegen und unsere Freizeit gestalten wollen. Um die Qualität der Projekte zu gewährleisten, durchlaufen potenzielle REGIONALE-Projekte für OstWestfalenLippe ein dreistufiges Qualifizierungsverfahren hin zum REGIONALE 2022-Projekt. Im Präsentationsjahr 2022, dem UrbanLand Sommer, wird das Urbanland OstWestfalenLippe im Rahmen eines Veranstaltungsprogramms sichtbar. Informationen: www.urbanland-owl.de


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Martina Hülz
    Tel. +49 511 34842-28
    martina.huelz@arl-net.de

    Dr. Britta Bockhorn
    Tel. +49 511 34842-25
    britta.bockhorn@arl-net.de


    Weitere Informationen:

    https://www.arl-net.de/content/arl-kongress


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
    Bauwesen / Architektur, Gesellschaft, Informationstechnik, Verkehr / Transport, Wirtschaft
    überregional
    Kooperationen, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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